Die absurdesten Tour-Rider

Die absurdesten Tour-Rider

"This is a No-Banana-Tour (Seriously)"

Was mit Schokolade! Was mit Avocado! Jemand mit Burka! Und eine Überraschung! Musiker*innen auf Tour versucht man natürlich immer alles recht zu machen. Was dabei so an Sonderwünschen rumkommt, haben wir hier zusammengestellt.

Was ist ein Tour-Rider?

Ganz kurz für alle Unwissenden, die gerade vor einer riesigen mit "Tour-Rider" beschriebenen Backsteinmauer stehen und sich fragen, was wohl dahinter steckt: Tour-Rider sind drei- bis achtzehnseitige Dokumente, die Künstler*innen vor Beginn der Tour an die Organisator*innen übergibt. Darin steht, was man an Instrumenten braucht, an netten Gimmicks für die Show, wie das Essen schmecken soll, welcher Alkohol präferiert wird und welche Übernachtungsmöglichkeiten erwünscht sind.

Bekommen die Künstler*innen nicht was sie wollten, kann es bei besonderen Exzentriker*innen 'ne schlechte Show und ganz viele Tränen geben. Verständlich, dass sich die Betreuer*innen also bemühen, sämtliche Wünsche zu erfüllen. Verständlich aber auch, dass man es als Star nicht lassen kann, das Ganze auch ein wenig humoristisch auszunutzen...

Besonders skurrile Tour-Rider-Wünsche

The Horrors: Hauptsache, es macht Spaß!

Sich wie Gott* in Frankreich einfach alles wünschen zu können, bietet natürlich einen gewissen Reiz. Das einzige Problem: Die Bezugspersonen aller Anlaufstellen bekommen den gleichen Zettel. Und der zwanzigste Hummer schmeckt dann doch irgendwie fad. Deshalb greifen The Horrors auf einen altbewährten Trick aus Kindheitstagen zurück und wünschen sich bei jedem Konzert eine Überraschung. Damit haben sie auch schon ziemlich gute Erfahrungen gemacht. So wie das eine Mal, als ihnen ein Veranstalter eine Kiste in die Garderobe stellte, in der eine als Katze verkleidete Frau saß. Angeblich haben die Bandmitglieder bemerkt, dass eine Person in der Kiste ist und sie dann absichtlich nicht geöffnet. Woher die Jungs dann allerdings wussten, dass eine Katzenfrau drin ist, weiß wohl nur Schrödinger... oder eben auch nicht.

Jack Johnson: The Enviroment Bill of Rights

Den wahrscheinlich grünsten Tour-Rider hat der Hawaiianer Jack Johnson. Denn seit dem Jahr 2008 versucht er, seine Touren so grün wie nur möglich zu gestalten. Zum einen wird verlangt, dass Recycling-Müll getrennt werden muss und nicht im normalen Restmüll landen darf (sollte ja eigentlich normal sein, aber wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein). Zudem fordert er die Veranstalter dazu auf, energieeffiziente Glühbirnen für seinLichterspektakel zu verwenden. Backstage gibt es nur wassersparende Toiletten und recycelbare Becher. Dies wird auch auf die Fans umgemünzt, die ebenfalls aus wiederverwertbaren Bierbechern trinken. Außerdem muss es Wassernachfüllstationen geben. Dahinter steckt ein wahrer Masterplan:

"If I'm going to keep doing this, I have to help keep the industry I'm a part of be more responsible." - Jack Johnson

Jack White: Keine Bananen, aber Guacamole

"Meals, please note that this is a no-banana-tour (seriously)" - Jack White

So beginnt das Kapitel Essen im von "The Oklahoma Daily" veröffentlichten Rider von Jack White: "We don't want to see bananas anywhere in the building." Aber stattdessen darf es frische Erdbeeren, Himbeeren, Champagner, Schokolade und Guacamole geben. Um sicher zu gehen, dass die Guacamole auch schmeckt, wurde selbst das dazugehörige Rezept beigefügt, in dem unter anderem erklärt wird, wie man die Avocado zu schneiden hat.

Gegenüber Pitchfork gab das Management von Jack White jedoch diesbezüglich eine Stellungnahme ab, in der es Folgendes erklärt:

"Contrary to what some believe, Jack doesn't write the rider nor make demands about his favorite snacks that must be in his dressing room. We're not even sure he likes guacamole but we do know that the folks who work hard to put on the show do enjoy it."

Grimes: Einen Chinchilla und regionale Lebensmittel

Der Preis für den sympathischsten und ebenfalls sehr umweltfreundlichen Tour-Rider geht eindeutig an Claire Boucher, aka Grimes. Weil sie selbst gerne die Rider von anderen Künstlern liest, beschließt sie Auszüge ihres eigenen zu veröffentlichen. Darin bittet sie die Veranstalter am Venue auf eine nachhaltige und umweltfreundliche Umgebung zu achten. Hinter der Bühne sollen ausschließlich Geschirr und Gläser aus wiederverwendbaren Materialen bereitgestellt werden. Styropor, Plastik oder Klarsichtfolie, wie zum Beispiel bei extra abgepackten Süßigkeiten sind tabu. Statt Plastikwasserflaschen gibt es einen Wasserspender, aus dem sich jedes Crew-Mitglied mit selbst mitgebrachten Gefäßen bedient. Was das Essen betrifft, bevorzugt Grimes regionale und saisonale Produkte.

Falls möglich, hätte sie dann aber noch folgenden Wunsch:

"If possible one cute bulldog, french bulldog, pug or pomeranian (or other cute animal, such as chinchilla or a pekanese) to visit and hang out, but who gets to leave before too much loud noise is heard so that he or she does not hurt their ears. It is important that if said animal visits, that they have a safe home to return. lol." - Grimes

Kanye West: Versace-Handtücher und Baumwoll-Chauffeur

Auf einer Australien-Tour ploppte im Netz plötzlich der zugehörige Rider von Kanye auf. Auf der Liste standen unter anderem Handtücher von Versace. Schließlich möchte er sich auf der Bühne zwischendurch mal das Gesicht abwischen. Ein besonderer Dresscode ist zudem bei sämtlichen Chauffeuren gefragt, die die Ehre haben, Kanye von A nach B zu fahren. Diese sollen - laut Angaben im Tour-Rider - ausschließlich Kleidung aus 100 prozentiger Baumwolle tragen.

M.I.A.: Getrocknete Blaubeeren und Frauen in Burkas

Auf knappen 26 Seiten hat egoFM Liebling M.I.A. ihre Wünsche während der Tour niedergeschrieben. Zwischen noch relativ gewöhnlichen Anliegen wie 24 Halb-Liter-Flaschen stillem Mineralwasser (Marke Evian oder Fiji), einer Packung organisch getrockneter Blaubeeren, einer Packung Oliven, jeweils einer Flasche Absinth, Rum und Wodka, sowie Gummibärchen und Schokolade, benötigte sie ebenfalls drei Frauen zwischen 20 und 25 Jahren mit besonders großer Bühnenpräsenz. Diese sollten während ihrer Show in Burkagewand auf die Bühne kommen.

Morrissey: Kein Fleisch am Venue

Als Veganer und Tierschützer hat sich der ehemalige Frontmann der Smiths schon immer gegen den Verzehr von Fleisch ausgesprochen. Bereits im Jahr 1985 erschien der Song "Meat is Murder" und erst 2015 hat Morrissey eine Show in Island abgesagt, da im Veranstaltungsort - anders als im Tour-Rider gefordert - Fleisch verkauft wird. Es ist ja nicht so, dass Morrissey sonst keine Gründe finden würde, um eine Show abzusagen. Aber dieses Mal war es das Fleisch:

"I love Iceland and I have waited a long time to return, but I shall leave the Harpa Concert Hall to their cannibalistic flesh-eating bloodlust." - Morrissey

Diplo: Pagagei und Dart-Scheibe mit Nicolas Cage-Gesicht

Auch Produzent Diplo scheint einen leichten Hang zum Extravaganten und Größenwahn zu haben... Er benötigt für sein Wohlbefinden auf Tour beispielsweise zwei aufblasbare Tiere, einen Gorilla (in echt), ein gerahmtes Bild seiner selbst, zehn Riesenkondome, eine arrangierte Hochzeit, einen original verpackten Nintendo mit Rechnung, einen Geigenspieler, während er seine Käseplatte verzehrt, die dritte Staffel von Lost (auf Videokassette) und natürlich einen Papagei, der seinen Namen sagen kann. Besonders hängen geblieben ist uns die Geschichte, dass Diplo angeblich mal eine Dart-Scheibe mit Nicolas Cage-Gesicht angefordert hat.

Foo Fighters: Vegetarische Suppen für die Roadies

Die Band rund um Frontman Dave Grohl benötigt insgesamt sechs Backstageräume: Für 78 Leute - darunter 18 Vegetarier*innen -  werden unter anderem 24 Handtücher, viel Bacon ("it's God's currency"), Kerzen mit Vanilleduft und Wodka bestellt. Außerdem legt man besonderen Wert darauf, dass die Roadies sofort bei der Ankunft ihr Essen bekommen und zwar vegetarische Suppen. Dem liegt nicht etwa ein ausgeprägtes Ernährungsbewusstsein der Roadies zu Grunde, sondern das Wohl der ganzen Truppe. Laut Rider tendieren die Roadies ansonsten zu Blähungen.

Motörhead: Jackpot-Automat

Aus sicherer Quelle wissen wir aus erster Hand eines Veranstalters, dass sich Lemmy, der verstorbene Frontmann von Motörhead, mal einen Jackpot-Automaten in den Rider geschrieben hat. Dieser musste extra zum Venue gekarrt und von einem Praktikanten vor Ort mit Coins aufgefüllt werden. Vor der Show hat Lemmy sich dann dem Automaten gewidmet und nach dem ersten Erfolgserlebnis ging er auf die Bühne... Besonders motiviert, so lautet die Erzählung. 



Weitere witzige Wünsche

Manchmal verraten uns auch egoFM Künstler*innen im Studio, welche Dinge sie in ihren persönlichen Tour-Rider reinschreiben. So wünscht sich Matthew Healy von The 1975 regelmäßig frische Socken und Unterwäsche, einmal auch einen Fußball. The/Das aus Berlin wiederum haben sich mal Champagner bestellt. Aber eher um es mal gemacht zu haben, als es wirklich für einen Auftritt zu brauchen. Danach war es langweilig, schließlich kann man sich nicht jeden Abend nach dem Konzert betrinken. Naja, nicht besonders exotisch, aber dafür sympathisch.

Noch mehr skurrile Tour-Rider stellen wir dir in diesem Artikel vor.

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