Auf den Spuren unserer Vorfahr*innen

Auf den Spuren unserer Vorfahr*innen

Cosima Jungk im Interview mit egoFM Max

Wie du mehr als Geburts- und Sterbedaten oder ob wir alle von Karl dem Großen abstammen über deine Vorfahr*innen rausfinden kannst - darüber spricht Cosima im Interview.


Die Suche nach der eigenen Vergangenheit

Woher kommt eigentlich mein Nachname und wie lange geht meine Geschichte zurück? Das fragt sich auch Cosima Jungk schon länger. Geschichte ist schon immer ihre Leidenschaft, darunter eben auch die Familiengeschichte. Als freiberufliche Genealogin erforscht sie die Familiengeschichte unserer Vorfahr*innen und gibt dazu auf ihrem Blog Fräulein Genealogie Tipps, wie man selbst mehr über seine Vergangenheit herausfinden kann. Mit egoFM Max spricht sie über ihre Arbeit und darüber, dass man nicht immer die Held*innengeschichten findet, die man sich vielleicht erhofft.
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    Das komplette Gespräch mit egoFM Max


Detektivische Puzzlearbeit

Eigentlich hat alles damit angefangen, dass Cosima in ein paar Wochen einige Informationen über ihre Vorfahr*innen zusammensuchen wollte. Die Vorstellung hat sie aber recht schnell über Bord geworfen. Denn das Projekt Familienforschung kann sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte ziehen. Es braucht sehr viel Geduld und ist vor allem eine wahnsinnige Puzzlearbeit, die einen bestimmten detektivischen Spürsinn benötigt, erzählt Cosima. Genau das ist es aber auch, was die sogenannte Genealogie so spannend macht. Mittlerweile hilft Cosima auch anderen, ihre Familiengeschichte zu erforschen und somit Fragen über die Vergangenheit zu erklären und ist sich sicher:

"Familienforschung macht süchtig." – Cosima Jungk

Wie suche ich nach meinen Vorfahr*innen?

Wenn du an deine Vorfahr*innen denkst, kommt dir vielleicht auch das Bild in den Kopf, wie deine Großeltern alte Familienalben oder sogar Stammbücher hervorkramen und Geschichten von früher auspacken. Und klar, mit den eigenen Verwandten über früher zu sprechen ist auch erstmal das Einfachste. Nur halt leider nicht immer/nicht mehr möglich. Hier rät Cosima dazu, alles, was man an Unterlagen zuhause hat, zu sammeln. Manche hätten vielleicht noch einen Ahnenpass, der im Nationalsozialismus ausgestellt wurde, alte Fotos, Urkunden oder eben Familienstammbücher.

Hintergründe der Vorfahr*innen

Um noch mehr über die Lebensgeschichte der Vorfahr*innen herauszufinden, kann man heutzutage viel im Internet recherchieren. So arbeitet auch Cosima oft, weil dort viele Archive schon digitalisiert zu finden sind. Aber trotzdem empfiehlt sie auch einen Gang ins Stadt-, Landes- oder Staatsarchiv, weil es dort nochmal mehr Informationen gibt, abseits der Lebensdaten. Weil aus Datenschutzgründen nicht alle Daten von lebenden oder erst kürzlich verstorbenen Personen einsehbar sind, muss man allerdings eine bestimmte Spanne in die Vergangenheit zurück, um öffentliche Unterlagen zu finden. Mehr als bloße Daten findet man zum Beispiel in Kontextdokumenten, Aufzeichnungen aus dem Ort, Dorf- und Ortschroniken oder Testamenten, die überliefert sind.

"Ich hab mal ein Testament gefunden von 1750. Die Frau hat damals das zweite Mal geheiratet und da wurde ganz genau aufgelistet, wie viele Pfannen hatte sie, wie viele Betten, wie viele Kinder, wie viele Socken so ungefähr. Und das war irgendwie sehr bildlich." – Cosima Jungk


Die weiteste Suche

Wenn noch viele dieser Unterlagen erhalten sind, reicht die Suche teilweise ganz schön weit in die Vergangenheit zurück. Am weitesten kam Cosima mal bei einem Zweig um 1600. Generell könne man ab 1500 forschen, denn ab da begann man, mit Kirchenbüchern festzuhalten, wer getauft oder bestattet wurde oder geheiratet hat. Wenn man früher suchen will, müsse man sich auf Urkunden stützen. Da müsse der Vorfahre oder die Vorfahrin aber schon was gemacht haben, was beurkundet werden kann, meint Cosima.

Emotion in der Familienforschung

Cosima erforscht nicht nur ihre eigene Familiengeschichte, sondern auch die von anderen Menschen. Sie kommen oft mit bestimmten Anliegen zu ihr. Teilweise seien es Fragen oder konkrete Probleme die sie beschäftigen. Aus welchen Gründen der Urgroßvater ausgewandert ist zum Beispiel. Sie wollen nachvollziehen, so gut es eben geht. In gewisser Weise ist Familienforschung also auch eine Art der Identitätssuche.

"Oft steckt da auch sehr viel Emotion dahinter […] und die Personen sagen, sie müssen das jetzt erstmal für sich klären, bevor sie weitermachen können in ihrem Leben jetzt, erstmal die Vergangenheit sortieren." – Cosima Jungk

Dabei wird man natürlich auch mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Denn nicht immer stößt man auf die Held*innengeschichten, die man sich erhofft. Wenn zum Beispiel herauskommt, dass Vorfahr*innen Straftäter*innen waren und/oder das nationalsozialistische Regime unterstützt haben. Auf sowas, sagt Cosima, müsse man sich in der Familienforschung gefasst machen.

"Man stößt halt auch nicht immer nur auf Sachen die einem gefallen, damit muss man auch rechnen, wenn man gräbt." – Cosima Jungk

Trotzdem ist Familienforschung eine wahnsinnig spannende Möglichkeit, um den eigenen Stammbaum mit mehr als nur Daten zu befüllen und vielleicht dabei auch noch Dinge über sich selbst herauszufinden.
Und eben auch detektivische Puzzlearbeit.

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