Bands, die (fast) nichts auseinanderbringt

Bands, die (fast) nichts auseinanderbringt

Von Radiohead bis Sleater-Kinney

Von  Sabrina Luttenberger
Seit Jahrzehnten gemeinsam auf der Bühne. Irgendein Geheimnis muss es doch für eine so lange Bandgeschichte geben?


Yeah Yeah Yeahs

Es ist das Jahr 2000 – der gefürchtete Millennium-Bug ist ausgeblieben, George W. Bush wird zum US-Präsidenten gewählt und der vierte Teil der Harry Potter Reihe erscheint. Im selben Jahr wollen die Musiker*innen Karen O und Nick Zinner ein wenig mehr Leben in die New Yorker Musikszene bringen. Und gründen zusammen mit Brian Chase – den Karen noch aus dem College kennt – die Yeah Yeah Yeahs. Mit Elementen aus Garage und Alternative Rock und Punk machen sie sich relativ schnell einen Namen in der Stadt und werden vor allem für ihre Liveperformances bekannt.


Ihr selbst finanziertes Debütalbum wird ein Erfolg – von Kritiker*innen gelobt, für einen Grammy nominiert und von Fans begehrt. Vor allem, weil sich die Band gegen Wiederholung sträubt und immer was Neues einfallen lässt. Das schaffen sie vor allem, weil jeder seine eigene Persönlichkeit ins Trio bringt. Trotz der unterschiedlichen Charaktere – die Yeah Yeah Yeahs halten zusammen. Auch bei Ungereimtheiten. Und auch wenn die Band zwischendurch mal ein wenig Pause gebraucht hat, getrennt haben sie sich nie. Die Band ist Teil in jeder Zelle ihrer Körper, sagt Nick. Zusammen Musik machen fühlt sich deshalb genau richtig an. Auch nach über 20 Jahren.

The National

Dass sich Bands an der Uni kennenlernen, ist erstmal nichts Ungewöhnliches: Alt-J, Coldplay oder Vampire Weekend. Dass sie aber jahrzehntelang zusammenbleiben, dagegen schon. Weil mal ehrlich: Zu wie vielen Leuten aus dem Studium hast du noch regelmäßig Kontakt? Die fünf Mitglieder von The National treffen sich in den Neunzigern. Statt Vorlesung verbringen sie die Zeit lieber im Proberaum. In über 20 Jahren Bandgeschichte haben sie neun Alben veröffentlicht, Dokumentationen gedreht und sind um die Welt getourt. Auf der wohnen sie mittlerweile auch ganz schön verstreut. Der Connection zwischen den Mitgliedern schadet das allerdings nicht.

Und auch wenn jeder von ihnen andere Nebenprojekte macht – als Filmkomponist oder Produzent für Taylor Swift, ändert das nichts an der Musik von The National. Vielleicht ist das ja auch genau das Geheimnis für so eine lange und erfolgreiche Bandgeschichte: Durch die Ferne wächst die Liebe. Hmmm, vielleicht sollten wir unseren Uni-Freund*innen doch mal wieder schreiben.
  • Yeah Yeah Yeahs
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  • The National
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  • Warpaint
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  • Radiohead
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  • Sleater-Kinney
    Bands, die (fast) nichts auseinanderbringt

Warpaint

In der Kunst- und Musikszene ist es oft wie in einem kleinen Dorf. Jeder kennt jeden. So wie bei den Gründungsmitgliedern von Warpaint. Anfang der 2000er beschließen die fünf Frauen gemeinsam Musik zu machen – als Warpaint.  Am Schlagzeug gabs zwar mal einen Wechsel, sonst die Band aber seit 2004 fast in der ursprünglichen Besetzung unterwegs. In der Zeit ist viel passiert: Familien wurden gegründet, Umzüge geplant und Soloprojekte gestartet. Aber wer einmal eine Band ist, den bringt auch eine Pandemie nicht auseinander. Ihr Album haben sie einfach remote aufgenommen. Sängerin und Bassistin Jenny Lee Lindberg erzählt, wie das funktioniert hat.
"We got the time that we wanted and that we were all needing and desired and that was the only way that we were allowed to do it so I think we made the best of it and then at the same time giving us the space to ourselves." - Jenny Lee Lindberg im Interview im Chelsea Hotel

Zeit und Raum sind es also, die Warpaint bis heute zusammenhalten. Und deshalb noch ein Tipp der Band: Nicht stressen lassen! Und sich in Zeiten von Schnelllebigkeit und ständig neuen Hypes bewusst Zeit nehmen. Präsent sein – in der Musik und im hier und jetzt. Ein Tipp, den wir so wahrscheinlich auch in einem idyllischen Dorf hören würden.

Radiohead

Im Jahr 1985 hatte noch kaum jemand Internet, Deutschland war noch geteilt und Aerobic eine der beliebtesten Sportarten. All das hat sich mittlerweile geändert. Eins jedoch nicht: Radiohead. Die Band gründet sich nämlich im selben Jahr und macht bis heute Musik. Gut, ein paar Dinge sind mittlerweile doch anders: 1985 heißt die Band nämlich noch On a Friday – der Tag, an dem sie immer zusammen proben. Und auch der Sound ist damals noch rockiger, verändert sich aber im Laufe der Jahre immer weiter. Genau diese Experimentierfreude ist aber das, was Radiohead so lange zusammenhält.


Auch wenn es darum geht, ihre Musik zu veröffentlichen: Ihr Album In Rainbows erscheint nicht über ein Label, sondern per Selbstvertrieb. Fans können so viel für den Download zahlen, wie sie wollen. Und egal welche Hürde auch kommt: früher Erfolgsdruck oder mentale Gesundheit – laut Drummer Phil und seiner Rede während der Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame ist das genau das, was Radiohead bis heute zusammenschweißt. Für die Band steht die Freundschaft zusammen mit der Musik einfach an erster Stelle. Seit 1985 – und hoffentlich noch viele Jahrzehnte länger.


Sleater-Kinney

Männer, Männer und wohin man schaut… Männer. So sieht die Musikszene lange Zeit aus. Weibliche Bands gibt es nur wenige. Bis die Riot Grrrls in den Neunzigerjahren genug haben: Auf einmal singen Bands wie Bikini Kill, Le Tigre oder Sleater-Kinney über Feminismus und die Rolle von Frauen in der Musik. Sleater-Kinney tun das bis heute.

2006 entscheidet sich das Trio dann doch für eine Pause. Eine Zeit lang verfolgt jede eigene Projekte. Bis 2014 die große Rückkehr kommt. Mit Sleater-Kinney ist das so ein bisschen wie mit guten Freund*innen, die man lange nicht gesehen hat. Wenn man sich dann aber doch wieder trifft, macht man da weiter, wo man aufgehört hat. Dazu gehört auch, dass sich Ansichten dann doch manchmal ändern. Denn 2019 steigt Schlagzeugerin Janet aus, Corin und Carrie machen als Duo weiter. Klar, immerhin sind sie ja auch waschechte Riot Grrrls. Und die halten zusammen.



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