Er hatte sie alle vor der Linse: Kohl, Merkel, Putin, Trump, aber auch scheue Größen wie Karl Lagerfeld. Daniel Biskup gilt als außergewöhnlicher Porträtfotograf und Chronist der Wendezeit.
In der neuen Podcastfolge von Völlig überzogen haben Hoffmann und Kollmann mit ihm auch über seinen neuen Bildband Wendejahre gesprochen.
Daniel Biskup hat sein Abitur gemacht, dann angefangen Politik und Geschichte zu studieren und nebenbei immer für Zeitungen geschrieben. Fotografieren war lange Zeit nur sein Beiwerk, bis er sich dann entschlossen hat, den Fokus ganz auf die Fotografie zu legen. Sein Gespür für die wichtigen Momente unserer Geschichte wird in seinem Bildband Wendejahre: Ostdeutschland 1990 - 1995 wieder einmal sichtbar.
Fotografieren ist wie Blumenpflücken
Daniel fotografiert nicht nur Personen des öffentlichen Lebens, sondern spricht gerne auch fremde Menschen an und fragt, ob er sie fotografieren darf:"Viele Prominente sind vielleicht jetzt prominent, aber in zehn zwanzig Jahren kennt die kein Mensch mehr. Und deswegen finde ich oft Bilder von Leuten, die keiner kennt, in einer bestimmten Situation, viel spannender und langlebiger als zum Beispiel Jenny Elvers." – Daniel Biskup
Er steht auf, geht raus und sammelt Momente mit der Linse ein – er vergleicht es mit Blumenpflücken. Als Fotograf weiß man vorher nicht, was passieren wird und welche Fotos entstehen werden:
"Das ist einfach ein Geschenk des Alltags und ich sag immer: Eigentlich fallen die Bilder vom Himmel, man muss sie nur auffangen." – Daniel Biskup
Zu seinem Geschick, diese Bilder einzufangen, kommt auch sein großes Interesse an Zeitgeschichte und Osteuropa.
Wendejahre
Daniel Biskups Bildband Wendejahre: Ostdeutschland 1990 - 1995 - der dritte Teil seiner Umbruch-Trilogie - erschien zum 30. Jubiläum des Mauerfalls und zeigt einmal mehr seine Begabung, Zeitgeschichte mit der Kamera zu konservieren. Daniel Biskup hat sich schon immer für Osteuropa interessiert, was auch in den ersten beiden Teilen seiner Reihe, Budapest - Berlin. Mein Weg zur Einheit und Russland. Perestroika bis Putin, sichtbar wird.Am 9. November 1989 saß Daniel Biskup abends in Augsburg einem Café, als es hieß, dass die Grenzen ab sofort offen sind. Daniel hat sich intuitiv in sein Auto gesetzt und ist direkt 600km nach Berlin gefahren.
"Ich hatte Glück, dass ich intuitiv richtig gehandelt habe - da bleibt ja nicht viel Zeit zum Überlegen. Man muss auch dafür brennen." - Daniel Biskup
Er hat alles, was bis zum 3. Oktober 1990 passiert ist, mit der Kamera verfolgt: Vom ersten Konzert von Wolf Biermann bis zur Erstürmung der Stasi-Zentrale in Leipzig. Dazu gehört viel Glück und Interesse an dem Thema, sagt Daniel:
"Am Anfang hat man so ein 1000-Teile Mosaik und man sammelt jeden Tag ein Puzzle-Teilchen. Und irgendwann mal ist das Bild fertig. In dem Fall war der erste Teil am 3. Oktober fertig." - Daniel Biskup
Auch die fünf Jahre danach hat Daniel fotografisch festgehalten und in seinem Bildband gesammelt. Und eigentlich, so merkt Daniel Biskup an, ist diese Geschichte bis heute nicht fertig, da wir noch immer nicht komplett wiedervereinigt sind.
In der aktuellen Podcastfolge von Hoffmann und Kollmann - Völlig überzogen erfährst du noch mehr über Daniels Werdegang als Fotograf und Hintergründe zu seinem Bildband über die Zeit nach dem Mauerfall. Das ganze Interview und alle anderen Folgen des Podcasts kannst du hier nachhören.
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