PRATTS & PAIN

PRATTS & PAIN

„Wenn ich im Studio nicht mehr weiterkam und Texte brauchte, setzten wir uns in den Pub und tranken ein Bier“, erzählt Royel Otis-Sänger und ‑Gitarrist Otis Pavlovic gegenüber Apple Music über Pratts & Payne: Es ist der Pub, nach dem er und Royel Maddell ihr Debütalbum benannt haben. „Von da an hat sich alles irgendwie von selbst ergeben.“ Der Pub befand sich in Südlondon – danach zu suchen, bringt nichts, es gibt ihn nicht mehr –, gleich um die Ecke vom Studio des Producers Dan Carey. Die Zusammenarbeit mit jenem Mann, der bereits Alben von Fontaines D.C., Wet Leg und Foals produziert hat, war ein Nebenprodukt der Experimentierfreudigkeit des Duos aus Sydney. „Wir hatten bisher immer mit denselben Leuten gearbeitet, wir wollten wohl sehen, wie es ist, mit jemandem in einer völlig anderen Umgebung zu arbeiten“, sagt Gitarrist Maddell. „Er ist ein Magier. Er ist so cool. Er ist sehr einschüchternd, aber er ist der süsseste einschüchternde Typ der Welt.“ Während der dreiwöchigen Aufnahmen schmückte Carey den locker-leichten Indie-Pop von Royel Otis mit Samples, Loops und Synthesizern, allerdings nie auf Kosten der musikalischen DNA der Band. Hier führen uns Maddell und Pavlovic Track für Track durch „PRATTS & PAIN“. „Adored“ Otis Pavlovic (OP): Ich finde, der Song ist klanglich ein guter Opener für das Album. Der Sound ist ein bisschen schnell und hart. Es geht dabei um Selbstfürsorge und die Förderung von Selbstvergnügen. Royel Maddell (RM): Selbstbefriedigung. Das ist etwas, wofür man sich nicht schämen sollte. „Fried Rice“ RM: Es geht darum, auf einer Party zu sein. Die Party ist allerdings eine Orgie, von der du nichts wusstest. Du willst wieder gehen und dieses tolle Mädchen mitnehmen, aber sie möchte bleiben und alles erkunden. OP: Sie will mehrere Stücke von der Torte. RM: Beruht das auf einer echten Erfahrung? Ja, es gab da mal eine Silvesterparty. Von der haben wir uns sehr inspirieren lassen. „Foam“ RM: Es begann mit einem Bass-Riff. Während COVID kaufte ich einen Bass, [und] machte eine Übung, um besser zu werden. Daraus wurde dann ein anständiges Riff. Das nahmen wir und bauten darauf auf. Irgendwann bekam einer von uns eine Nachricht, die uns ärgerte. Wir dachten nur: „Ist das dein verdammter Ernst? Warum spricht diese Person gerade jetzt über mich?“ Es ist ein ziemlich aggressiver Song, aber auf eine melodische Art gesungen, die nicht bedrohlich ist. OP: Wenn man den Text liest, würde man wahrscheinlich denken, dass es ein hektischer Song ist, aber so kommt er eigentlich gar nicht rüber. „Sonic Blue“ RM: Ich war eine Zeit lang mit einem Mädchen zusammen, das nicht trank und keine Drogen nahm. Ihr Kopf war klar und sie war sehr karriereorientiert. Ich dagegen war ziemlich chaotisch und dachte: Ich muss mein Leben in den Griff bekommen. Es hat mich echt deprimiert, dass mir das nicht gelungen ist. Es ist eine Spirale. „Heading For The Door“ RM: Darüber haben wir oft gejammt. Ich glaube, wir haben es sogar schon für die erste EP gemacht, bekamen die Gesangsparts aber einfach nicht hin. Es geht um die Erkenntnis, dass deine Beziehung scheitern könnte, und um all die unsinnigen Streitereien, die du hast. „Velvet“ RM: „Velvet“ ist wie die gesamte Entwicklung einer gescheiterten Beziehung. OP: Dans [11-jähriger] Neffe spielt darauf Schlagzeug. Wir haben alles mehr oder weniger live aufgenommen. RM: Er spielte echt auf eine bombastische Art. Wie ein kleiner Ringo Starr. Er war wirklich cool und begeistert und schlug hart zu. „IHYSM“ OP: Der Song erzählt davon, dass man mit jemandem zusammen ist, der zu involviert ist und dann ein wenig lästig wird. RM: Es nervt, belagert zu werden und keine Ruhe zu haben. Selbst die Menschen, die man liebt, können einem echt auf die Nerven gehen. OP: Es geht darum, diese Schwere von anderen Personen zu spüren. RM: Um das Gefühl, dass sie zu viel Druck auf dich ausüben. „Molly“ RM: Wir haben all diese Sessions mit verschiedenen Producer:innen gemacht, um zu sehen, ob es passt. Dabei trafen wir uns mit James Ford [Arctic Monkeys] und arbeiteten an diesem Stück. Er kam mit diesem verrückten Harfen-Ding an, das wir mit einem Bogen spielten, um diesen beunruhigenden Saitensound zu erzeugen. Es wurde richtig bedrückend. Wir hatten es noch nicht ganz fertig und brachten es zu Dan, der uns ein Instrument zeigte, das er erfunden hatte. Damit kann man echt verrückt tiefe Töne treffen und wir versuchten, es so düster wie möglich zu machen. Es ist irgendwie deprimierend. „Daisy Chain“ OP: Das [entstand], nachdem wir das Album mit Dan aufgenommen hatten. Wir dachten, dass vielleicht noch Platz für einen positiveren, aufbauenden Song war. Also nahmen wir ihn in Byron auf und schickten ihn zu Dan, der ihn abmischte und ein bisschen was hinzufügte. RM: Wir haben den Song mit Chris Collins gemacht. Er ist fantastisch. „Sofa King“ RM: Es geht um das Gefühl, dass man nicht so schnell vorankommt wie andere Leute. Andere machen Karriere, kaufen ein Haus oder heiraten – eben dieser ganze Disney-Mist –, während du nur auf der Couch sitzt und Netflix schaust. „Glory to Glory“ RM: Auf den Namen kamen wir, glaube ich, in einem Uber auf dem Weg zu Dans Studio. Er war an einem Waschsalon oder so. Ich glaube nicht, dass da „Glory to Glory“ stand, aber es sah so aus. Es war eine Idee, die wir morgens hatten, bevor wir ins Studio gingen, und dann hatten wir einfach Spass damit. Dan spielt darauf Bass. Er ist ein hervorragender Bassist. Es ist mein Lieblingssong auf dem Album. Ich nehme an, das hat viel mit der Entstehung zu tun und wie einfach es lief. „Always Always“ OP: Das war eines der ersten Stücke, an denen wir zusammengearbeitet haben. Roy hatte einen kleinen Wintergarten, in dem er seinen Computer aufstellte und Aufnahmen machte. Für mich geht es darum, dass jemand weiter weg und nicht in der Nähe ist. Man führt unterschiedliche Leben, denkt aber immer noch ein bisschen an die Person. „Big Ciggie“ RM: Mir ist aufgefallen, dass alle bei Beerdigungen das Gleiche erzählen. Ich finde aber, dass man sich bei einer Beerdigung nicht davor scheuen sollte, etwas Schlechtes über jemanden zu sagen. Sei ehrlich. Nicht jeder Mensch ist der grösste, warmherzigste, freundlichste und rücksichtsvollste. Deshalb sollte man bei einer Beerdigung sagen: „Die Person war schrecklich, aber echt liebenswert und ich habe sie so geliebt, wie sie war.“ Ich denke, es ist wichtiger, andere so zu lieben, wie sie sind, auch wenn sie ätzende Eigenschaften haben, als sie nur dann zu lieben, wenn sie perfekt sind.

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