Alkohol in anderen Ländern

Alkohol in anderen Ländern

Wie sich der Konsum weltweit unterscheidet

Von  Viktoria Molnar
In manchen Ländern ist er Bestandteil der Kultur, in anderen wird er verboten und manch ein Land kann gar nichts damit anfangen, weil die Einheimischen ihn nicht vertragen. Wir nehmen dich mit auf eine alkoholisierte Reise um die Welt - ganz nüchtern natürlich.


Inhalt


Das bayerische Reinheitsgebot

In Deutschland gilt vor allem eines: Bier, Bier und noch mehr Bier. Das suggeriert zumindest die Volksmusik und der*die ein oder anderen Tourist*innen. Dabei ist das Bier in Deutschland, speziell in Bayern, mehr als nur eine Alkoholsorte: Es hat lange Tradition in den Klöstern, galt im Mittelalter sogar als Grundnahrungsmittel und das Reinheitsgebot selbst ist auch heute noch Kulturgut.

In den Klostergemeinschaften des Mittelalters wurde ein Getränk benötigt, das lange haltbar war, da man dem Grundwasser zu der Zeit nicht besonders trauen konnte.

Wegen seiner langen Kochzeit etablierte sich das Bier somit als die erste Wahl. Anfangs für den Eigenbedarf der Mönche hergestellt, getreu dem Motto: "Flüssiges bricht Fasten nicht", verkauften sie das Bier später an Menschen in der Umgebung. Und mit dem Verkauf wurden dem Bier immer mehr Zutaten beigemischt: Es war nicht unüblich, Ruß, Kreidemehl oder Fliegenpilze in das Bier zu mischen. Bis Herzog Wilhelm IV. von Bayern 1516 ein Machtwort sprach und das vermutlich älteste Lebensmittelgesetz der Welt einführte: das Bayerische Reinheitsgebot, as besagt, dass Bier nur aus drei Zutaten bestehen darf - Hopfen, Malz und klares Wasser.

Dem Reinheitsgebot zum Dank wird auch heute noch in den Traditionsbrauereien nach dem simplen Rezept gebraut und somit bleibt das Bier ein Qualitätsprodukt. Und trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass Bier immer noch Alkohol ist und eben kein Nahrungsmittel ist...

Die Prohibition in den USA in den 1920ern

16. Januar 1920: die Roaring 20s sind in vollem Gange, der Erste Weltkrieg ist vorbei und der US-Kongress verabschiedet gerade den 18. Zusatzartikel zur US-amerikanischen Verfassung: Von nun an sei der Verkauf, die Herstellung und der Versand von Alkohol landesweit verboten.

Das Ziel der sogenannten Prohibition: Alkoholismus und Kriminalität bekämpfen - kurz gesagt, das Land trockenlegen.

Wie es so weit kommen konnte? Der Druck kam von evangelikalen Protestanten, die Alkohol für eine Sünde hielten und von… Frauen - denn vor allem sie litten unter ihren oftmals trinksüchtigen, gewalttätigen Männern. Sie gingen auf die Straße, stürzten sich in den Kampf gegen die Trunkenheit. Saloons wurden besetzt, politischer Druck aufgebaut. Und das wirkte: das Veto des Präsidenten gegen die Prohibition wurde 1920 überstimmt und die Prohibition eingeführt.
Doch die Konsequenzen waren fatal: Der größte Profiteur der Prohibition war das organisierte Verbrechen. Gangster witterten einen Markt für illegalen Alkoholhandel. Und der wurde von der Gesellschaft dankend angenommen: Überall im Land schossen Speakeasies aus dem Boden - illegale Kneipen, in denen Alkohol ausgeschenkt wurde. Allein in New York gab es in den 20ern zwischen 5 und 30 Tausend davon.
Außerdem stieg die Trunkenheit am Steuer an und schwere Verbrechen nahmen zu.

Immerhin ein positiver Aspekt der Prohibition war, dass die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle in der Zeit des Alkoholverbots sank. Und trotzdem war es am 20. Februar 1933 ist es dann soweit: Die Prohibition wurde durch den 21. Zusatzartikel wieder aufgehoben und jeder Landkreis musste von nun an wieder selbst über seine Alkoholregelungen bestimmen. So ist es nicht unüblich, dass der Verkauf von Alkohol in manchen texanischen Gebieten beispielsweise noch heute verboten ist.

Per Capita Konsum im Vatikan

Der Staat mit dem höchsten Weinverbrauch pro Kopf war im Jahr 2014 weder Frankreich noch Spanien, sondern ein Zwergstaat im Herzen Italiens. Nirgends sonst wurde so viel Wein konsumiert wie im Vatikanstaat. Das war das Ergebnis einer Studie des Californian Wine Institutes. Der Kirchenstaat hielt mit 73,8 Litern Wein pro Kopf den Rekord vor Frankreich mit 50,7 und Italien mit 48,2 Litern, dabei wurde der Messwein noch gar nicht eingerechnet. Erklärt wird der hohe Weinkonsum oftmals damit, dass hier keine Frauen und somit auch keine Kinder leben. 

Ein Berichterstatter des Papstes drückt es in einem Interview dem Spiegel gegenüber folgendermaßen aus:

"Dies ist der Staat mit den meisten Singles und einer Geburtenrate, die gegen null geht. Natürlich wird hier gesoffen."

 Ob Zölibat oder nicht, das Geheimnis des hohen Konsums liegt vermutlich eher versteckt im profansten Ort des Vatikans - im hauseigenen Duty-Free-Shop: Hier kaufen Angestellte des Vatikans für Familie und Freunde Wein - steuerfrei, sprich 22 Prozent günstiger.

Per Capita Konsum hin oder her, der Weinkonsum will gedeckt werden: Dafür hat der Vatikan kurzerhand einen eigenen Winzer angestellt, der auf zwei Hektar bis 2026 rund 20.000 Flaschen herstellen will. Und trotzdem muss Wein außerhalb eingekauft werden, zumindest der süße Dessertwein Vin Santo. Den trinkt Papst Franziskus am liebsten.
  • Rausch mit dem bayerischen Reinheitsgebot
    Alkohol in anderen Ländern
  • Rausch während der Prohibition
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  • Rausch im Vatikan
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  • Rausch in der Scharia
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  • Rausch als Asiat*in
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Scharia und Alkoholverbot im Iran

In Iran sind das Tanzen, das Singen und Alkohol verboten. Und viele andere Dinge auch, die Freude bereiten. Denn die Scharia, das Gesetz des Islams, verbietet es - vier Suren im Koran legitimieren das strikte Alkoholverbot für den Staat:

"Ihr Gläubigen! Wein, das Losspiel, Opfersteine und Lospfeile sind ein wahres Gräuel und Teufelswerk. Meidet es! Vielleicht wird es euch dann wohlergehen."

Bestraft wird der Alkoholgenuss mit 80 Peitschenhieben. Beim zweiten Vergehen mit dem Tod.

In den letzten zwei Jahrzehnten wurde die Todesstrafe zwar nur einmal vollstreckt, doch die Tendenz steigt, dem unabhängigen Online Magazin Iran Journal zufolge. Und trotzdem sind rund sechs Prozent der Iraner*innen alkoholabhängig. Denn die Drohungen halten sie keineswegs vom Trinken ab: Was in der Öffentlichkeit verboten ist, wird privat umso hemmungsloser ausgelebt. Die Iraner*innen feiern hinter hohen Mauern oder versteckt hinter Vorhängen. Alkohol kann man zwar seit der Islamischen Revolution 1979 nicht mehr kaufen, doch am selber machen hindert einen hier niemand, man darf sich nur nicht erwischen lassen. So gibt es Wein aus Pfirsichen und alkoholfreies Bier, das mittels Hefe zu Alkohol gebraut wird. Immer wieder erleiden Menschen Vergiftungen oder sterben Menschen sogar an den selbstgebrauten Mischungen. Die Menschen in Iran sind gezwungen, ein Doppelleben zu führen und begeben sich dafür tagtäglich Lebensgefahr, denn für ein kleines Stückchen Freiheit zahlt man hier den höchsten Preis.

Asiat*innen vertragen keinen Alkohol

An dem vermeintlichen Klischee, Asiat*innen würden keinen Alkohol vertragen, ist tatsächlich etwas dran. Das liegt an einem Enzym, dem ALDH, beziehungsweise an der mangelnden Produktion dessen. Laut Funk können 36 Prozent der Südost-Asiat*innen Alkohol nicht richtig verstoffwechseln. Wenn Alkohol nämlich verstoffwechselt wird, dann entsteht Acetaldehyd. Dieses wird in unseren alkoholaffinien Nationen mit Hilfe des Enzyms ALDH abgebaut und dieses Enzym fehlt vielen asiatisch Stämmigen. Deshalb wird es bei ihnen nur sehr langsam abgebaut. Was dann passiert, erklärt die YouTuberin und promovierte Chemikerin MaiLab in einem Selbstversuch:

Wenn Asiat*innen nun Alkohol trinken, werden sie also sehr schnell betrunken und bleiben dann auch sehr lange betrunken.

Der Grund dafür könnte auf die Ernährung ihrer Vorfahren zurückgehen, laut der Studie eines Forscherteams aus Peking von 2010 zumindest. Asiat*innen fingen früh an, Reis zu kultivieren und um diesen länger haltbar zu machen, ließen sie ihn mittels Hefe gären: Ethanol, sprich Alkohol, entstand. Infolgedessen sei die Unverträglichkeit laut den Forschenden als Schutzmechanismus entstanden: Wer auf Reis verzichtete, habe gesündere Organe besessen, länger gelebt und sich besser fortgepflanzt. So erklären die Forschenden die Verbreitung der Unverträglichkeit über den asiatischen Kontinent.

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