Musiker*innen, die die Welt verändern

Musiker*innen, die die Welt verändern

Über Lizzo, BTS, Bad Bunny, Billie Eilish und Lil Nas X

Von  Kristina Paulini
Beatles, Madonna, Radiohead - jaja klar, alles Vorreiter*innen in Sachen Musik. Aber wer mischt aktuell die Szene auf? Wir verraten's dir...

Billie Eilish

Sie ist gerade einmal 18 Jahre alt, da gewinnt sie bei den Grammys die vier Hauptkategorien und im Jahr darauf folgen noch einmal drei weitere Grammys: Billie Eilish – oder Billie Eilish Pirate Baird O’Connell, wie sie mit vollem Namen heißt – hat die Popwelt spätestens seit ihrem Debütalbum When We All Fall Asleep, Where Do We Go? 2019 auf den Kopf gestellt. Denn nicht nur ihre Musik sticht aus dem lahmen Einheitsbrei der Charts heraus, auch der Stil und die zugehörige Message heben sich ab und müssen einfach gehört und gesehen werden.

Statt Glitzer, Glamour und körperbetonter Kleidung sieht man Billie Eilish zunächst stets in weiten Pullis und Hosen. Kombiniert mit ihren schwarz-grünen Haaren startet sie damit ein Revival des Emo-Looks. Doch hinter der Lässigkeit steht ein großer innerer Konflikt: "Der einzige Grund, warum ich mich früher selbst verletzt habe, war mein Körper", erzählt die Sängerin. Die weiten Klamotten - ein Schutzschild vor der Reduzierung auf ihren Körper und dessen Beurteilung.

Doch natürlich bleiben auch ihr gegenüber Trolle nicht stumm. Billie Eilish antwortet 2020 als Künstlerin, mit einem eigens produzierten Video "Not my Responsibilty", in dem sie ihren Körper ungewohnt offen zeigt und die Unlogik von Bodyshaming entlarvt:
"Wenn ich trage, was bequem ist, bin ich keine Frau. Wenn ich die Schichten abwerfe, bin ich eine Schlampe". - Billie Eilish
So wird aus der nur 19-jährigen Pop-Ikone auch eine Ikone der Body-Positivity und des Feminismus, der man nur wünschen kann, dass der Titel ihres aktuellen Albums auch für sie selbst zutrifft: "Happier than ever".




Lil Nas X

Willige Frauen, muskelbepackte Machos, fette Autos, Goldketten und ein Batzen Pheromone in der Luft – ah diese Musikvideos sind uns doch die liebsten. So nah an der Realität. Zumeist gab es das Motto "Klotzen statt kleckern" in protzigen HipHop-Videos zu finden (inkl. sexistischer Rollenklischees natürlich). Warum manche HipHopper IMMER NOCH so viel wert auf dieses Image legen – keine Ahnung. Dass es das auch alles gar nicht braucht, beweist uns der Rapper Lil Nas X.

Dieser machte 2019 mit "Old Town Road" auf sich aufmerksam und stellte zahlreiche Rekorde auf: 17 Wochen am Stück an der Spitze der Billboard Charts – und das mit einer verdammten Debüt-Single. Ein halbes Jahr nach dem Release folgte sein Coming Out. In der HipHop-Szene immer noch eine absolute Seltenheit – auch Lil Nas X erwähnte, dass ihm viele Menschen in der Musikindustrie geraten haben, dies nicht mit der Öffentlichkeit zu teilen. Und was macht Nas? Er legt noch einen drauf: es folgen Musikvideos in denen er in Highheels dem Teufel einen Lapdance gibt oder splitterfasernackt mit Gefängnisinsassen in der Dusche tanzt.


Lil Nas X gehört zu den progressivsten Musiker*innen unserer Zeit und ist mit seinen 23 Jahren jetzt schon eine Ikone der LGBTQ*-Community geworden. Sein Kommentar dazu:
"Ich mache das nicht, um Aufmerksamkeit zu bekommen, ich bin jetzt schon die Nummer eins in der Welt." - Lil Nas X
Und damit hat er auch vollkommen recht.

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Lizzo

Wir geben es ehrlich zu: Wir lieben es über die 90er Jahre zu reden – eine Zeit in der noch alles in Ordnung war. Naja .. zumindest gefühlt. Lässt sich ja auch leicht sagen, wenn man zu dieser Zeit die Grundschule besuchte und das größte Problem die lange Schlange vorm Pausenverkauf war. Aber zurück zu den 90ern. Denn auch wenn in diesem Jahrzehnt grandiose Filme entstanden, war dies auch die Zeit der klischeehaften Filmcharaktere. Der missverstandene Außenseiter, die Cheerleaderin, der dauergeile, doch immer noch jungfräuliche Kerl… Ja wir kennen sie alle: Charaktere mit weniger Tiefe als ein Dürümfladen. Besonders bei übergewichtigen Menschen waren die Rollen klar vorgegeben: entweder die erfolglos-aber-immerhin-lustig-Kombi oder diejenigen, die dich verprügeln, weil sich eigentlich unsicher sind. Rollenklischees, die sich nicht nur in Filmen echt hartnäckig gehalten haben – aber mal im ernst, really?

Auch die Musikerin Lizzo hatte regelmäßig mit solchen Vorurteilen zu kämpfen. Ihre Antwort? Sie postet Nacktbilder von sich auf Instagram. Ja, Lizzo wurde in den letzten Jahren die Queen der Body Positivity. Mehr noch: sie wurde Botschafterin der Selbstliebe. Und dafür lieben wir sie. Ihre Musik macht Mut, ihre energiegeladenen Shows beeindrucken.


Ein Motto von ihr, das wir uns am liebsten sofort an den Kühlschrank nageln wollen:
 "Ich verdiene das Rampenlicht. Ich verdiene die Aufmerksamkeit. Ich bin talentiert, jung und heiß. Und ich habe hart dafür gearbeitet." - Lizzo
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.



Bad Bunny

Er wurde sowohl 2020 als auch 2021 von der Streaming-Plattform Spotify zum meistgespielten Künstler gekürt und die Chance, dass er 2022 an die Erfolgskette anschließt ist ziemlich hoch. Trotzdem könnte es sein, dass du seinen Namen noch nie gehört hast. Die Rede ist von Bad Bunny. Bad wer? Ja, wir haben's ja gesagt - aber keine Sorge, falls du jetzt dein Musikwissen infrage stellst. Du hörst ja immerhin noch egoFM - das muss auch was bedeuten. Grund dafür ist eher der, dass Latin Trap in Deutschland immer noch nicht so ganz angekommen ist, während der GESAMTE Rest der Welt die Booties zu "CALLAÍTA", "MÍA" oder "DÁKITI" schwingt. So hart es klingt: wir sind die Ausschließies der Po-Shaker.


Aber von unseren Hintern zurück zu Bad Bunny. Denn der hat gar keinen Bock über Hintern oder sonstige sexistische Latinklischees zu singen, wie dem Genre doch oft nachgesagt wird. Ja, in seinen Texten geht’s um Transsexualität, Bisexualität oder Fetischismus. Mal trägt er Frauenkleider, mal inszeniert er sich als Drag-Queen oder zeigt sich in hautengen Latex-Dress. Mit dieser Attitude trifft er genau den Nerv der Zeit und trägt die Werte in den lateinamerikanischen Mainstream. Bad Bunny bedient keine abgeranzten Klischees und steht wegweisend für einen Wendepunkt, in der Musik und auf der Welt.



BTS

Ach, die 90er. Mal wieder. Die Zeit der Plateauschuhe, Tattoo-Halsbänder und Jogginganzügen-CropTop-Kombis. Ok, was das betrifft, könnte jetzt gerade auch von der Gen Z die Rede sein. Aber eins hatten die 90er im Gegensatz zu heute en masse: Boybands. Oh ja, das war vielstimmiger und überproduzierter Gesang, alberne Choreografien, makellose Haut und viel viel Schmalz. Take That, *NSYNC, Backstreet Boys, New Kids On The Block – sie sprossen aus dem Boden wie wunderschöne Plastikblumen. Klar, ein paar Ausläufer des Konzepts "Boyband" gab es noch, aber spätestens seit der "Pause" der Casting-Truppe One Direction wirken Boybands wie ein aus der Zeit gefallenes Modell. Und naja Plakate mit "Ich will ein Kind von dir", von Teenies an Teenies gerichtet.. das war auch schon immer komisch.

Doch dann kam die südkoreanische K-Pop-Boyband BTS und hat alles ein wenig auf den Kopf gestellt.
Sie sind das genaue Gegenteil von Toxic Masculinity - ihre Songs sind keine schmalzigen Liebesbeweise, sondern behandeln Depressionen, Verlust- und Zukunftsängste. Nicht nur deshalb besteht die Fangemeinde nicht nur aus kreischenden Girlies, die ihren Traummann auf der Bühne anhimmeln: Die sogenannte "Army", so nennen sich die Fans von BTS,  hat Platz für alle: unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder Nationalität. 

Vor allem in den sozialen Medien trendet die Band regelmäßig, was nicht zuletzt an dem schier endlosen Universum an multimedialen Inhalten liegt. Ob echte Charaktere oder cleveres Marketingkonzept, BTS ist die Boyband 2.0. 

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