Wie es zu Hangxiety kommt

Wie es zu Hangxiety kommt

Mit dem Kater kommt die Angst

Noch bevor man die Augen öffnet, weiß man es schon: Der feuchtfröhliche Abend am Vortag hat Spuren hinterlassen. Da bereut man dann auch mal schnell alles und fühlt sich grundsätzlich schlecht - fast schon ängstlich. Aber warum eigentlich?


Vorab: Alkohol ist eine Droge, die wir weder verharmlosen noch verherrlichen wollen. Hilfe für Alkoholsüchtige oder Angehörige gibt's zum Beispiel bei Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen oder Online über die Kampagne Alkohol? Kenn dein Limit.


Schädel brummen und ein flauer Magen - der Tag nach der durchzechten Nacht kann schon mal echt mies aussehen.

Die körperlichen Beschwerden würden dabei ja wirklich schon reichen, um sich schlecht zu fühlen. Aber obendrauf kommen sie dann - noch bevor man die Bettdecke überstülpt: die Stimmen im Kopf, die den Vorabend rekapitulieren lassen und das ungute Gefühl im Bauch nur noch verstärken.

Noch schnell ein Check über den eigenen Nachrichtenverlauf auf dem Handy (Puh, Glück gehabt, den*die Ex hat man am Ausmaß des Rauschs nicht auch noch Teil haben lassen) und auch sonst ist gar nichts Größeres passiert. Warum überwiegt dann trotzdem das Gefühl, dass man irgendeinen Mist gebaut, das Falsche erzählt - oder einfach allen Grund hat, sich psychisch so richtig schlecht zu fühlen? Denn Schatten großer, unguter Taten sind das nicht. Kann das nicht einfach aufhören?

Leider nicht - aber das hat tatsächlich biologische Gründe...


Psycholog*innen decken auf 

Wer bisher an der eigenen mentalen Stabilität gezweifelt hat, der*die kann beruhigt sein, denn du selbst kannst tatsächlich gar nichts dafür, dass du dich so schlecht fühlst - naja, außer natürlich für den Alkoholkonsum per se. Aber so geht es fast jedem*jeder nach einer durchzechten Nacht und das hat in der Wissenschaft sogar einen Namen: "Hangxiety". Der Begriff ist eine Mischung aus den englischen Wörtern "Hangover" (Kater) und "Anxiety" (Angst) und beschreibt damit schon perfekt, wie man sich am Katertag fühlt.  

Der biologische Prozess der Hangxiety startet dabei übrigens schon viel früher, als man die Symptome spürt - nämlich da, wo du dich mitten im Alkoholrausch eigentlich noch richtig super fühlst. In einem Interview erklärt die amerikanischen Psychologin Briony Leo, die für die  Organisation Hello Sunday Morning Verbund arbeitet, die sich für den "gesunden" Umgang mit Alkohol einsetzen:

"Alcohol stimulates the production of GABA, which is a chemical that kind of calms down our brain." 

Unsere übermäßige Freude beim ein oder anderen Gläschen kommt also keineswegs von nirgendwo. Einfach gesagt: Durch eine übermäßige Produktion von GABA durch den Alkoholkonsum entspannst du dich und bist richtig gut gelaunt. Ein Drink mehr und das Gehirn blockt durch den Alkohol außerdem das sogenannte Glutamat, das unter anderem für unsere alltäglichen Sorgen und Ängste verantwortlich ist. Wenn man das für uns Laien ausdrücken möchte, kann man also sagen, dass Menschen die viel Glutamat im Gehirn haben, auch ängstlicher sind. 

Umkehrschluss: Weil Alkohol das Glutamat im Gehirn blockt, bist du also weniger ängstlich, sobald du betrunken wirst. Das Problem ist, es fühlt sich nur so an als würdest du entspannter werden - und das eben nur bis zum nächsten Tag, bis du ausnüchterst.

 "When we stopped drinking our brains try to do what's best for us, which is to redress that imbalance. So they'll try to produce more glutamate to make up for what they see is a deficit. And now try to block GABA."

Das heißt also, beim Ausnüchtern fährt das Gehirn den Entspannungsmodus runter und produziert gaaaanz viel Glutamat - und das macht dich übermäßig ängstlich.

Trotzdem bedeutet das nicht, dass man nach jedem zu tiefen Blick ins Glas mit kompensierenden Angstgefühlen rechnen muss. Schlimm wird es nur, wenn man gerade eine anstrengende Phase durchlebt oder sich allgemein nicht gut fühlt. Dann sollte man eh nie zur Flasche greifen, da arbeitet das Gehirn ja sowieso schon mit viel Glutamat. Sorgen kann man sowieso nicht im Alkohol ertrinken - die sind nämlich ziemlich gute Schwimmer! 

Ein Rezept, das garantiert hilft

Wenn dich die Hangxiety also mal trifft, ist es laut Psychologin Briony Leo sehr wichtig, die Zeichen direkt zu erkennen, bevor man in Panik gerät. Und hier kommt der richtig gute Teil:

Bei Hangxiety wird dringlichst Bettruhe, Binge-Watching und Freund*innen, die mit einer riesen Pizza voller Liebe vorbeikommen, empfohlen.

Solltest du dich an dieses Rezept halten, löst sich auch die Hangxiety im Nu in Luft auf! 



Beim nächsten genüsslichen Besaufen kannst du deine Freund*innen jetzt zumindest vorbereiten, auf das, was sie am nächsten Tag erwarten wird - mit gerade erlernten knallharten Fakten und einem neuen Trendwort, das dein Coolness-Level direkt um 180 Grad bis zum nächsten Nullpunkt steigert: Hangxiety. Vielleicht fällt die dann ja auch gar nicht so schlimm aus!

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