Spurensuche am Tatort

Spurensuche am Tatort

Ein Interview mit Mark Benecke

Mark Benecke ist freiberuflicher Forensiker und Kriminalbiologe und hat mit uns über seine Leidenschaft für diesen Beruf gesprochen, die man aus jedem seiner Sätze heraushören kann.

Von Experimentierkästen zur Kriminalbiologie

Mark Benecke hatte schon in seiner Kindheit Lust am Sammeln und Messen. Schon in frühen Jahren hat er sich in seiner Freizeit die Zeit mit Experimentierkästen aus Chemie und Physik vertrieben und besaß eine Fotografierausrüstung für Kinder. Ohne, dass es ihm damals bewusst war, hat er sich also schon früh mit Dingen beschäftigt, die für seinen heutigen Beruf wichtig sind. Und der Spaß daran ist geblieben:

"Es ist Spaß am Tüfteln und Basteln, weil jeder Fall natürlich eine neue, unbekannte, seltene und rätselhafte Welt zu uns transportiert, die wir sonst niemals kennengelernt hätten." - Mark Benecke

Dazu kommt zur Freude des Forensikers, dass er viele verschiedene Arbeitstechniken und Menschen kennen lernen kann und kriminalistische Ähnlichkeiten auf der ganzen Welt entdeckt.

Psychopath*innen ticken immer gleich

Eine dieser kriminalistischen Ähnlichkeiten stellen psychopathische Täter*innen dar. Im Gegensatz zu vielem anderen, wie zum Beispiel dem Essverhalten, ist das Verhalten von Psychopath*innen nicht kulturell geprägt. Kurz zusammengefasst ergibt sich bei Psychopath*innen ganz automatisch dasselbe Muster: unauffälliges aber zugleich größenwahnsinniges Verhalten, eine narzisstische Veranlagung und im Mittelpunkt ihres Lebens steht die Ausbeutung von anderen Menschen.

Die Täter*innen sind für Mark uninteressant.

Natürlich ist nicht jede Tätergruppe so homogen wie die der Psychopath*innen. Allerdings gibt es schon immer wieder dieselben Typen von Mörder*innen, die schon seit Jahrhunderten erforscht werden und keine großen Überraschungen mehr in sich bergen.

Dieses Desinteresse hat allerdings eine Ausnahme: Schulattentäter*innen.

Denn entgegen der Annahme, Schulattentäter*innen seien stark gemobbte Kinder, sind es laut Mark Benecke schlicht narzisstische Persönlichkeiten. Diese denken, sie würden nur gemobbt werden, weil sie sich (wie es für Narzisst*innen üblich ist) selbst für große Versager*innen halten. Einen Zusammenhang zwischen Mobbing und Schulattentaten sieht der Forensiker nicht.

Es ist wichtig, völlig unvoreingenommen an einen Tatort zu kommen.

Quasi als ein unbeschriebenes Blatt, da nur so der Tatort richtig wahrgenommen werden kann. Für Mark Benecke funktioniert das am besten, indem er wie ein ein Kind denkt. Überlegungen, was vernünftig, logisch oder lebensnah ist, sind an einem Tatort völlig kontraproduktiv.

"Wir denken nicht, dass wir wissen, was passiert sein muss, nur weil das mit dem in Einklang steht, was wir so kennen." - Mark Benecke



Der Kreislauf des Lebens

Mark Benecke fasst seine Arbeit - und die Existenz von Leichen ganz allgemein - gegen Ende des Gesprächs sehr einfach, aber gleichzeitig tiefgründig zusammen: 

"Dein Körper muss sich ja auflösen, sonst gäbe es keine neuen Körper. Aus Sand kann kein menschlicher Körper gebaut werden und insofern ist das eigentlich ein sehr friedlicher Kreislauf." - Mark Benecke
  • Forensiker Mark Benecke
    Das Interview zum Nachhören

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