"Deutscher als man es sein kann"

"Deutscher als man es sein kann"

Malie wurde mit 18 Monaten adoptiert

Ein Kind erblickt das Licht der Welt. Mitten im Bürgerkriegsgebiet. Die Mutter ist traumatisiert, kann sich nicht um den Säugling kümmern. Er landet in einem Heim – und findet wenige Monate später auf der anderen Seite der Welt eine Familie und eine Heimat.


Eigentlich ist es etwas Schönes, was ich erzählen kann!

Malie spricht gern über ihre Adoption. In Sri Lanka, so sagt sie, wäre sie vielleicht auf der Straße gelandet. Hätte von Anfang an kämpfen müssen. Stattdessen kam sie mit einem Jahr nach Deutschland, ist hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Dafür ist sie bis heute dankbar.

  • Malie über ihre Erfahrung als Adoptivkind
    Das komplette Interiew zum Nachhören

"Mir liegt die Welt zu Füßen!"


Wann Malie erfahren hat, dass sie adoptiert ist, weiß sie nicht mehr. Nur, dass ihre Eltern immer sehr offen damit umgegangen sind. Malies große Schwester ist auch ein Adoptivkind, sie wurde in Neu-Delhi, Indien geboren und dort in einer Babyklappe abgegeben. Wer ihre leibliche Mutter ist, wird sie wohl nie erfahren.

Malie weiß zumindest ein bisschen etwas über die Frau, die sie geboren hat. Als Kind hat sie häufig versucht, Kontakt aufzubauen. Sie habe geweint und gefragt, was mit ihrer Mama sei. Dann habe sie zusammen mit ihrer Adoptivmutter Briefe nach Sri Lanka geschrieben, die nie beantwortet wurden.

"Ich glaube, meine Schwester hatte es da leichter. Wir haben aber nie darüber gesprochen."


Geboren in einem fremden Land


Malie hat keine Freunde aus Sri Lanka, spricht die Landessprache nicht und kann sich mit der Kultur nicht identifizieren. Trotzdem hat sie sich mit der Insel im Indischen Ozean immer wieder auseinandergesetzt, Bücher gelesen und Fragen gestellt.
2014 ist sie schließlich selbst dort gewesen, hat ihr Geburtsland kennengelernt und auch ihr altes Kinderheim besucht.

"Seit ich da war, ist Sri Lanka für mich vor allem ein Reiseziel."

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2 Identitäten - oder gar keine? Weder noch!


Malie betrachtet sich selbst als "deutscher als man es sein kann." Identitätslos hat sie sich höchstens wegen ihres Aussehens gefühlt. Die dunkelhäutige Frau im hellhäutigen Land, so beschreibt sie es. Und auch mit Rassismus hatte und hat Malie zu kämpfen.

"Aber das hat sich nie auf meine Adoption bezogen. Die Menschen, durch die ich Rassismus erfahre, kennen mich ja gar nicht!"


Irgendwann will Malie selbst ein Kind adoptieren.


Einem Menschen weiterhelfen. Ihm oder ihr ein Leben, wie sie und wir alle es leben können, ermöglichen. Und sie weiß auch, worauf sie sich einlässt: Ein Adoptionsverfahren kann mehrere Jahre dauern und ist sehr aufwendig.
"Ich verstehe, dass das zum Schutz der Kinder ist. Aber dass man zum Beispiel mindestens fünf Jahre verheiratet sein muss, finde ich schon fragwürdig."

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