"The Story about my pain, my grief"

"The Story about my pain, my grief"

Tagebücher aus Ukraine #04

Von  Alla
Im vierten Kapitel ihres Tagebuchs erzählt Alla von ihrer Rückkehr - und den Eintritt in die Armee.

In der Kolumne #TagebücherAusDerUkraine erzählt Alla von ihren persönlichen Erlebnissen und Ansichten. Wer Alla ist, erfährst du hier.




Hello everyone, this is Alla! I haven't written anything for quite a long time. Today I will tell you the story about...

My pain, my grief

I returned to Ukraine a month ago. I was about moving to Canada, I was just waiting for a visa. But then it started to get complicated with the people we lived with here in Germany...

At some point my family, my friends, my nation began to be humiliated.

For two weeks, I heard accusations and humiliation, listened to how they didn't want to see us in this house and so I looked for a new shelter, because I didn't want to cause problems. At some point they told me:

"Go to Ukraine and never come back, your place is in Ukraine."

I couldn't stand it...

It was too hard, too much pressure, I was mentally killed every day, and ended up only coming in the house to sleep. It was the middle of the month, I didn't have money for the trip, and there was still nowhere else to go. I told a man from work about my problems and he helped me a little out with money, which saved me from total despair.

We decided to go to Ukraine.

Only my mother knew about the return. She was worried and didn't want me to come. But I really wanted to see my family, it was unbearable to wait all the time and pray that they would survive.
I arrived and waited for my grandmother near the house she temporarily had moved. As soon as she saw me, she ran towards me. She cried, my heart broke at that moment, but at the same time I was so happy to finally see her again. I hugged her and didn't want to let her go for a second. And so we sat there for a long time, in our arms. It was one of the best moments since the war.

But I wasn't ready for the stories I then heard... stories that were hidden from me so I would worry less.

My family lived under shelling all the time - every day and every night. They have to dig themselves into the ground when bombs are being dropped, spend the night in basements, constantly have to hide and it is impossible to stay calm when going outside. Airplanes fly over our villages and rockets are being dropped. Once in a night 40 bombs landed - on a small village. Everything is burned, nothing is left. An enemy drone flew into our yard, after which my mother and stepfather blocked all the windows with wood. One school teacher died right in the basement. It was not the first and not the last death. At last my mother's words broke me:

"On the streets we saw human body parts, a car with civilians blew up in front of us... I was there until the end... I believed and did not want to leave the house, but it's no longer possible. Now we have to accept that you can't pack a lifetime in a few suitcases and that we have to leave some things behind."

I couldn't imagine how terrible everything is and what they were going through.

What now? My Mom and stepfather are constantly looking for shelter - they are planning to go abroad to work, because for half a year they have neither a job nor money. My grandmother is still staying positive. She has found shelter.

I wanted to join the army, but I was not accepted.

So I applied to the military university and took an exam. My drill, which will last four years, began on August 29th. I will have a home in the barracks and food and that feels like happiness.

My fear is gone

I lost my home and my past life. My heart is filled with hatred and a desire to defend my land. I understood one thing: I will never leave my family and country again in my life. I will be here until my last breath and my mother will definitely come back to her home and smile. No one in this world will ever break the Ukrainian will and one day we will all celebrate the victory of good over evil.

Thank you for not forgetting my story. I hope I will write a new one soon.



Interesting fact

One of the charitable foundations I recommended in past articles bought a satellite. We have become even stronger, but the war is not over, so it is not enough.

Don't forget to help Ukraine!

  • Allas Geschichte: "My pain, my grief"
    Diary from Ukraine #04


Hallo zusammen, Alla hier! Ich habe schon lange nicht mehr geschrieben. Heute erzähle ich euch folgende Geschichte...

Mein Schmerz, meine Trauer

Vor einem Monat bin ich nach Ukraine zurückgekehrt. Ich war kurz davor, nach Kanada zu ziehen, musste nur noch auf ein Visum warten. Doch dann fing es an mit den Menschen, mit denen wir hier in Deutschland zusammenlebten, kompliziert zu werden...

Irgendwann wurden meine Familie, meine Freund*innen, meine Nation gedemütigt.

Zwei Wochen lang habe ich Anschuldigungen und Demütigungen zu hören bekommen. Musste mir anhören, dass sie uns nicht in diesem Haus sehen wollen und so habe ich mir eine neue Unterkunft gesucht, weil ich keine Probleme machen wollte. Irgendwann sagten sie mir:

"Geh nach Ukraine und komm nie wieder zurück, dein Platz ist in Ukraine."

Ich konnte es nicht ertragen...

Es war zu hart, der Druck zu groß, ich wurde jeden Tag psychisch getötet und kam schließlich nur noch ins Haus, um zu schlafen. Es war Mitte des Monats, ich hatte kein Geld für die Reise und konnte auch nirgends sonst hingehen. Ich erzählte einem Mann auf der Arbeit von meinen Problemen und er half mir mit Geld ein wenig aus, was mich vor der totalen Verzweiflung bewahrte.

Wir beschlossen, nach Ukraine zu reisen.

Nur meine Mutter wusste von der Rückkehr. Sie war besorgt und wollte nicht, dass ich komme. Aber ich wollte unbedingt meine Familie sehen, es war unerträglich, die ganze Zeit zu warten und zu beten, dass sie überleben würden.
Ich kam an und wartete auf meine Großmutter in der Nähe des Hauses, in das sie vorübergehend umgezogen war. Als sie mich sah, rannte sie sofort auf mich zu. Sie weinte, mein Herz brach in diesem Moment, doch gleichzeitig war ich so glücklich, sie endlich wieder zu sehen. Ich umarmte sie und wollte sie keine Sekunde mehr loslassen. Und so saßen wir lange da, in unseren Armen. Das war einer der besten Momente seit Kriegsbeginn. 

Allerdings war ich nicht bereit für die Geschichten, die ich dann zu hören bekam... Geschichten, die vor mir verwahrt blieben, damit ich mir weniger Sorgen machen würde.

Meine Familie lebte die ganze Zeit über unter Beschuss - jeden Tag und jede Nacht. Sie müssen sich bei Bombenabwürfen in den Boden graben, in Kellern übernachten, müssen sich ständig verstecken und es ist unmöglich, entspannt nach draußen zu gehen. Flugzeuge fliegen über unsere Dörfer und Raketen werden abgeworfen. Einmal in der Nacht landeten 40 Bomben - auf einem kleinen Dorf. Alles ist verbrannt, nichts ist übrig. Eine feindliche Drohne flog in unseren Hof, woraufhin meine Mutter und mein Stiefvater alle Fenster mit Holz blockierten. Ein Schullehrer starb direkt im Keller. Es war nicht der erste und nicht der letzte Todesfall. Die Worte meiner Mutter brachen mich schließlich:

"Auf der Straße sahen wir menschliche Körperteile, ein Auto mit Zivilisten explodierte vor uns… Ich war bis zum Ende dabei… Ich war hoffnungsvoll und wollte das Haus nicht verlassen, aber es geht nicht mehr. Jetzt müssen wir uns damit abfinden, dass man ein ganzes Leben nicht in ein paar Koffer packen kann und wir einiges zurücklassen müssen."

Ich konnte mir nicht vorstellen, wie schrecklich alles ist und was sie durchmachen mussten.

Was jetzt? Meine Mutter und mein Stiefvater suchen unentwegt nach einer Unterkunft - sie planen ins Ausland zu gehen, um zu arbeiten, weil sie seit einem halben Jahr weder Arbeit noch Geld haben. Meine Großmutter ist immer noch optimistisch. Sie hat Unterschlupf gefunden.

Ich wollte zur Armee gehen, wurde aber nicht aufgenommen.

Deshalb habe ich mich bei der Militäruniversität beworben und eine Prüfung absolviert. Am 29. August hat meine Ausbildung begonnen, die vier Jahre dauern wird. Ich werde ein Zuhause in der Kaserne und Essen haben und das fühlt sich an wie Glück.

Meine Angst ist weg

Ich verlor mein Zuhause und mein vergangenes Leben. Mein Herz ist voll Hass und dem Wunsch, mein Land zu verteidigen. Ich habe eines verstanden: Ich werde meine Familie und mein Land nie wieder in meinem Leben verlassen. Ich werde bis zu meinem letzten Atemzug hier sein und meine Mutter wird definitiv irgendwann zu ihrem Haus zurückkehren und lächeln. Niemand auf dieser Welt wird jemals den ukrainischen Willen brechen und eines Tages werden wir alle den Sieg des Guten über das Böse feiern.

Danke, dass du meine Geschichte nicht vergisst. Ich hoffe ich kann bald noch einen Text schreiben.



Interessante Tatsache

Eine der gemeinnützigen Stiftungen, die ich in früheren Artikeln empfohlen habe, hat einen Satelliten gekauft. Wir sind noch stärker geworden, aber der Krieg ist noch nicht vorbei, also ist das noch nicht nicht genug.

Vergiss nicht, der Ukraine zu helfen!

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