Wenn Fotos zu Memes werden

Wenn Fotos zu Memes werden

Die Geschichte hinter 5 bekannten Memes

Wer ein Foto ins Netz stellt, gibt in diesem Moment eigentlich fast immer jegliche Kontrolle darüber auf. Meist passiert mit dem Foto nichts, manchmal feiert es plötzlich die ganze Welt...

Vom Schnappschuss zum Internetphänomen

Manche lieben sie, andere hassen sie - klar ist aber: Memes gehören einfach zum Internet wie GIFs, Wikipedia und Co. Jede*r Dritte in Deutschland nutzt mittlerweile Memes, bei den 16 bis 29-Jährigen ist es fast die Hälfte. Um ein erfolgreiches Meme zu erstellen, das dann vielleicht auch viral geht, braucht es neben einem cleveren, kreativen Spruch oder Überschrift natürlich auch das passende Bild-, Video- oder Audioformat. Dabei ist die Frage des Urheber*innenrechts besonders in den letzten Jahren in Zusammenhang mit Uploadfiltern viel diskutiert wurden. Warum auch Privatpersonen zum weltbekannten Meme werden können und wie das in manchen Fällen das ganze Leben auf den Kopf stellen kann, zeigen diese Beispiele:

Doge

Fangen wird doch gleich direkt mal mit einem der wohl berühmtesten Memes aller Zeiten an: Doge. Egal wo du dich im Internet rumtreibst - früher oder später wirst du über ein Foto dieses Hundes stolpern. Aber warum eigentlich? Die Erfolgsgeschichte begann damit, dass die japanische Kindergärtnerin Atsuko Sato mehrere Fotos ihres Hundes Kabosu auf ihrem Blog hochlud. Kabosu ist ein Shiba, eine japanische Hunderasse, den die Kindergärtnerin 2008 aus einer Hundezucht vor der Einschläferung gerettet und adoptiert hatte. Als Atsuko Sato 2009 ihren Blog startete, wollte sie ursprünglich einfach nur Bilder ihres Hundes teilen und außerdem über die Gefahren der Hundezucht sowie über Adoption aufklären. Im Oktober 2010 tauchte eines der Fotos zum ersten Mal bei Reddit unter dem Namen "Doge" auf. Kurze Zeit später wurden die Fotos auch mit den bekannten bunten Comic Sans-Beschreibungen auf einem bekannten Shiba-Tumbler verwendet. Danach dauerte es nicht lange, bis sich Kabosu so zu einem beliebten Meme entwickelte - und zwar nicht nur im Internet. Das bekannteste Foto von Kabosu wurde zum Logo einer Kryptowährung (Dogecoin).


Ermahgerd-Girl

Vor Digitalkameras und Selfies gab es nicht viele Möglichkeiten, sich einen Schnappschuss sofort anzuschauen. Eine der wenigen: Polaroids. Maggie Goldenbergers Freundin Kaitlin hatte 1999 eine Polaroid-Kamera geschenkt bekommen und die beiden verbrachten viel Zeit damit, sich zu verkleiden und alberne, gestellte Fotos zu schießen. Zum Beispiel Maggie mit Kinderrucksack, Zöpfen, Zahnspange und ihrer Gänsehaut-Bücher-Sammlung. Jahre später, 2012 um genau zu sein, war Maggie gerade in Indien unterwegs und hatte nur selten Internetzugang, als sie eines Tages in einem Internetcafé ein vertrautes, längst vergessenes Foto von ihrer Mutter geschickt bekam: Maggie aus dem Jahr 1999 - mit Zöpfen, Zahnspange, ihrer Gänsehaut-Sammlung und einem deutschen Spruch auf dem Foto. Maggie ignoriert das erst mal. Ein paar Wochen später bekam sie von ihrer Ex-Freundin aber auch den Hinweis, dass das Foto als Meme auf ihrer Facebookseite aufgeploppt sei. Nun wurde Maggie doch stutzig und stellte, als sie wieder in den USA war, fest, dass ihr Foto mittlerweile zu einem riesigen Internetphänomen geworden war. Kaitlin hatte das Foto damals bei MySpace hochgeladen und ein Teenager aus Kanada hatte es irgendwann zufällig entdeckt und es auf Reddit hochgeladen. Generell hatte Maggie kein Problem, dass das Bild in einem witzigen Kontext verbreitet wurde, kritisierte aber, dass sich viele Menschen mit dem Meme über Mädchen lustig machten, die gern lesen. Außerdem veröffentlichte ein entfernter Bekannter viele Details über "Ermahgerd Girl" aka Maggie auf Reddit und outete dabei auch Maggies damalige Freundin. Übrigens - "Ermahgerd" heißt nix anderes als "oh my god" - nur eben mit Zahnspange gesprochen.


Bad Luck Brian

Zu Schulzeiten war Kyle Craven der Klassenclown. Mit seinen Freunden ließ er so gut wie keine Gelegenheit aus, irgendwelche Streiche zu spielen. Auch als Fotos für das Jahrbuch gemacht wurden, nutzte Kyle diese Gelegenheit, holte sich aus dem Second Hand-Laden ein paar grässliche Klamotten, rieb sich vor dem Fototermin die Augen rot und setzte ein besonders dämliches Grinsen auf. Dass er mit diesem Foto bei der Schulleitung nicht durchgekommen ist, war nicht verwunderlich. Er musste das Foto zurückgeben und ein neues machen. Allerdings scannte Kyle das originale Foto zuvor noch und lud es aus Spaß bei Facebook als Profilbild hoch. Jahre später, im Januar 2013, lud Ian Davies - ein alter Schulfreund von Kyle - genau dieses Foto bei Reddit mit der Caption "Takes driving test . . . gets first DUI." hoch. Der ursprüngliche Post und das Meme waren nicht sonderlich erfolgreich, wurden aber von einem anderen Reddit-Nutzer in einem Post aufgegriffen, welcher wiederum schnell durch die Decke ging. Es dauerte gerade einmal zwei Wochen und Kyels Foto hatte sich als Meme überall im Internet verbreitet. Auch Kyle sieht sein Meme-Dasein mittlerweile eher positiv - tatsächlich hat ihm "Bad Luck Brian" viele Türen geöffnet und er sieht es als große Chance für sich. 

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Disaster Girl

2005 saß die fünfjährige Zoë Roth mit ihrer Familie gerade vor dem Fernseher, als sie draußen plötzlich Sirenen hörten. Ein Blick aus dem Fenster verriet - ein paar Straßen weiter brannte es. Als sich die Familie den Brand von Nahem anschauen wollte, stellten sie fest, dass noch mehr Leute den Brand verfolgten und dass die Feuerwehr nicht wirklich in Eile war, das heruntergekommene Haus zu löschen. Tatsächlich handelte es sich um einen gewollten und kontrollierten Trainingsbrand (Taktik) der Feuerwehr. Zoës Vater hatte zufällig seine neue Kamera dabei und schoss von allen Familienmitgliedern Fotos - auch von Zoë, die für ihn vor dem brennenden Haus in die Kamera lächeln sollte. Drei Jahre später erschien dieses Foto in einem Fotomagazin - Zoës Vater hatte es im Rahmen eines Fotowettbewerbes eingereicht. Es dauerte nicht lange und auch das Internet wurde auf das Foto aufmerksam. Anfangs verbreitete es sich als Cutout (nur Zoës Gesicht vor einem tragischen Hintergrund), später dann das originale Foto mit unterschiedlichen Captions. Obwohl Zoë mit ihrem Bild ziemlich berühmt wurde, änderte sich ihr Leben nicht so krass wie beispielsweise im Fall von Hide The Pain Harold. Und obwohl sie so viel Aufmerksamkeit dafür bekam, wirkte sich dieser Erfolg nie finanziell aus. Das änderte sich, als sie das Foto 2021 als NFT für ungefähr 460.000 Euro verkaufte. Mit den Memes an sich hat Zoë bisher übrigens keine Probleme.

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Hide The Pain Harold

András Arató, ein ungarischer Elektroingenieur, hat in seinem Leben schon viel erreicht, erhielt Auszeichnungen für seine Forschung und wurde Vizepräsident der ungarischen lichttechnischen Gesellschaft. Was ihn aber eher unfreiwillig weltberühmt machte, war sein zufälliger Nebenjob als Stockmodel. Alles begann, als András nach einem Türkeiurlaub ein paar Fotos von sich für seine Freund*innen ins Netz stellte. Auch ein professioneller Fotograf wurde auf die Bilder aufmerksam und überredete ihn zu einigen Fotosessions als Stockmodel. Dabei entstanden einige Hundert Stockfotos. András war zufrieden mit den Fotos und willigte ein, dass diese Bilder als Print- und Online-Stockfotos verwendet werden durften. Einzige Bedingung: Nicht im Kontext von Politik, Religion oder Sex. Nach ein paar Monaten wollte András wissen, wofür seine Stockfotos genutzt wurden und fand mittels Google-Image Search heraus, dass sie tatsächlich nur in dem vereinbarten Kontext verwendet wurden. Ein paar Monate später machte er dann noch einmal eine Google-Suche und musste feststellen, dass sich seine Fotos mehr und mehr als "Hide The Pain Harold"-Memes im Netz verbreiteten. Anfangs überlegte András noch, gegen einzelne Nutze*innen und Seiten vorzugehen, um die Verbreitung zu stoppen. Allerdings dachte er, dass sich der Hype um seine Stockfotos sicher bald legen würde. Falsch gedacht - das "Hide The Pain Harold"-Meme wurde immer beliebter. Schlussendlich gab András auf, outete sich im Netz als "Hide The Pain Harold" und wurde dafür gefeiert. Der ganze Internet-Fame eröffnete ihm viele Möglichkeiten - András trat zum Beispiel in Musikvideos, Kurz- und Werbefilmen auf und arbeitet als Radio-DJ.

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