COMA: Fuzzy Fantasy

COMA: Fuzzy Fantasy

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Die Kölner treiben ihre Evolution zum Pop voran.

"Wie können sie uns das nur antun? Das ist Verrat an der Fanbase!"

Diesen Fluch hört man meistens, wenn ein neuer Star Wars -Film rauskommt oder wenn ein Serienremake angekündigt wird. Aber auch Bands müssen sich ab und zu mit einer scheinbar völlig entrüsteten Fangemeinde rumschlagen – zum Beispiel, wenn sie zu viel am liebgewonnenen Sound verändern. Erst recht, wenn Bands aus der Nische den Schritt in eher zugängliche Musikrichtungen wagen, gibt’s gerne mal Ärger mit den Fans der ersten Stunde. Ungefähr das haben COMA auf ihrem neuen Album jetzt tatsächlich vor. Wer sich jetzt aber schon bereit macht, die Alarmglocken zu läuten, kann den Glockenschlägel gleich wieder in den Schrank zurückstellen:

Fuzzy Fantasy ist so ziemlich das Gegenteil von einem ärgerlichen Album.


Evolution dauert seine Zeit

Man könnte meinen, COMA hätten sich für ihre verschwommenen Fantasien reichlich Zeit gelassen. Vorgänger Voyage Voyage kam nämlich schon vor fünf Jahren raus und mit "Start/Stop/Rewind" ist auch noch ein schon seit drei Jahren bekannter Song mit drauf. Fuzzy Fantasy hat aber nichts mit plötzlich aufgetretener Faulheit zu tun: Georg und Marius sind beide in der Zwischenzeit Eltern geworden – Fuzzy Fantasy musste dementsprechend eben in den Phasen entstehen, wo mal keine Kleinkinder am Rumschreien waren. Da dauert dann alles eben ein kleines bisschen länger.

Gut möglich, dass sich auch deswegen der Sound verändert hat. Dass während der Entstehung relativ lange die Tanzflächen eingestaubt waren, womöglich auch. Aber der Klang der Kölner hat sich spürbar weg von den minimalistischen Clubtracks entwickelt, für die COMA mal bekannt waren. Klar sind die Songs natürlich noch elektronisch dominiert, und tanzen kann man dazu auch wenn man in Stimmung ist. Aber die Songs von Fuzzy Fantasy funktionieren eben auch neben der Tanzfläche:

Eben weil das Duo keine Hemmungen mehr davor hat, auch mal den ein oder anderen Refrain einzubauen, auch mal die Gesangsstimmen in den Mittelpunkt zu rücken oder eben auch manche Synthiemelodien akute Ohrwurmgefahr mitbringen.




Man muss sich also wirklich nicht schlecht fühlen, wenn man Fuzzy Fantasy lieber auf der heimischen Couch genießen möchte. "Hideout" fängt zum Beispiel relativ behäbig an, wird aber schnell zur vielschichtigen Klangwelt, in die man sich richtig schön akustisch einkuscheln kann. "Disconnected" setzt dann auf ein psychedelisches Gitarrenriff, dass eigentlich schon ganz alleine die ganze Umgebung in halluzinogene Farben tauchen kann. "Space" wiederum driftet mit knallig buntem 80s Synthie in ganz neue Höhen ab und traut sich auch mehr akustische Elemente in den Elektroklang einzubringen. Der Sound von COMA bleibt auf Fuzzy Fantasy warm, einladend und zugänglich. Und vor allem, weil das Album gerne in sanfteren Klangregionen bleibt, hauen dann Ausreißer wie "Transmission Failure" mit seinen krachigen akustischen Drums eben noch effektiver auf den Putz.

Der Schwenk zum Pop hat COMA also ganz und gar nicht geschadet – eigentlich war es nur logische Weiterentwicklung.



Tracklist: COMA - Fuzzy Fantasy

  1. Hideout
  2. Disconnected
  3. Beyond You and Me (feat. Dillon)
  4. Sober
  5. NFS
  6. Hard to Find
  7. The Same
  8. Transmission Failure
  9. Start/Stop/Rewind
  10. Space
  11. Surrender
Fuzzy Fantasy wurde am 15. März 2024 via City Slang veröffentlicht.



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