Die egoFM Themenwoche: Volkssport Kritik

Die egoFM Themenwoche: Volkssport Kritik

5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben

Aus den Highlights unserer Themenwoche Volkssport Kritik haben wir uns fünf Punkte herausgepickt, die wir diese Woche dazu gelernt haben.


Kritik ist nicht gleich Kritik

Der Begriff "Kritiker*in" kann auch als Tarnbegriff verwendet werden. So bezeichnen sich manche Verschwörungstheoretiker*innen zum Beispiel als "Coronakritiker*innen" oder "Impfkritiker*innen". Kritik anzubringen ist ja erstmal wichtig und legitim. Der Deckmantel der Kritik kann aber auch dazu genutzt werden gefährliche Weltbilder, wie zum Beispiel die antisemitische Vorstellungen der QAnon-Theorie zu verbreiten und als harmlos zu verkaufen. Thomas Eidlinger sagt dazu im egoFM Interview:
"Das ist eine Art, eine denunzierende Praxis zu veredeln. Der Begriff der Kritik wird entwertet, weil er zu viel umspannt." 


Kritik, die draufsteht, ist nicht unbedingt drin.


Auch der Buzzsentence "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen" ist nicht wirklich Kritik. Er zeugt eher von einer Nichtauseinandersetzung mit Kritik, beziehungsweise dem Wunsch an rassistischen oder sexistischen Sprechweisen festzuhalten.
Die Angst vor Sprechverboten hat aber nichts mit realen gesetzlichen Verboten zu tun. Es geht vielmehr um die Angst selbst kritisiert zu werden und damit verbundene Ablehnung zu erfahren oder Scham zu empfinden. Sätze wie "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen" sind oft mit dem Gefühl verbunden, Medien würden "nur noch" scheinbar "linke" Meinungen abbilden. In der Realität sind es die meisten Medien aber nicht - das zeigte zum Beispiel die Fernsehsendung "die Letzte Instanz". Im Gegensatz zur Causa Omagate letzten Sommer ist die Reaktion des WDR Rundfunkrats bis jetzt eher mäßig. Es wurden zwar "Fehler eingeräumt", die tatsächlich menschenverachtenden Inhalte wurden aber nicht aus der Mediathek gelöscht.

Kritik kann analytisch sein.


Es gibt zahlreiche Wege zu kritisieren. Grundvoraussetzung  ist vor allem die Bereitschaft sich mit dem kritisierten Gegenstand ernsthaft und respektvoll auseinanderzusetzen.
Die Auseinandersetzung kann allerdings freiwillig oder unfreiwillig geschehen. So haben Betroffene nicht unbedingt die Wahl sich mit Rassismus, Transfeindlichkeit oder Fettfeindlichkeit auseinanderzusetzen. Es ist also auch wichtig wer spricht und wem zugehört wird. In ihrem "J.K Rowling"-Video zeigt Natalie Wynn von Contrapoints detailliert auf, wie wichtig es ist implizierte Aussagen mitzubedenken und sich historische Wirkmächtigkeiten und Machtverhältnisse anzusehen.

Kritik kann wohlwollend sein.


LiteraturkritikerGünther Keil spricht sich für eine wohlwollende Kritik aus. Er ist selbst Literaturkritiker und spricht in seiner egoFM Sendung Buchhaltung regelmäßig mit und über Literat*innen. Im Laufe seiner Karriere hat er sich davon verabschiedet Bücher "zu zerreisen" und möchte lieber versuchen konstruktiv zu kritisieren. Sein Ansatz:
"Der oder die Autor*in soll an der Kritik wachsen können - da muss die Literaturkritik manchmal noch an sich arbeiten."
und:
"Um die Glaubwürdigkeit eines Kritikers beurteilen zu können, sollte man schon ein bisschen was über ihn wissen"


Kritik kann wehtun.


Die Fähigkeit wohlwollend oder wertschätzend kritisieren zu können, hängt natürlich auch vom Gegenstand ab. Wichtig sind also auch die Adressat*innen der Kritik und deren Kritikfähigkeit. Akte der Gewalt müssen nicht in einem möglichst freundlichen Tonfall kritisiert werden. Da kann es durchaus auch mal wütend zugehen, wie wenn die Band Pussy Riot in "БЕСИТ" aka "Rage" Freiheit für alle politischen Gefangenen fordert.



Noch mehr Highlights aus unserer Themenwoche gibt's hier zum Nachhören:
  • Die egoFM Themenwoche: Volkssport Kritik
    Alle Highlights kompakt zum Nachhören mit Sebastian.

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