Die Widerspruchslösung zur Organspende

Die Widerspruchslösung zur Organspende

Hast du einen Organspendeausweis?

Die Zahl der Organspender steigt wieder an. Seit 2010 gab es einen massiven Absturz der Spender*innen in Deutschland. Das erste Mal seit neun Jahren wird also ein Schritt in die richtige Richtung gemacht. Jedoch reicht das nicht...

Organspende? Schon wieder?

Ja, für uns ist dieses Thema immer noch sehr aktuell und es betrifft uns nach wie vor alle. Außerdem wurde ein neuer Gesetzesentwurf vorgelegt, der die Häufigkeit der Spenden verstärken soll. Fast 10.000 Menschen warten immer noch auf ein lebensrettendes Spenderorgan. Hinzu sterben jährlich circa 2.000 Menschen, die auf der Warteliste stehen.

Eine sogenannte Widerspruchslösung soll das nun ändern.

Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass jeder Mensch ab 18 entscheiden soll, ob er im Falle eines Hirntodes Organspender sein möchte. Jugendliche ab dem Alter von 16 Jahren sollen sich freiwillig als Spender melden dürfen. Nur im Falle eines Widerspruchs, also der aktiven Ablehnung, ist man kein registrierter Spender. Angehörige sollen nach einem Versterben zudem gefragt werden, ob eine Zustimmung für Organspende vorliegt. Bevor du dich aber entscheidest, sollst du ausführlich darüber informiert werden.

Von dieser Widerspruchslösung sind allerdings nicht alle begeistert. Als Argument dagegen wird zum Beispiel "Bevormundung vom Staat!" und "Ja dann nennen wir's halt Organabgabepflicht, statt Organspende!" geschrieen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigt mit dem Argument, dass es keine Verpflichtung sei Spender zu sein - man kann immerhin widersprechen. Es verpflichte jedoch, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. In Deutschland liege die Spendenbereitschaft bei über 80 Prozent, jedoch sei die Zahl der tatsächlichen Spender viel geringer. Im Ausland ist diese Widerspruchslösung beim Organspenden schon gut verbreitet.



Bis dem tatsächlich so ist, musst du - falls du definitiv spenden willst - stets deinen Organspendeausweis dabei haben. Wir haben dir unter dem Artikel einen Link hinterlegt, wo du dir einen ziehen kannst.



Wir haben mit Betroffenen gesprochen...

Claudia, Empfängerin einer Spenderlunge

"Nina komm, wir gehen durch die Welt, ich zeig dir jetzt mein Leben."
Diesen Satz sagt die 39-jährige Claudia, die sieben Jahre zuvor eine Doppellungentransplantation hatte. Nina nennt sie ihre neue Doppellunge. Tatsächlich weiß Claudia so gut wie nichts über ihre Lebensretterin. 
Zwei Jahre und drei Monate musste die Empfängerin aus Nordrhein-Westfalen auf ihr neues Organ warten. Erst drei Stunden vor der Transplantation war klar, dass das Spenderorgan von ihrem Körper angenommen werden kann.
"In dieser Zeit muss man sich fit halten, man steht sozusagen zwischen den Welten. Was kommt morgen?"
Nun kann Claudia endlich wieder normal duschen, was ihr zuvor aufgrund der Dämpfe nicht möglich war. Auch noch kleinere Kleinigkeiten, wie die Natur zu riechen ist ihr jetzt wieder möglich.

Sie selbst würde übrigens alle ihre Organe spenden, soweit es möglich ist:
"Bei mir können sie alles haben", sagt Claudia.
Aufgrund der hohen Nachfrage bei einigen Organen kann es schon mal mehrere Jahre dauern bis man die Möglichkeit bekommt, ein Spenderorgan zu erhalten.

Wir haben sie gefragt, was sie gerne unseren egos und allen anderen Menschen mitgeben würde:
"Erst damit auseinandersetzen und dann eine Entscheidung treffen. Keiner soll zur Spende gezwungen werden."

Kathrin P., Empfängerin einer Niere

Vor sechs Jahren hat Katrin von ihrem Mann eine Niere gespendet bekommen. Die zehn Jahre zuvor war sie an der Dialyse, einer wichtigen Nierenersatztherapie, bevor sie ihr neues Organ erhalten hat. Katrin hätte gewartet bis sich ein passender Spender finden lässt, jedoch wollte ihr Mann Erwin diese Aufgabe übernehmen.
"Er liebt mich, er hat's aus Liebe getan", sind Katrins Worte zur Spende ihres Mannes.
Nach nur zehn Tagen wurde Katrin gesund aus der Klinik entlassen. Grundsätzlich könne sie alles machen und sei nur minimal eingeschränkt. Auf Kampfsport würde sie allerdings eher verzichten.
Das Lebensmotto der 53-Jährigen aus Neuburg an der Donau:
"Nicht nach mir die Sintflut, sondern nach mir das Leben."

Erwin P., Lebendspender seiner Niere

Wir hatten auch die Möglichkeit, den Spender zur Empfängerin Kathrin zu befragen. Erwin ist aus Karlshuld nähe Ingolstadt und hat seiner Frau vor sechs Jahren eine Niere gespendet. Nach einem gescheiterten Versuch 2009 hat sich zwei Jahre später herausgestellt, dass trotz unterschiedlicher Blutgruppe eine Spende an seine Frau möglich ist. Aufgrund der guten Aufklärung der zuständigen Ärztin hatte Erwin keine Probleme damit eine Niere an seine Frau abzugeben, ganz im Gegenteil.

Für Erwin hat die Transplantation leichte Einschränkungen mit sich gezogen. Ein Jahr lang hat er schwere körperliche Anstrengung gemieden. Für ihn gab es dabei aber auch einen positiven Nutzen, früher war Erwin nämlich ein absoluter Draufgänger. Während er damals noch vom Motto "Ein geht nicht gibt's nicht" getrieben wurde, hält er sich heute an: "Bis hier her und nicht weiter."

Erwin würde sich persönlich darüber freuen, wenn sich mehr Leute einen Organspendeausweis zulegen würden und noch wichtiger, sich intensiver darüber informieren!

Design ❤ Agentur zwetschke