Dirty Projectors - Lamp it Prose

Dirty Projectors - Lamp it Prose

Der Lieblingstonträger der Woche

Weirde Patchworkmuster und eine Vielfalt an schrillen Instrumenten: Die New Yorker Avantgarde-Popper legen mit dem neunten Album nach.

Nach dem Trennungsschmerz folgt das Wiedergeburt

Gerade mal ein Jahr ist es her, dass die Dirty Projectors um Dave Longstreth ihr selbstbetiteltes Album veröffentlicht haben, auf dem der Frontsänger seine gescheiterte Liebesbeziehung mit Bandkollegin Amber Coffman verarbeitet. Düsterer als sonst war das. Die Songs an sich viel, viel länger. Und sogar noch ein bisschen vertrickster als der Klang der Dirty Projectors eh schon immer war.

Nun, gerade mal ein Jahr nach dem letzten Album, scheint der Schmerz überwunden und der Blick nach vorne gerichtet zu sein.

Lamp Lit Prose kommt mit ganz viel Lebensfreude, Hoffnung, Witz, diverse Ideen von Neustarts und ja - auch ganz viel neue Liebe daher. Dave Longsreth setzt nach der Überwindung der Trennung alles in Regeneration. Er will am Versagen wachsen - dementsprechend kann man das Versagen auch nicht mehr als jenes betiteln.

Wer große Gefühle hat, muss das Orchester gleich mit buchen

Man muss ja nicht mal genau hinhören um zu beachten, dass sich jeder einzelne Song aus unfassbar vielen, kleinen Details arrangieren. Damit wirken die Songs ganz wie diese Portraits, bei denen man beim genaueren Betrachten erkennt, dass es sich um ganz viele kleine Bilder handelt, die ein Größeres ergeben.
Gitarren, Posaune, Trommeln, Orgel, Klarinetten, Klavier, Mundharmonika, Holzbläser und Mandolinen - das alles findet sich auf Lamp it Prose. Getrieben werden die Melodien vom ruppigen Gesang von Dave Longstreth und merkwürdigen Rhythmen, zusammengeschweißt wird das Ganze dann wiederum mit Elektronik.
Beeindruckend sind auch die ungewöhnlich vielen Features: Syd von The Internet, die aufsteigende R'n'B-Künstlerin Amber Mark, die noch als Geheimtipp gilt, Empress Of aus Honduras, Vampire Weekends Rostam, die Elektroniker Dear Nora und Robin Pecknold von Fleet Foxes geben ihren Feature-Songs jeweils noch mal einen weiteren eigenen Charakter.

Nach neun Songs findet das ekstatische Lamp it Prose langsam ein Ende und stimmt ruhigere Töne an: "(I Wanna) Feel It All" ist ruhig und lullt den Hörer noch einmal so richtig ein, dass der zum Ende des Albums wirklich denkt, er müsse die letzten 57 Minuten auf irgendeinem Trip festgefahren gewesen sein.

Ein Album für kulturdurstige Hangover 

Nüchtern betrachtet wirkt das Album ein wenig wie ein unmenschlich verkaterter Tag: Man liegt daheim auf der Couch und fühlt sich plötzlich arg schmuddelig, dass man da schon stundenlang rumvegetiert (könnte auch an den Pizzaresten um den Mund und Körper herum und der Tatsache liegen, dass man sich seit plus/minus 24 Stunden nicht mehr gewaschen hat). Dann kann es ja schon mal passieren, dass man plötzlich ganz radikale Gelüste generiert - ins Museum gehen, zum Beispiel. Also rappelt man sich auf und findet sich Time-Warp-ähnlich in einem Raum wieder, in dem einen moderne Kunst von den Wänden förmlich anschreit. Das Gefühl: ein eher unangenehm intellektuelles. Immerhin kann man gar nicht ganz greifen, was man da kredenzt bekommt.


Tracklist: Dirty Projectors - Lamp it Prose

01. Right Now (feat. Syd)
02. Break-Thru
03. That’s A Lifestyle
04. I Feel Energy (feat. Amber Mark)
05. Zombie Conqueror (feat. Empress Of)
06. Blue Bird
07. I Found It In U
08. What Is The Time
09. You're The One (feat. Robin Pecknold & Rostam)
10. (I Wanna) Feel It All (feat. Dear Nora)

Lamp it Prose von den Dirty Projectors wurde am 13. Juli 2018 via Domino Recording veröffentlicht.

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