Mit Pflanze zur Spiritualität

Mit Pflanze zur Spiritualität

Was hat es mit dem Hype um Ayahuasca auf sich?

Ben hat bereits mehrfach Ayahuasca konsumiert. Was genau das ist, warum es schon seit Längerem einen regelrechten Ayahuasca-Tourismus gibt und was das Ganze mit Spiritualität zu tun hat, erzählt er egoFM Elise im Interview.

Spiritualität mit psychedelischen Pflanzen entdecken

Viele Menschen versuchen ihr Bewusstsein zu erweitern, sich selbst zu finden und die Welt zu verstehen - sei es durch Religion, Yoga oder Meditation. Ben hat dafür Ayahuasca genutzt. Das ist einerseits eine Pflanze aus dem Amazonas-Gebiet, andererseits steht der Name auch für ein Getränk, das aus der besagten Pflanze und anderen Pflanzen gebraut wird. Das Getränk hat eine psychedelische Wirkung und wird seit Jahrtausenden von verschiedenen indigenen Bevölkerungsgruppen als Heilmittel und Teil religiöser Zeremonien eingesetzt. Ben hat Ayahuasca bei einer Bevölkerungsgruppe im Norden von Peru kennengelernt und ausprobiert. Welche Erfahrungen er damit gemacht hat und warum das Gebräu seit einigen Jahren so gehypt wird, erzählt er dir hier im Interview:
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    Mit Pflanze zur Spiritualität

Die Ayahuasca-Zeremonie

Ayahuasca ist nichts, was du mal eben nebenbei ausprobieren kannst (zumal es in Deutschland nicht legal ist). Der Konsum des Gebräus sollte trotz des Hypes gut überlegt sein, braucht sehr viel Vorbereitung und muss im richtigen Setting mit Betreuung stattfinden. Ben hat Ayahuasca im Rahmen von Zeremonien während eines Retreats konsumiert. Das Retreat selbst ging in seinem Fall über einen Monat, wobei noch jeweils einen Monat zur Vor- und Nachbereitung genutzt wurde. Während des Retreats und der Zeremonie selbst, befand sich Ben mitten im Dschungel.

"Irgendwann sitzt du da im Dschungel in so einem [...] runden Zeremonie-Gebäude [...]. Da gibt es auch keine Fenster, da ist es die ganze Zeit sehr heiß und der ganze Dschungel brummt um dich herum. Und diese Zeremonie findet im Dunkeln statt. Also wirklich erst mal kann das schon so ein bisschen unheimlich sein." - Ben

Ben hat sich einfach darauf eingelassen. Natürlich wusste er, wie das Retreat ablaufen wird und hat sich auch über die Wirkung von Ayahuasca informiert. Was ihn genau erwartet, hat er im Vorhinein aber nicht so richtig gewusst. Für Ben hat es sich dann so angefühlt, als würde eine Schale nach der anderen von ihm abfallen.

"So diese ganzen Sorgen, die man sich macht oder die ich mir gemacht habe zu dem Zeitpunkt. [...] Und auf einmal habe ich mich und die Welt aus einer anderen Perspektive betrachtet." - Ben

Die Wirkung hält dabei nicht dauerhaft an, allerdings regt diese Erfahrung viele Menschen zum Nachdenken an, weswegen in diesem Zusammenhang oft auch von Erleuchtung oder Spiritualität die Rede ist.

Was passiert, wenn du Ayahuasca trinkst?

Ganz so genau lässt sich das nicht sagen, da die Wirkung sehr individuell ist. Ben beschreibt es aber so, dass es die Konsument*innen in den meisten Fällen in einen ganz anderen Zustand versetzt. Mit Alkohol würde er seine Erfahrungen zum Beispiel überhaupt nicht vergleichen.

"Man kann in völlig andere Zustände kommen - auch außerkörperliche Erfahrungen bis hin zu Visionen oder sehr starken körperlichen Effekten." - Ben

Das wiederum kann zur Heilung von psychischen und physischen Schmerzen führen - sagt Ben. Letzteres könnte eine spirituelle Bewusstseinserweiterung auslösen.

"[Eine Ayahuasca-Zeremonie] kann solche Erfahrungen auf jeden Fall bewirken und einem auch was geben, was sich dann in seinem Alltag rein trägt." - Ben

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Ayahuasca-Tourismus

Spiritualität hat in den letzten Jahren einen regelrechten Hype erfahren und so wurde auch Ayahuasca immer populärer. Wer das Gebräu und die Zeremonie ausprobieren will, muss sich allerdings neben der ganzen Vorbereitung auf die psychische Reise auch auf eine physische Reise begeben. Ayahuasca (also die Pflanze) enthält zwar kein DMT (in Deutschland laut BtMG verboten), allerdings meist das fertige Gebräu, weswegen Ayahuasca in Deutschland und den meisten anderen Ländern der Welt nicht legal ist. Im oberen Amazonasgebiet ist Ayahuasca dagegen weitestgehend legal beziehungsweise wird es geduldet und auch in einigen westlichen Ländern (zum Beispiel USA und Niederlande) wird der Konsum von Ayahuasca im Rahmen religiöser Rituale mittlerweile toleriert.

Seit Ayahuasca und dessen Wirkung in anderen Ländern bekannt wurden, machen sich viele auf den Weg, um das Gebräu zu konsumieren. Das führte über die Jahre zu einem regelrechten Ayahuasca-Tourismus, mit dem es nicht immer um Erleuchtung und sicheren Konsum geht, sondern oft auch einfach um Geld und Selbstdarstellung. Außerdem wird häufig kritisiert, dass die Kommerzialisierung von Ayahuasca und die dazugehörigen religiösen und rituellen Zeremonien die Kultur der indigenen Völker zerstört. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Kulturkolonialismus.



Dennoch rückt über den Hype von Ayahuasca eine andere, interessante und wichtige Debatte wieder in den Vordergrund: In welcher Form können Psychedelika in Zukunft möglicherweise in der Medizin genutzt werden? In Kanada erhielten beispielsweise erst kürzlich sechs Krebspatient*innen Substanzen aus psilocybinhaltigen Pilze, nachdem die Regelungen dort etwas gelockert wurden. Das Psilocybin soll den Patient*innen mit einer unheilbarer Krebserkrankung bei der Angst vor dem Tod helfen.

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