Nicht nur Kuschel-Spaß und Insta-Fame

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Was du vor der Anschaffung eines Haustieres beachten solltest

Von  Anna Taylor
Ganz klar: Tiere machen das Leben schöner - Die Entscheidung, sich ein eigenes zuzulegen ist im ein oder anderen Fall aber etwas voreilig. Wir haben dir zusammengefasst, was wichtig ist, damit es dir und deinem Tier gut geht.

Der Adoptivhund: Unsere Erfahrung mit Lale the Wunderhund 

Inzwischen ist es zwei Jahre her, dass ich das Glück hatte, auf Lale aufpassen zu dürfen. Weil ihr Frauchen damals einen Workshop in München gemacht hat, haben mein Partner und ich auf Lale aufgepasst und sie dabei auch mal mit in die egoFM Redaktion genommen (wir lieben Hunde). Sie hat uns entspannter, ausgeglichener, sogar liebevoller gemacht. Viel Zeit vom Arbeiten hat sie uns dabei nicht geklaut - statt Zigaretten oder extensiven Kaffeepausen gab's eben Kuschel- oder Spielzeit mit Lale. Es war ein Traum. 

Aber haben wir uns nach dieser Erfahrung alle sofort einen eigenen Hund gekauft? Ne... Denn die Anschaffung eines Haustieres ist im Idealfall ein langer Prozess.

Was also tun, bevor man sich ein eigenes Haustier zulegt? 

1. Fachwissen aneignen

Schau im Internet, in Facebookgruppen, auf Blogs, in Büchern und Filmen - kurz gesagt: Lies dir erstmal so viel Fachwissen an wie möglich. Rede außerdem am besten direkt mit anderen Tierhalter*innen und lass dich über alle Vor- und Nachteile aufklären. Informiere dich, ob bei dir eine artgerechte Haltung für das Tier möglich ist. Eine Landschildkröte oder ein afrikanischer Weißbauchigel gehören einfach nicht ins Terrarium.

Und wenn du eine bestimmte Rasse im Kopf hast, informiere dich vor allem auch über Eigenheiten und besondere Umstände, die diese Rasse braucht. Nicht jeder Hund braucht zum Beispiel gleich viel Auslauf. Und am Besten: Mach einen großen Bogen um Rassen, die Qualzuchten bedeuten. 

2. Unterstütze keine Qualzuchten 

Französische Bulldoggen und Sphinxkatzen sind im Trend - aber nach Tierschutzorganisationen vor allem auch eines: Qualzuchten. Das bedeutet großes Leid für die Tiere und sollte nicht weiter gefördert werden, indem diese Rassen gekauft werden. Verboten sind viele Qualzuchten zwar in Deutschland noch nicht, sie haben aber bewiesenermaßen schreckliche Folgen für die Tiere.

Und das hört nicht bei Hunden und Katzen auf: Eine Liste von Qualzucht-Rassen bei Haustieren, die die Tierschutzorganisation Peta erstellt hat, findest du hier

3. Finanzen überprüfen

Check deine Finanzen - ein Tier ist nicht billig, beziehungsweise definitiv teurer, als man vorher denken mag. Und damit ist nicht nur süßes Spielzeug und Leckerlis gemeint. Wenn das Tier krank wird oder operiert werden muss, können hohe Tierarztkosten entstehen. Rücklagen für Notfälle sind ein Muss. 

4. Bist du bereit für neue Routinen?

Spontan für einen Monat nach Thailand gehen? Schwierig. Einfach so umziehen? Klar - aber finde erstmal eine Wohnung, in der Haustiere erlaubt sind. Und am Wochenende bis mittags ausschlafen? Ist mit Hund nicht drin. Bei Katzen oder Kleintieren ist das natürlich weniger ein Problem. Bei denen gibt's aber andere Herausforderungen: Urlaub, zum Beispiel.

Dafür braucht es dann wiederum verantwortungsbewusste Personen, die regelmäßig bei dir zu Hause vorbeischauen um die Tiere zu füttern. Oder du gibst sie in eine Pension - kostet aber (und das nicht zu knapp). Zur Hilfe steht dir ansonsten auch der Tierschutzbund - dort gibt's Urlaubsberatungszentren für Tierhalter*innen mit reichlich Kontakten zu möglichen Tiersitter*innen. 

Am Besten erstmal das Tierbesitzerdasein testen!

Biete zum Beispiel Freund*innen an, während ihrem Urlaub auf Hund, Katze, Meerschweinchen mal aufzupassen. Dann bekommst du die volle Ladung gleich mal für mehrere Tage. Auch beim örtlichen Tierheim könntest du nachfragen, ob Bedarf an ehrenamtlichen Helfer*innen besteht. Geht meistens klar - unter gewissen Bedingungen. Beim Tierschutzverein München beispielsweise musst du erstmal eine Fortbildung im richtigen Umgang mit Hunden machen, bevor du sie an die Leine nehmen und Gassi führen darfst. 

Zudem gibt's noch Apps, die Hundehalter*innen und Gassigeher*innen miteinander verbindet. Mit einer dieser Apps - Walkie - haben wir gesprochen und genau nachgefragt, wie das so abläuft:
  • Interview mit Lisa von Walkie
    Die App fürs Gassigehen

Erst wenn du das alles ausprobiert und erledigt hast, kannst du dir überlegen, ob ein Haustier, wirklich das richtige für dich ist. Denk nicht nur an dich, sondern überlege dir, was auch das Beste für das andere Lebewesen ist. Jährlich werden in Deutschland in den Sommermonaten um die 70.000 Tiere in den Tierheimen neu aufgenommen.
 

Apropos Tierheim - wie wär's mit einem Tier aus zweiter Hand?

Wenn du dich dazu entschließt, dir ein Haustier zuzulegen - warum dann keins der vielen, die abgegeben wurden und jetzt ein liebevolles neues Zuhause suchen?

Wenn du nicht festgelegt auf eine bestimme Rasse bist, schau doch einfach mal im Tierheim oder bei lokalen Vermittlungs-Organisationen vorbei. In München gibt's zum Beispiel Streunerglück. Aber auch wenn du eine bestimmte Rasse im Kopf hast, gibt es im Internet viele Anlaufstellen: Für fast jede Rasse gibt es Seiten, auf denen Tiere aus zweiter vermittelt werden. Meist reicht es, die Rasse + "in Not" auf Google einzugeben. 

Was tun, wenn du ein besitzerloses Tier entdeckst?

Auf jeden Fall nicht einfach mitnehmen. Ruf das Veterinäramt, den Tierschutzverein oder die Polizei. Denn ein Tier auszusetzen ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Und im Idealfall ist das Tier nur entlaufen, und kann zurück nach Hause gebracht werden.

Covid-19 und Haustiere

Im Moment hört man so einiges: Die Tierheime sind überfüllt, weil aus Angst vor einer Übertragung die Haustiere abgegeben werden und wo anders heißt es, die Tierheime sind leer, weil sich jede*r einen Hund holt, um einen sozial anerkannten Grund zu haben, in diesen Zeiten das Haus zu verlassen.

Aber was stimmt jetzt? 

Sind die Tierheime voll oder leer? Können unsere geliebten Haustiere Covid-19 übertragen und werden im Moment überhaupt Tiere aus dem Tierheim vermittelt? Eins nach dem anderen:

In Deutschland werden im Moment nicht mehr Tiere in den Tierheimen abgegeben, als vor der Corona-Krise. Das Problem ist aber, dass zur Zeit eigentlich keine Tiere an neue Besitzer*innen vermittelt werden können, da Tierheime für den Publikumsverkehr geschlossen sind. Und das, obwohl immer noch Tiere abgegeben wird - demnach steigt also die Anzahl der Tiere und damit auch die Ausgaben, die die Tierheime haben. 

Übertragung von Covid-19

Tiere könnten theoretisch das Virus übertragen, wenn sie mit einem erkrankten Menschen Kontakt hatten - die Chance, dass das passiert schätzen Wissenschaftler*innen aber als sehr gering ein. Genau wie bei Menschen auch, sollte grundsätzlich auch beim Tier auf Hygiene geachtet werden. 

Am meisten unterstützen kannst du Tierheime im Moment mit Geld- und Futterspenden.

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