Obdachlosen Aufmerksamkeit schenken

Obdachlosen Aufmerksamkeit schenken

Über den Umgang mit Obdachlosen

Der Winter bricht an, es wird kalt, Corona ist schlimmer denn je und viele Menschen bleiben zu Hause: All das sind schlechte Voraussetzungen für obdachlose und hilfsbedürftige Menschen - aber genau diesen wollen wir gerade jetzt ein wenig Aufmerksamkeit schenken.


Wie wir mit Obdachlosen umgehen sollten

Du hast dich sicher schonmal gefragt: Wie soll ich mich verhalten, wenn ich einem Obdachlosen begegnen? Reicht ein Lächeln oder ein Gruß? Soll ich ihm Geld oder Essen geben?

Um diesen Fragen auf die Spur zu gehen sind egoFM Vicky und Praktikant Jakob in die Münchner Innenstadt gegangen und haben mit den Betroffenen einfach selbst und persönlich gesprochen.

Am Karl-Stützel-Platz angekommen, dort ist eine Essensausgabe der Caritas stationiert, treffen die beiden Miroslav. Miroslav kommt ursprünglich aus der Slowakei und hat Jahre lang als Pfleger gearbeitet. Als seine Firma pleite geht, ist er plötzlich arbeitslos und landet auf der Straße. Seit 2013 lebt er immer mal wieder dort. Er erzählt uns, wie sich die Menschen ihm gegenüber verhalten:
"Es gibt solche und solche. Manche machen nicht mal die Geldbörse auf, die sagen schon ab zwei Metern: 'Weg, weg, weg.' Die Menschen glauben, die [Obdachlosen] wollen einfach trinken, deshalb wollen sie nichts geben." - Miroslav
Man hört aus Miroslavs Stimme heraus, dass er oft nicht beachtet wird, ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt wird, doch wie kannst du das ändern? Spoiler: Es ist super einfach. Miroslav erzählt, dass er sich immer sehr - vor allem im Winter - über warme Sachen und Essen freut, auch ein kleines Gespräch bereitet ihm Freude.

Die Hilfsorganisationen bestätigen das.

Jakob und Vicky haben mit der Leiterin der evangelischen Bahnhofsmission Barbara Thoma und mit Yvonne Möller, Freiwilligenmanagerin bei der Caritas München gesprochen:
"Die Menschen ansprechen, nicht über sie sprechen. [...] Die freuen sich genauso mal über ein 'Guten Tag' und 'Hallo' oder 'Wie geht's?'. Aber auch per Sie ansprechen, nicht automatisch duzen. [...] Einfach dem Menschen begegnen und nicht irgendeiner Gruppe." - Babara Thoma
"Man kann einfach an sich selbst arbeiten indem man sagt: Da engagiere ich mich mal." - Yvonne Möller
Anna, eine Obdachlose, die gerade in der Bayernkaserne lebt, bringt es gut auf den Punkt:
"Freundlich, einfach freundlich!" - Anna
Ovidio, der vor der Essensausgabe wartet, sagt dazu:
"Die vergessen wir sind Menschen, nicht Tiere." - Ovidio

Wenn du das nächste mal an einer*m Obdachlosen vorbeigehst, frag doch einfach mal nach, wie du helfen kannst, wie es geht oder sprich einfach nur kurz über das Wetter. Die Obdachlosen freuen sich darüber wahnsinnig - ob du's glaubst oder nicht.



Corona und Obdachlos

Die Situation ist schwierig: Durch die Pandemie wurden die, die sowieso schon ganz unten sind, noch weiter nach unten gezogen und vernachlässigt. Arbeitsagenturen, Hilfe- und Anlaufstellen waren im ersten Lockdown zum Großteil geschlossen. Die Bahnhofsmission am Hauptbahnhof in München war eine der wenigen Anlaufstellen, die geöffnet hatte. Die Mission wurde überrannt, erzählt Barbara Thoma:
"Es sind sehr schnell sehr viele gekommen. Im März waren es schon 6.000 [Kontakte] mehr als gewohnt." -  Barbara Thoma, Leiterin evangelische Bahnhofsmission
Die Obdachlosen kommen aktuell nicht mehr in warme Räumlichkeiten, die Aufenthaltsräume der Hilfseinrichtung haben geschlossen. Gerade im Winter kann das sehr gefährlich werden.
"Man hat keine Chance in die Wärme zu kommen, vor allem jetzt dann, wenn Minusgrade kommen. (lacht ironisch)" - Miroslav
Wie wär's, wenn du deine ganzen Textilien, die du nicht mehr brauchst, an Obdachlose gibst, damit sie den kalten Winter in der Pandemie überleben können? Vielleicht eine Tasse Tee und ein Lebkuchen dazu und du bekommst ein breites Grinsen und große Dankbarkeit zurück. Wenn es schon so einfach geht - einfach öfter machen!



Die Pandemie können wir nur alle gemeinsam gut überstehen.

Mit "alle" sind selbstverständlich auch Obdachlose gemeint. Versuch sie mit in die Gesellschaft einzugliedern und tritt ihnen genauso gegenüber, wie jedem anderen Menschen.
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