Männlichkeit im Film

Männlichkeit im Film

Im Gespräch mit einem Filmexperten

Wolfgang M. Schmitt ist Literaturwissenschaftler, Filmkritiker und Podcast-Moderator. Bekannt wurde er durch seinen YouTube-Kanal "Die Filmanalyse".

Wir haben mit Wolfgang über Männerrollen und Männlichkeit in Filmen gesprochen.

Außerdem haben wir uns auch noch einmal die gängigsten Männer-Charaktere in Filmen und Serien angeschaut - mit Augenzwickern, versteht sich.
  • Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt
    Das komplette Interview zum Nachhören
  • Der Womanzier
    Der Protagonist von (gefühlt) jeder Romcom
  • Der Actionheld
    Mehr Testosteron geht nicht
  • Der alleinerziehende Vater
    Vom Single zum Familienmensch
  • Der Nerd
    Computerspiele, Cosplay & Comics

Warum gehen wir ins Kino?

Schauen zum Beispiel typische Machos gerne typische Macho-Filme?
"Man geht nicht ins Kino, um sein Leben noch einmal gespiegelt zu bekommen, sondern man geht auch ins Kino, um eine andere Welt dort zu sehen. Etwas zu sehen, was man selbst nicht ist oder selbst nicht hat."

Die Rolle des erfolgreichen Mannes

"Der erfolgreiche Mann ist im Film nach wie vor vorhanden, auch einfach deshalb, weil wir im Kino sehr gerne erfolgreichen Menschen zusehen, beziehungsweise sehen wir gerne, wie Menschen erfolgreich werden. Und das sind sehr häufig Männer, obwohl sich das jetzt in den vergangenen Jahren etwas mehr auch auf die Frau verschoben hat."

Der erfolgreiche Mann im Film zeigt sich aber auch als Familienmensch.
"Oftmals war es so, dass man einen Mann nur in seinem Beruf gesehen hat und die Familie lief so mit. Und inzwischen haben wir doch viele Filme, die das viel stärker thematisieren oder die auch eben diese neuen Rollen, die da auf einen Mann zukommen, thematisieren. Also der Mann, der sich dann um die Kinder mit kümmert, der den Haushalt in irgendeiner Weise mitversorgt."
Bei Komödien passiert es dann aber häufig, dass die Männer diesen Aufgaben nicht gewachsen sind.

Relativ neu im Film: Der Mann als Sexobjekt

"Wir sehen den Mann jetzt als Sexobjekt. Also die Erotisierung des männlichen Körpers, die hat extrem zugenommen."

Als Beispiele dafür nennt Wolfgang Fifty Shades of Grey und Twilight - mit Robert Pattinson und Taylor Lautner als "Auswahl". Im Action-Film, wo die Männer vermeintlich auch Sexobjekte sind, werden diese relativ bieder dargestellt.
"Wenn wir uns die Fast and Furious-Reihe ansehen: Wir haben da Typen wie Vin Diesel, Dwayne 'The Rock' Johnson. Das sind glatte, fast Comic-hafte Männer, die eine Hypermännlichkeit ausstrahlen, zugleich sie aber nicht wirklich sexualisiert sind, also wir sehen sie ja nicht bei wirklich erotischen Abenteuern."

Einfluss auf unser Körperbild


Die perfekten Körper, die wir im Film sehen, beeinflussen natürlich auch unser eigenes Körperbild. 
"Das ist im Kino so, das ist selbstverständlich auch in den sozialen Medien so und ich glaube, dass das einen enormen Druck auf junge Leute auslöst. Erfährt man ja in Studien, aber auch in einzelnen Äußerungen bei Facebook oder Twitter immer wieder, wie unzufrieden viele junge Menschen mit ihren Körpern sind und das liegt sicherlich auch daran, dass sie sich permanent vergleichen - mit diesen Idealen auf der Leinwand oder irgendwelchen Idealen bei Instagram."

Dicke Männer werden oft in Comedy-Filme gedrängt


Auch wenn es heutzutage Gegenbeispiele in Dramen oder Ähnlichem gibt, spielen in Komödien häufig dicke Männer eine Hauptrolle.
"Das liegt bei der ganzen Sache auch nicht nur am Mann, sondern grundsätzlich daran, dass wir es bei Komödien eigentlich mit einem Genre zu tun haben, bei dem es um das Körperliche geht. Also daran werden die Witze auch festgemacht. [...] Deswegen bieten sich eben Leute, die nicht einer Body-Mass-Norm oder so entsprechen, extrem an, um daran eine Komödie auszuhandeln. Das sehen wir im Übrigen auch bei Frauen."

Über Männerfilmabende


Von ominösen Angeboten in Kinos, wie dem Männerfilmabend, hält Wolfgang nichts.
"Es sind, glaube ich, vollkommen anachronistische Zeiten, dass man glaubt, ein Film sei exakt für Männer und ein anderer sei exakt für Frauen gedacht. Also dieses alberne Zielgruppendenken ist vielleicht für relativ hohle Marketing-Experten noch eine Welt, in der sie denken, aber ich glaube, dass gute Filme immer sowohl für Männer als auch für Frauen funktionieren."



Falls du neugierig geworden bist, was Wolfgang über bestimmte Filme denkt, kannst du mal auf seinem YouTube-Kanal vorbeischauen.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Wolfgang M. Schmitt (@wolfgangmschmitt) am

Design ❤ Agentur zwetschke