Der 9-Euro-Fonds

Der 9-Euro-Fonds

Aktivist*innen wollen 9-Euro-Ticket weiterführen

Drei Monate 9-Euro Ticket sind rum, das Verlangen allerdings noch groß. Nun hat sich eine Initiative dafür gegründet.


Mit oder ohne Ticket?

Im Juni, Juli und August war das mit dem Ticketkauf relativ easy: Neun Euro und schon konntest du überall mit den öffentlichen Verkehrsmittel oder in vielen Regionalzügen durch Deutschland fahren. Jetzt im September gilt es, wieder rechtzeitig dranzudenken, sich durch die verschiedenen Ticketangebote der Verkehrsverbünde zu klicken, um dann das passende und möglichst günstige zu kaufen. Oder man fährt halt absichtlich ohne gültigen Fahrschein. So macht es zumindest eine Gruppe des 9eurofonds, die jetzt dazu aufruft, ohne Ticket zu fahren.

9eurofonds.de 

So heißen die Webseite und der Instagram-Kanal, die online sind, kurz nachdem das 9-Euro-Ticket ausgelaufen ist. Gestartet haben sie ein kleines Team, laut eigener Aussage ist es ein spontaner Zusammenschluss aus Aktivist*innen und Bürger*innen. Der Fonds soll eine Art "solidarische Ticketversicherung" sein. Monatlich zahlt man neun Euro in den Fonds, kauft sich aber kein Ticket. Wird man erwischt, übernimmt der Fonds die Strafgebühr. Allerdings nur im Nahverkehr. Damit fordern die Initiator*innen der Seite, das 9-Euro-Ticket wiedereinzuführen und den ÖPNV auszubauen.

"Das 9-Euro-Ticket ist ein riesiger Erfolg. Trotzdem hat es die Ampel-Regierung nicht verlängert. Deswegen starten wir den 9-Euro-Fonds und machen das 9-Euro-Ticket selbst. Wir zahlen weiterhin 9 Euro pro Monat. Aber nicht an die Verkehrsunternehmen, sondern in einen Fonds, der zur kollektiven Ticketversicherung für Alle wird, die bei unserer Aktion mitmachen." - 9eurofonds auf Instagram

Moralisch fragwürdig?

Wer beim Fahren ohne gültiges Ticket erwischt wird, zahlt 60 Euro, das sogenannte erhöhte Beförderungsentgelt. Diese Gebühr würde der Fonds im Falle des Falles übernehmen. Nach dem ersten Tag waren bereits 4.000 Euro im Fonds.

Allerdings hat Fahren ohne gültigem Ticket neben der Geldstrafe noch andere rechtliche Konsequenzen.

Der Straftatbestand nennt sich "Erschleichen von Leistungen". Die Verkehrsunternehmen können Anzeige erstatten, müssen aber nicht. Dann wäre aber auch eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr möglich. Hier nimmt sich die Initiative raus. Die Folgen kommunizieren sie transparent: "Solltest du erwischt werden, können wir nichts gegen die rechtlichen Konsequenzen machen, die dich möglicherweise treffen", schreiben sie. Das heißt, für Kosten von beispielsweise Anwält*innen würde es keine finanzielle Unterstützung geben.

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Die Aktion soll so lange dauern, bis es eine bundesweite Einigung für einen Nachfolger des 9-Euro-Tickets gibt.

Dass es eine Art Anschlussticket geben wird, zeichnet sich ab. Die Frage ist nur, wie teuer wird es sein? Und wird die Gruppe um den Fonds diesen Preis akzeptieren?

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