West Side Story

West Side Story

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Von  Fabian Broicher
Steven Spielberg verfilmt mit 'West Side Story' eines der bekanntesten Musicals der Welt – ob sich die neue Fassung des Klassikers gut zum Mitschmachten eignet, weiß egoFM Kinoredakteur Fabian Broicher.

Dass ausgerechnet Steven Spielberg, einer der bekanntesten und emsigsten Regisseure seiner Generation, noch kein Musical auf die Leinwand gebracht hat, grenzt an ein kleines Wunder. Zumindest traut er sich jetzt, mit 74 Jahren, an eines – und hat sich mit West Side Story gleich eines der legendärsten ausgesucht. Das 1957 uraufgeführte Stück von Stephen Sondheim und Leonard Bernstein zählt zum amerikanischen Kulturgut, die Songs stehen weltweit auf den Lehrplänen im Musikunterricht, der Film von 1961 sahnte sage und schreibe zehn Oscars ab und gehört zu den absoluten Kinoklassikern.

Typisch Spielberg, scheut er nicht die große Geste, doch begibt er sich dadurch auch auf eine schwindelerregend hohe Fallhöhe.


Worum es in West Side Story geht

Im Schmelztiegel der Fünfzigerjahre treffen in New York die unterschiedlichsten Kulturen aufeinander. Auf der Upper West Side entsteht gerade das neue Lincoln Center, während die Bürgerinnen und Bürger in zum Teil heruntergekommenen Mietshäusern leben. Vor allem die Rivalität zwischen den Weißen und Puerto Ricanern ruft immer wieder die Polizei auf den Plan, da sich beide Parteien immer wieder erbitterte Kämpfe liefern. In diesem Umfeld begegnet Maria, eine junge Einwanderin, dem weißen Tony, der, geläutert von einer langen Haftstrafe wegen Körperverletzung, wieder in seine Heimatstadt zurückkommt. Auf einer Tanzveranstaltung erleben sie die Liebe auf den allerersten Blick, allerdings wird diese auf eine harte Probe gestellt.

Denn Marias älterer Bruder Bernardo ist der Anführer der Sharks, jener puerto-ricanischen Bande, die die Straßen unsicher macht, wohingegen Tonys bester Kumpel Riff die verfeindeten Jets befehligt. Um diesem von Vorurteilen, Wut und Hass Umfeld zu entfliehen, beschließen Tony und Maria miteinander fortzugehen, um ihr Glück gemeinsam zu suchen. Doch gleichzeitig verabreden sich die Jets und die Sharks zu einem alles finalen Kampf, in dem Tony eine entscheidende Rolle spielen soll …

  • Fabian über: West Side Story
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Die tragische Liebesgeschichte, um die es in West Side Story geht, existiert seit Menschengedenken.

Bereits in Shakespeares Romeo & Julia finden zwei Liebende, die aus unterschiedlichen Welten stammen, aller Umstände zum Trotz zusammen – und scheitern doch daran, zusammen zu sein. Steven Spielberg verpackt diesen Klassiker in - dank Kameramann Janusz Kamiński - bis aufs i-Tüpfelchen perfekt komponierte Bilder, wobei vor allem die Tanzsequenzen aufgrund ihrer Inszenierung beeindrucken. Doch irgendwie fehlt ihnen der nötige Esprit, um sie wirklich sehenswert zu machen, denn Spielberg findet in seiner Umsetzung wenig eigene Ideen.

Mit bestimmt drei Dosen Haarspray frisiert, schmachten sich Ansel Elgort und Rachel Zegler an, bleiben allerdings seltsam blutleer. Hinzu kommt die Rivalität zwischen den beiden Straßengangs, die einfach nicht rüberkommt. Am besten ist Spielberg immer dann, wenn er es doch einmal schafft, eigene Ideen zu verfolgen. So lässt er die herzzerreißend schöne Ballade "Somewhere" nicht von Maria singen, sondern von Tonys Ziehtante Valentina. Valentina wird von niemand anderer als der 90 Jahre alten Rita Moreno verkörpert, die im Original die Maria spielte, und sorgt mit ihrem Solo für den ergreifendsten Moment im ganzen zweieinhalb Stunden dauernden Film.

Alles in allem liefert Spielberg also eine überraschend überraschungsarme Neuverfilmung der West Side Story ab, die deswegen lediglich vier von zehn Tanzeinlagen bekommt.

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