Mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Möglichkeiten, Verkehrsunfälle auf ein Minimum zu reduzieren

Von  Viktoria Molnar
Wie entwickelt sich die Zahl der Unfalltoten im Straßenverkehr und was müsste unternommen werden, um für mehr Sicherheit zu sorgen?


Unfalltote im Straßenverkehr

Seit der Anschnallpflicht in den 70ern und mit der ständig verbesserten Unfallforschung sinkt die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich. Kurz vor Corona kam sie kurzzeitig zur Stagnation. Doch die Pandemie brachte eine neue Dynamik mit sich: Homeoffice, Homeschooling, Lockdown - die Menschen waren weniger unterwegs. Da das Leben nun langsam wieder anrollt, steigen auch die Unfälle wieder. Kollegin Vicky über konkrete Maßnahmen, um den Verkehr in Deutschland auf lange Sicht, nachhaltig sicherer zu gestalten:
  • Mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Ein weißes Fahrrad steht am Straßenrand - aufgestellt hat es der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club - als Gedenkstätte für tödlich verunglückte Radfahrer*innen und als Mahnmal, um Verkehrsteilnehmende vor den Gefahren im Straßenverkehr zu warnen. Überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol am Steuer, zu geringer Sicherheitsabstand - oder einfach nur die falsche Benutzung der Straße- die Liste der Auslöser für Verkehrsunfälle ist lang. Auch die Anzahl ist nicht zu missachten: rund 2,3 Millionen waren es im Jahr 2021 laut dem Bundesamt für Statistik - die Zahl der Unfalltoten ist zwar seit mehreren Jahren stark rückläufig, doch immer noch zu hoch. Allein im Jahr 2021 verunglückten in Deutschland 2.569 Menschen auf den Straßen - 150 Opfer weniger als im Vorjahr. 

Und doch ist jede Person, eine zu viel. Welche Möglichkeiten gibt es also seitens der Politik, der Wissenschaft und für jeden Einzelnen, die Zahl der Verkehrsunfälle auf ein absolutes Minimum reduzieren?


Eine Idee hierfür kommt aus der Städtebaulichen Richtung der Niederlande: Shared Space, zu deutsch geteilter Platz. Autos, Fußgänger*innen und Radfahrende verkehren hier ohne Schilder oder Ampeln. Klingt utopisch, funktioniert aber, da die Autos gezwungen sind, langsamer zu fahren. Die Gefahr macht die Menschen wachsamer. In Deutschland wird das Konzept bereits gelebt, beispielsweise am Opernplatz in Duisburg seit 2006:


Eine weitere Möglichkeit den Verkehr sicherer zu gestalten, verbirgt sich hinter einer Reminiszenz aus der DDR:

einem kleinen Stückchen Freiheit, bei dem man, nach einem Kurzen Stopp, einfach abbiegen darf - trotz roter Ampel. Der grüne Pfeil für Rechtsabbieger*innen an Ampeln wird laut einer Studie der Technischen Universität Dresden oft falsch verstanden und führt daher auch häufig zu Unfällen. Die Stadt Leipzig hat ihn deswegen im Frühjahr 2022 aus dem Straßenverkehr gezogen und demontiert. Der Verkehrsexperte Andreas Knie geht so weit und schreibt auf seinem Twitter Account: "Der Fahrradkillerpfeil gehört abgeschafft!"

Damit kein einziger Mensch mehr stirbt, setzt sich die EU ein ambitioniertes Ziel: Vision zero - also beinahe Null Verkehrstote.

"Mit diesem Slogan sorgt Schweden seit 1997 für Verkehrssicherheit und zwar nachhaltig - das Schwedische Straßennetz ist das sicherste der EU. Auch Deutschland arbeitet seit 2007 an der Vision Zero. Straßen und Verkehrsmittel sollen so gestaltet werden, dass es keine Todesfälle mehr gibt. Konkret bedeutet das: Kreuzungen werden zu Kreisverkehren umgebaut und Bushaltestellen verengt. Geschwindigkeitsbegrenzungen sollen noch weiter heruntergesetzt und häufiger kontrolliert werden. Bis 2050 soll diese Vision umgesetzt werden. Die schwedische Automarke Volvo hat übrigens noch ein Ass im Ärmel in Punkto Verkehrssicherheit: Einen Airbag für Fußgänger*innen, der in der Motorhauben verbaut ist. 

Aber auch Fahrradfahrende können sich selbst besser schützen.

Durch den eigenen Airbag in Fahrradhelmen. Oder überhaupt Helme tragen - denn die Quote von Fahrradhelmen lag 2020 in Deutschland bei 26 Prozent. Und da ist noch deutlich Luft nach oben.

Doch auch die Dominanz der Autos in den Städten generell stellt ein Problem dar - vierspurige Straßen, teilweise mit zwei zusätzlichen Parkspuren. Im Vergleich haben Fußgänger*innen und Fahrradfahrende zwei kleine Spuren am Rand. Vielleicht sollte die Politik den Nahverkehr mehr stützen. Tiefgreifende Reformen sind im Gespräch, aber bis dahin wird es, wie mit dem autonomen Fahren und vielen weiteren Projekten, vermutlich noch einige Zeit dauern.

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