Wie schnell Onlineshopping zur Sucht wird

Wie schnell Onlineshopping zur Sucht wird

Gesehen, geklickt, gekauft

Nachdem uns jetzt auch die Forscher warnen, wird es Zeit über unser Onlineshopping-Verhalten zu reden - und wie schnell wir durch das Internet kaufsüchtig werden können.

Dank der Erfindung des World Wide Webs hat sich unser typische Alltag in den letzten Jahrzehnten verändert.

Zahlreiche Innovationen, wie Nachrichtendienste, Social Media & Co erleichtern ihn uns in vielerlei Hinsicht. Laut einer Studie von ARD und ZDF nutzen mittlerweile über 90 Prozent der deutschen Bevölkerung die Vorteile des Internets. Ohne die Bequemlichkeiten der Online-Welt kann man sich vieles heutzutage nicht mehr vorstellen.

Eine dieser Möglichkeiten ist das Onlineshopping

Wo man sich früher noch Samstagmittag durch die Menge von anderen Gleichgesinnten drängen musste, um irgendwo ein Paar Jeans herzubekommen, stellt das Internet einem heute eine gemütliche Alternative zur Seite.

Ob Klamotten, Bücher, Kosmetik oder Lebensmittel - fast alles kann mit wenigen Klicks bis zur Haustür gebracht werden.

Vor Zeiten des Onlineshoppings bedeuteten wichtige oder Luxuskäufe meist Stress und Hektik, jetzt geht das leicht vom Sofa aus. Bei Bedarf auch mit dem Weinglas in der Hand, in Jogginghose und gerne auch mal mehrere Stunden lang.

Die meisten Geschäfte haben deshalb mittlerweile als zweites wichtiges Standbein den hauseigenen Onlineshop. Webseiten wie Amazon, Zalando oder Flaconi geben den Marken eine noch größere Plattform, damit der Käufer auf keinen Fall ein Angebot verpasst. Die Unkompliziertheit und Schnelligkeit des Onlineshoppings machen es dem Käufer dabei besonders bequem, auch das dritte Paar Schuhe in den virtuellen Einkaufswagen zu legen.

 


Therapie Onlineshopping

Aber nicht nur der Komfort macht den Prozess des Onlineshoppings so verführerisch:

Es ist auch das altbekannte Belohnungssystem, was uns zum Kauf bewegt.

Hattest du einen stressigen, anstrengenden Tag? Ein nerviges Telefonat mit der Mutter? Oder tiefsitzenden Liebeskummer? Kein Problem, mit ein paar Klicks im Lieblingsshop fühlt man sich oft schon besser.
Es ist manchmal wie eine Art Selbsttherapie, die sich in dem Moment erstmal nur gut anfühlt. Der Kauf eines neuen Pullis (oder auch von drei) löst zunächst eine Welle an Glücksgefühlen aus. Probleme des Onlineshoppings sieht man dabei zunächst meist nicht.

Denn der Kauf beim Onlineshopping ist vor allem eines: Schnell. Und das 24 Stunden, sieben Tage die Woche.

Man muss sich nicht durch Umkleidekabinen schlagen und sich vor allem nicht vor sich selbst rechtfertigen, während man den nächsten Schein aus dem Geldbeutel kramt. Das soeben eingebrannte Loch im Geldbeutel wird dank Onlinebanking auch erstmal gekonnt übersehen.

Dank zahlreicher, fortgeschrittener Algorithmen sind die Personalisierungsmechanismen in Social Media & Co. heutzutage auch so weit, dass einem genau das vorgeschlagen wird, wonach man gerade eh gesucht hat – ob man das vorher wusste oder nicht. Dagegen kommt nicht mal die beste Verkäuferin an.

 


Süchtig nach Onlineshopping

Hört sich ja erstmal super an. Doch den wenigsten ist dabei bewusst, wie schnell sich dieses Kaufverhalten häufen kann – und wie schnell der regelmäßige Kauf zur Sucht wird. Ein neuer Report von Forschern zeigt jetzt:

Es gibt eine direkte Verbindung zwischen unserer Internetnutzung und einigen psychischen Störungen, wie vor allem auch die Kaufsucht.

Die Wissenschaftler, die sich mit der problematischen Nutzung des World Wide Webs auseinandersetzen, fordern dringende weitere Untersuchung des Themas:
„We are at a sort of watershed, starting to understand there is a problem.“


Zeit, darüber zu sprechen.




Es ist einfach zu einfach

Während wir in der Gesellschaft oft aufschreien, wenn es um neue Werberegelungen geht und jetzt sogar unser geliebtes Chatprogramm WhatsApp mit Pop-Ups und Werbebannern infiltriert werden soll, reden wir doch auffällig wenig über die Breite an Folgen der Kommerzialisierung für den Konsumenten.

Ständig und hartnäckig werden wir mit neuen Kaufalternativen konfrontiert und technische Möglichkeiten machen uns den Kauf noch verführerischer:
Shopping-Apps mit regelmäßigen Pushnachrichten, Treuepunkte und Newsletter binden uns gerne an den regelmäßigen Kontakt mit der Marke. Dank PayPal geht der Kaufprozess dabei so schnell, dass wir es kaum merken und wir öfter zum Kauf verleitet werden - wie auch eine neue Studie des Unternehmens zeigte. Und Klarna und Kreditkarten machen das ausgegebene Geld auch nicht sofort auf dem Konto sichtbar.

Gesehen, geklickt, gekauft.

Und das ständig und überall.



Doch wann ist es denn zu viel? Wann beginnt denn eine Kaufsucht?

Häufig kann man das als Konsument lange nicht sagen, bis es das eigene Leben sichtbar beeinflusst. Laut des Reports sind dabei vor allem Frauen davon betroffen. Folgen sind dabei neben existenziellen finanziellen Geschichten auch soziale Probleme und der vollständige Verlust der Kontrolle über das Shoppingverhalten.

Onlineshopping ist also weniger super als wir denken. Meistens ist der Weg zur Abhängigkeit so unvorhersehbar und geht so schleichend vor sich, sodass wir es gar nicht merken - und kann vor allem jeden treffen.

Das Wichtige ist der Unterschied zwischen dem Kauf einer Sache zur Belohnung und dem regelmäßigen Ausgeben von hunderten Euros für Dinge, die wir eigentlich gar nicht benötigen. Letzteres geschieht dann meistens aus einer Mischung aus Missstimmung, Langeweile, Identitätsfindung und materiellen Gelüsten - und fällt dem Betroffenen lange gar nicht auf.

Wann genau wir diese Grenze überschritten haben, ist gar nicht leicht zu sagen.

Aber der Report zeigt: Das Internet steigert unsere Kaufsucht und diese muss deshalb unbedingt thematisiert werden.

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