Wer war bell hooks?

Wer war bell hooks?

Die US-amerikanische Feministin und Literaturwissenschaftlerin ist im Alter von 69 Jahren gestorben.

Sie war Wegbereiterin des Feminismus für ganze Generationen und zählt zu den bedeutendsten Stimmen für Rechte von Bürger*innen - insbesondere von Frauen.

bell hooks, mit bürgerlichem Namen Gloria Jean Watkins, wird 1952 geboren und wächst mit sechs Geschwistern in einfachen Verhältnissen in einen kleinen Ort in Kentucky auf. Ein US-Bundesstaat, der wie so viele andere damals noch geprägt von Rassentrennung war. Einen Teil ihrer Schulzeit verbringt sie in segregierten Schulen. Nach ihrem Abschluss studiert sie Anglistik und Literaturwissenschaft in Stanford.

Ain't I a woman?

Als junge Studentin beginnt sie bereits zu schreiben und veröffentlicht 1978 eine Sammlung von Gedichten. Watkins benennt sich Ende der Siebziger nach ihrer Urgroßmutter Bell Blair Hooks um. Allerdings schreibt sie ihren Namen immer in Kleinbuchstaben. Einerseits will bell hooks so von ihrer Urgroßmutter unterscheiden, andererseits versucht sie damit den Fokus auf ihre Arbeit richten, statt auf sich als Person. Währenddessen entwirft sie auch schon ihren vermutlich bekanntesten Essay Ain’t I a woman? Black Women and Feminism, der schließlich 1981 erscheint und bis heute als einer der wichtigsten feministischen Texte gilt. hooks beschreibt in dem Essay, wie die Sklaverei Frauen nicht nur physisch und wirtschaftlich, sondern auch sexuell ausbeutete und wie Schwarze Frauen noch bis ins späte 20. Jahrhundert nicht genauso stark an Bürgerrechts- und Emanzipationsbewegungen teilhaben konnten wie Männer. Die Zeitschrift Publishers Weekly kürt den Essay zu einem der 20 einflussreichsten Bücher von Frauen.

 

Eine bedeutende Stimme

Insgesamt veröffentlicht hooks über 30 Bücher. Darin beschäftigt sie sich vor allem mit Feminismus, Gender und Rassismus und damit, dass alle diese Themen nicht einzeln voneinander, sondern zusammen mit Bürgerrechten und Wirtschaft betrachtet werden müssen. Ein wichtiger Aspekt vor allem für den Feminismus, denn zu dieser Zeit war die Frauenbewegung oft geprägt von weißen, wohlhabenden Frauen, die oft eher für eigene Chancen kämpften, anstatt für die Gleichheit aller Frauen. Eine ihrer bedeutendsten Thesen: Vor allem wirtschaftliche Ungleichheit, Sexismus und Rassismus verstärken sich gegenseitig. Feminismus sei nur dann sinnvoll, wenn er auch gesellschaftliche Machtverhältnisse (also zum Beispiel Rassismus oder das Patriarchat) überwinde. Also im Grunde genommen das, was wir heute unter dem Begriff "Intersektionalität" verstehen.
"The process begins with the individual woman’s acceptance that American women, without exception, are socialized to be racist, classist and sexist, in varying degrees, and that labeling ourselves feminists does not change the fact that we must consciously work to rid ourselves of the legacy of negative socialization." - bell hooks in Ain't I a Woman?


Bücher, die bis heute nicht nur den akademischen, sondern auch den gesellschaftlichen Diskurs prägen.

Das, was die Autorin hervorhebt: Sie schafft es, kritische Theorie so zu formulieren, dass sie auch auf das tägliche Leben zutrifft. Nie vergisst hooks, auch die persönliche Ebene mit einzubinden und die Art und Weise, wie wir uns gegenseitig sehen und unsere Beziehung mit anderen Menschen betrachten. Neben Ain’t I a Woman zählt deshalb auch All about Love: New Visions (Alles über Liebe – Neue Sichtweisen) zu ihren bekanntesten Werken.
"To love well is the task in all meaningful relationships, not just romantic bonds." – bell hooks in All about Love: New Visions
 

hooks als Dozentin

hooks ist allerdings nicht nur Autorin, sondern unterrichtet auch als Dozentin an mehreren Universitäten. Unter anderem lehrt sie in Yale, am City College in New York und am Berea College in ihrer Heimat Kentucky, eine der wenigen Hochschulen in den USA ohne Studiengebühren. Dort gründet sie das bell hooks Institut. Das Berea College würdigt hooks als "eine der herausragendsten feministischen Wissenschaftler*innen des Landes."

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Der Einfluss von bell hooks

Aber nicht nur auf die Universität hatte hooks großen Einfluss. US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat sie auf Twitter als erfolgreiche und ideenreiche Autorin und Aktivistin bezeichnet.

Im Jahr 2018 wird sie in die Kentucky Writers' Hall of Fame aufgenommen. Dort spricht sie selbst davon, wie glücklich sie sich als Autorin schätzen kann, dass so viele Menschen ihre Arbeit schätzen.
"I am a fortunate writer because every day of my life practically I get a letter, a phone call from someone who tells me how my work has transformed their life." – bell hooks

Das findet auch das TIME Magazin und kürt sie 2020 als eine von 100 Frauen des Jahres. Unter anderem deshalb, weil hooks vor allem viele Schwarze Mädchen den Weg zum Erwachsenwerden geebnet habe.


Seit den Siebzigern inspiriert hooks immer wieder junge Schriftsteller*innen und gibt vielen Generationen eine neue Sicht auf die Welt.

Stets im Vordergrund: Die kritische und kämpferische Idee. Das Bewundernswerte: bell hooks hat nie die Motivation vergessen, die hinter all dem steckte: Liebe und das Verlangen nach Veränderung.
"All too often women believe it is a sign of commitment, an expression of love, to endure unkindness or cruelty, to forgive and forget. In actuality, when we love rightly we know that the healthy, loving response to cruelty and abuse is putting ourselves out of harm's way." - bell hooks in All about Love: New Visions




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