Tipps zum Umgang mit Bettler*innen

Tipps zum Umgang mit Bettler*innen

Die Caritas räumt mit Vorurteilen auf

Es ist wieder so weit, wir gehen gaaanz langsam wieder auf Weihnachten zu und alles dreht sich um Konsum Konsum Konsum. Gerade in dieser Zeit rücken die Menschen in den Vordergrund, die selber kein Geld haben - und betteln müssen.

 "Die geben ja eh alles für Drogen aus. Warum also was abgeben?"

...die Caritas will mit Vorurteilen wie diesen aufräumen und hat Tipps im Umgang mit Obdachlosen und Bettler*innen veröffentlicht, von denen wir die sechs wichtigsten Punkte, die Verständnis und Umgang mit Bettler*innen erleichtern, für dich rausgesucht haben.


"Sollte ich bettelnden Menschen überhaupt Geld geben?"

Die Frage, ob man überhaupt Geld geben sollte, auch wenn die Person, dass Geld vielleicht nicht nur für Essen sondern auch Alkohol oder andere Drogen ausgibt, ist nachvollziehbar. Viele Menschen auf der Straße sind süchtig, dort ist es ja auch überall verfügbar. Aber:

Der Körper eine alkoholabhängigen Person ist auf den Alkohol angewiesen, um zu Überleben. Ein Entzug auf der Straße kann tödlich enden, ohne professionelle Unterstützung.

Wer spendet, sollte nicht irgendwas zurück erwarten, sondern der Person freie Hand über die Verwendung lassen.
Wem das völlig zuwider ist, kann stattdessen auch gemeinnützige Institutionen finanziell unterstützen, die sich um obdachlose Menschen kümmern
. Nur, mal ehrlich: Das tut man viel seltener.



"Wie viel Geld ist angemessen?"

Man muss natürlich kein Sankt Martin sein. Trotzdem kann man sich einfach mal fragen:

Wieviel kann ich abgeben, dass ich an meine Schmerzgrenze komme? Interessant ist, dass meistens Leute mit wenig Geld, mehr geben. Auch deswegen als kleiner Hinweis (mit Augenzwinkern): Statt der Investition in den Bio-Frappuccino an der Ecke, kann man das Geld auch für einen gemeinnützigen Zweck verwenden.




"Sollte ich überhaupt Geld geben und nicht was Richtiges? 

Klar, kannst du fragen, was der*die Obdachlose denn dringend braucht:

Einwegrasierer, Schals, Socken oder auch Taschentücher für die Hygiene sind natürlich immer gefragt. Auch einfach ein Gespräch aufbauen, Aufmerksamkeit schenken, das Gefühl vermitteln gehört zu werden ist eine sehr schöne Geste, die viele Menschen sogar mehr schätzen, als alles Materielle. Kostet keinen Cent, nur ein bisschen Zeit.




"Niemand muss in Deutschland auf der Straße leben."

Das ist vielleicht in der Theorie wahr, aber lässt sich sehr viel schwerer umsetzen als man denkt. Bettler*innen sind meist nicht selber Schuld an ihrer Situation –einmal auf der Straße ist es sehr schwer den Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft zu finden. Keine*r lebt ohne Grund dort, es gibt tausende verschiedene Lebenswege die zeigen, wie schnell so ein sozialer Abstieg vonstattengeht.

Häufig ist es eine Kündigung, Verschuldung bis zur Insolvenz, oder auch zwischenmenschliche Trennungen und Traumas noch aus der Familie und frühen Entwicklung. Und einmal aufgehört zum Beispiel in die Krankenkasse einzuzahlen, wartet ein riesiger Schuldenberg nach der Reintegration in die Gesellschaft.

Im Bürokratiestaat Deutschland braucht man darüber hinaus eben für alle staatlichen finanziellen Hilfen auch irgendeinen Stempel oder Ausweis, der vielen der Leute bereits fehlt und die dann bei diesen scheinbar selbstverständlichen Dingen Unterstützung brauchen. Eine Integration beginnt bei den kleinsten Dingen.



"In Deutschland gibt es Jobs für alle."

Arbeitslose sind nicht prinzipiell selbst Schuld an ihrer Arbeitslosigkeit.

Es gibt auch strukturelle Hindernisse, die für Normalbürger*innen vielleicht banal sind, für jemanden der aber schon lange aus der Arbeitswelt ausgeschlossen ist, scheinbar unüberwindbar wirken. Unser Hartz-IV System versucht die Menschen nicht flexibel der Berufswelt wieder anzunähern, sondern wirkt eher ausschließend - allein die Begriffsveränderung von Arbeitssuchend in Arbeitslos spiegelt die negative Einstellung des Staates wieder.

Und nun zum wohl größten Bettelmythos...




Die große Angst vor den gemeinen organisierten "Bettler*innenbanden".

Für die sogenannte Bettelmafia aus Südosteuropa gibt es in Deutschland polizeilich überhaupt keine haltbaren Beweise. Den großen Unterschied macht die Abgrenzung zwischen organisiert und kriminell, denn natürlich gibt es Familien, die das Betteln gemeinsam organisieren. Aber: das geschieht nicht aus krimineller Motivation, sondern einer Ausweglosigkeit heraus. Es geht nicht um Betrug, sondern lediglich darum, dass es in der Gruppe einfach ist zu überleben als allein.

Mitgefühl zeigen, aber kein Bedauern von oben herab ist das Wichtigste.




Klar, weiß man das alles. Wer Gründe sucht, keine Spende zu geben, wird welche finden. Aber trotzdem: Hand aufs Herz und einfach mal hinschauen.

Design ❤ Agentur zwetschke