Spiritualität im 21. Jahrhundert

Spiritualität im 21. Jahrhundert

Katharina Ceming im Interview mit egoFM Max

Erst ein Yoga-Video auf YouTube, dann ein Achtsamkeitspodcast und vor dem Einschlafen noch eine Meditationsübung via App - ist das moderne Spiritualität?

Dr. Dr. Katharina Ceming ist Theologin, Philosophin und Autorin. Im Interview mit egoFM Max spricht sie unter anderem darüber, wie sich Spiritualität in den letzten Jahrzehnten verändert hat und ab wann das Ganze gefährlich werden kann.
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    Katharina Ceming im Interview mit egoFM Max


Spiritualität im 21. Jahrhundert

Im Gegensatz zu früher ist Spiritualität heute etwas, das nicht mehr nur in einem religiösen Kontext stattfindet. Inzwischen geht es häufig vor allem darum, Gelassenheit zu erlangen, ganz bei sich selbst zu sein und im Alltag Ruhe zu finden, erzählt Dr. Dr. Katharina Ceming.

Spiritualität kann dabei ganz verschieden praktiziert werden:

"Was eine Sache zur Spiritualität macht oder nicht ist eher die eigene Haltung, wie man etwas praktiziert oder wie man damit umgeht. Mache ich die Achtsamkeit um noch effizienter zu werden, noch mehr powern zu können oder geht's darum tatsächlich mal innezuhalten und mich auf gewisse Weise auch wieder im Leben zu verankern?" - Dr. Dr. Katharina Ceming 

Ob moderne Angebote wie Yoga-Videos, Meditations-Apps und Achtsamkeitspodcasts also letztendlich moderne Spiritualität sind, hängt in erster Linie von der individuellen Nutzung und der Intention, die dahinter steht, ab.

Zuflucht in Zeiten der Krise

Wenn gewohnte Umstände und Strukturen wegbrechen oder in Frage gestellt werden, suchen Menschen oft nach neuen Sicherheiten und kommen dabei auch auf Spiritualität zurück. Wie weit Spiritualität allerdings denjenigen, die nichts mehr mit dem religiösen Ursprung zu tun haben, wirklich Halt geben kann, weiß Ceming nicht. Zumindest aber, um Ruhe zu finden und abzuschalten stellen Meditation, Yoga und Co. immer eine gute Möglichkeit dar. 

Wann wird Spiritualität zur Gefahr?

Gefährlich kann es immer dann werden, wenn jemand psychisch labil ist. Denn sobald man intensiver in die Spiritualität eintaucht, wird immer auch Tieferliegendes freigesetzt, was Menschen überfordern und aus der Bahn werfen kann, erzählt Ceming. Außerdem ist es extrem wichtig darauf zu achten, dass Lehrpersonen vertrauenswürdig sind. Dabei setzt die Expertin vor allem auf Transparenz: Zu welcher Vereinigung gehören sie, welche Ausbildungen haben sie, was passiert mit dem Geld, das eingenommen wird und welche hierarchischen Strukturen gibt es?

Das heißt nicht, dass mit Spiritualität grundsätzlich kein Geld verdient werden darf oder Lehrpersonen keine Ratschläge geben dürfen - wenn es sich allerdings um eine riesige Geldmaschinerie handelt und keine kritischen Nachfragen gestellt werden dürfen, wird Dr. Dr. Ceming misstrauisch. 
"Je intransparenter eine Gesellschaft, eine Gruppierung ist, desto kritischer wäre ich." - Dr. Dr. Katharina Ceming

Außerdem sollte man immer auf seinen Instinkt hören: Selbst wenn alle anderen begeistert von einer Gruppierung oder einer Lehrperson sind - wenn man selbst ein ungutes Gefühl oder den Eindruck hat, etwas tut einem nicht gut, sollte man die Finger davon lassen, sagt Dr. Dr. Ceming ganz deutlich.

Das ist sowieso ein Ratschlag, den sie jedem und jeder gibt: Herausfinden, was einem gut tut, was man als Mensch braucht und das dann auch im Alltag umsetzen.

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