Musik aus Island

Musik aus Island

egoFM around the world

Großartige Fußballkommentatoren, abgefahrene Landschaften, Björk, beheizte Fußgängerzonen und ein großes Pflichtbewusstsein, Elfen und Trolle vorm Straßenbau zu schützen - Island bietet alles, was ein Traumland (im wahrsten Sinne des Wortes) haben sollte. Bevor du aber auswanderst, stellen wir dir erst noch die isländische Musikszene vor.

FM Belfast, Sigur Rós, Björk, Ólafur Arnalds, Kaleo, Of Monsters and Men...

...es ist absolut kein Geheimnis mehr, dass Island irre viele gute (wenn teilweise auch etwas abgedrehte) Künstler*innen birgt, die wir hier ein bisschen zelebrieren wollen. Deck dich also mit reichlich Brennivín ein, wir liefern dafür nicht nur sechs Künstler*innen, die du unbedingt genauer kennen solltet, sondern auch gleich eine komplette Playlist mit allerlei Musik vom Inselchen. Hu!

Ásgeir


Der schüchterne Singer/Songwriter Ásgeir beschäftigt uns schon seit einigen Jahren. Und das nicht nur, weil wir - obwohl wir ihn schon so lange kennen - immer noch partout nicht wissen, wie man ihn überhaupt ausspricht. Doch ob Asge-ir, Ausgürsch, Aus-gey-rsch oder Aasgeier: Im Vordergrund steht die Musik, die nicht nur gar magisch die Seele kitzelt, sondern auch noch Bilder im Kopf erschafft, die einem bestens den nächsten Trip nach Island ersparen.

Erst vor ein paar Tagen brachte Ásgeir sein neues und mittlerweile viertes Album Bury the Moon raus. Und das Internet flippt aus mit Vergleichen zu Justin Vernon, beziehungsweise Bon Iver.

Vök

Eigentlich haben sich Vök 2013 nur gegründet, um an einem isländischen Bandcontest teilzunehmen. Das kleine Problem dabei war nur, dass sie überhaupt keine Songs hatten, die sie zusammen spielen konnten - innerhalb weniger Wochen haben sie es trotzdem geschafft, gemeinsam ein paar Songs zusammenzuwerkeln, mit denen sie letztlich doch tatsächlich den Contest gewonnen haben.
Erst im Mai 2015 allerdings ist ihre Debüt-EP Circles auf dem internationalen Markt erschienen, ein paar Monate darauf folgte Tension, zwei Jahre darauf dann erst das Debüt Figure. Zuletzt (2019) haben sie ihr zweites Album In the Dark veröffentlicht, das wesentlich poppiger und treibender ist, als der eher kühle, düstere Vorgänger. Wir mögen beides.

Als Bandnamen haben sich die vier Isländer übrigens einen Begriff ausgesucht, der sich nicht ganz eindeutig übersetzten lässt: Vök kann sowohl "Loch im Eis" als auch "Loch in den Wolken" bedeuten. Und der etwas schizophrene Bandname spiegelt sich eben auch in den Songs von Vök wider: Die Isländer können sowohl kalt und mysteriös, als auch warm und wohlklingend ziemlich gut.

Fufanu

Früher Techno, heute Post-Punk.

Nachdem Kaktus Einarsson und Gulli Einarsson jahrelang als Techno-Duo namens Captain Fufanu durch die Clubs zogen, eifern sie jetzt als Trio Idolen wie The Cure, The Jesus And Mary Jane oder Bauhaus hinterher. Sie haben bereits mit Damon Albarn zusammengearbeitet und sind seit 2015 auf dem gleichen Label wie die isländische Vorzeigekünstlerin Björk oder Newcomer Ásgeir gesignt, auf dem sie im Frühjahr gerade ihr Album Sports veröffentlicht haben. Das wiederum hat der Nick Zinner (Produzent der Yeah Yeah Yeahs) produziert. Beste Voraussetzungen also, um das nächste große Ding aus Island zu werden. Und siehe da: 2018 war es dann tatsächlich soweit, dass Fufanu mit ihrem Album The Dialogue Series noch internationaleren Ruhm abgreifen konnten.

Június Meyvant

Unnar Gísli Sigurmundsson verbrachte die ersten zwei Dekaden seines Lebens als kleiner Querulant, dessen Hobbys skateboarden und malen waren. Interesse am Musizieren hatte er zwar schon, jedoch kein Benehmen, weswegen er relativ schnell aus der Musikschule rausgeschmissen wurde. Erst in seinen 20ern fand Unnar endlich den Zugang zur Klangproduktion, als er eine alte Gitarre in seinem Elternhaus entdeckte. Die Musik bändigte sein wildes Wesen, er entwickelte Leidenschaft und fand endlich etwas, in das er all seine Energie stecken konnte - ohne dabei ausgelaugt zu werden, im Gegenteil sogar.

Durch das Rumzupfen an der Klampfe sprudelten die Ideen nur so aus Unnars Hirn heraus.


Mit einer Band hat es allerdings nicht geklappt.
Es gab Unstimmigkeiten und die anderen Mitglieder konnten irgendwie nicht so gut nach Unnars Ideen tanzen, weswegen er sich dazu entschloss, einfach solo weiter zu machen. Der Solokünstler Június Meyvant war damit geboren.

So. Und nach allem, was wir jetzt über diese Person wissen, haben wir einen kleinen Brainfuck parat - seinen Klang. Der unzähmbare Querulant macht nämlich ungefähr den feinsten, sensibelsten und entspannendsten Folk, den wir je gehört haben.

Sein erster Song "Color Decay" wurde 2014 international veröffentlicht, das Debütalbum Floating Harmonies folgte 2016. Sein aktuelles Werk heißt Across the Borders und war mal wieder ein Lieblingstonträger der Woche bei uns.

Sin Fang

Wenn wir uns vorstellen, dass es da draußen im Universum irgendwo auf einem anderen Planeten tatsächlich kleine, bunte Lebewesen gibt, die vielleicht sogar Musik machen, dann könnte diese so klingen wie Sin Fang. Sin Fang ist das Soloprojekt des 32-jährigen Sindri Már Sigfússon: bunt, verträumt, versöhnlich, ein bisschen folkig und ein paar Klänge, die man beim besten Willen nicht zuordnen kann. Macht auch nichts, denn irgendwie schafft es Sin Fang bei dem ganzen Synth-Gitarren-Gesangs-Gewurl eine harmonische, geleeartige Masse zu kreieren. Obwohl man glaubt, der Song platzt gleich aus allen Nähten, ist er dennoch kompakt genug, um irgendwie im Gehörgang hängen zu bleiben.
Man kann sich eine Sin Fang Platte auch durchaus öfter anhören und wird jedes Mal Geräusche und Soundeffekte entdecken, bei denen man schwören könnte, man hätte sie noch nie zuvor gehört. Mittlerweile hat Sin Fang schon sechs solcher Alben veröffentlicht. Das letzte, Sad Party, kam 2019 raus.

Weil ganz Island aber nicht mal ein gefühltes Dorf, sondern vielmehr eine kleine Straße ist, kennt jeder jede und umgekehrt und damit ist es keine Eigenart, dass so gut wie alle isländischen Musiker*innen irgendwie schon mal zusammengearbeitet haben.

Das trifft auch auf Sin Fang zu, der sich mit Sóley und Örvar Smárason (múm, FM Belfast) zusammengetan hat, um jeden Monat des Jahres einen Song zu veröffentlichen, die im Dezember gebündelt auf einem gemeinsamen Album erschienen sind: Team Dreams.

Nicht das erste Mal, dass Sin Fang und Sóley miteinander kollaborieren - einspielen konnten sie sich schon mit ihrer alten gemeinsamen Band Seabear, die jedoch seit ihrem letzten Studioalbum We Built a Fire (2010) nichts neues mehr von sich haben hören lassen.

Sóley

Als ausgebildete Komponistin und Klavierspielerin wurde Sóley im Jahr 2007 zunächst Mitglied der Band Seabear, die eben Kollege Sin Fang ins Leben gerufen hatte. Dort spielte sie Gitarre und Keyboard und das sehr leidenschaftlich und überzeugend.
Das Berliner Label Morr Music, bei dem Seabear unter Vertrag war, glaubte an Sóley und ermutigte sie auch solo Musik zu machen. Darauf folgte 2011 ihr Debütalbum We Sink, auf dem sich unter anderem die Nummer "Pretty Face" befindet. Ein Song, der auf YouTube zig Millionen Mal angeklickt wurde und sie schließlich international bekannt machte. 2015 folgte die zweite LP Ask the Deep, die im Vergleich zum Debüt allerdings eher unterging. Zurück ins Gedächtnis kam sie 2017: Sóley veröffentlichte via Morr ihr drittes Album Endless Summer, das klanglich zwar nicht unbedingt den Assoziationen entspricht, die der Titel auslöst, dafür aber eine prima Alternative zu zuckersüßem Wassereis ist. Erfrischungstechnisch.



Playlist: Die beste Musik Island

Genug gelesen, jetzt darfst du einfach nur noch lauschen. Weil es natürlich weitaus mehr als fünf Künstler*innen in Island zu entdecken gibt, haben wir eine ganze Playlist erstellt - auch mit den Klassikern.

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