Die Munichwristbusters

Die Munichwristbusters

Leon Schelske im Interview mit egoFM Elise

Fake-Uhren am Handgelenk? Die Munichwristbusters enttarnen Fälschungen und decken auf, welche Stars und Sternchen mit unechten Luxusuhren posieren.

Leon Schelske ist Experte in Sachen Luxusuhren und enttarnt gemeinsam mit seinem Kollegen Robin Haas als Munichwristbusters Fälschungen auf Instagram. Im Interview erzählt er, wie der Account entstanden ist und verrät natürlich auch, woran gefälschte Uhren erkannt werden können.
  • Leon über gefälschte Luxusuhren
    Das komplette Interview mit egoFM Elise


Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Der Instagram-Account der Munichwristbusters erweckt den Eindruck, als würde fast jede*r mit gefälschten Uhren am Handgelenk unterwegs sein. Leon Schelske erzählt, dass er selbst darüber erstaunt ist, wie viele Menschen gefakte Uhren tragen.
"Wir hatten damit ja recht klein angefangen, eigentlich aus Spaß heraus und hätten selber nicht gedacht, dass es so viele relevante Personen sind - die sich auch eigentlich diese Uhren leisten könnten - die mit Fakes rumlaufen." - Leon Schelske

Leon Schelske und seinem Kollegen Robin Haas, die beide aus sehr uhrenaffinen Familien kommen, wie Leon es beschreibt, ist immer wieder aufgefallen, wie viele Menschen mit gefälschten Uhren unterwegs sind - sowohl in den Bars und Clubs in München, als auch auf Instagram und anderen Plattformen. Im ersten Corona-Lockdown haben sie dann angefangen, auf Instagram Fälschungen aufzudecken und entgegen ihrer Erwartungen wurde der Account ziemlich schnell ziemlich groß - und die Personen, die sie enttarnen, immer namhafter. Die erste relevante Person war Dominic Harrison, erzählt Leon. Inzwischen haben die Munichwristbusters über 230.000 Follower*innen. Auf ihrem Profil nutzen sie übrigens ausschließlich Fotos, die die Personen selbst auf Instagram gepostet haben, so zum Beispiel auch ein Foto von Dominic Harrison bei seiner Hochzeit:

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Eigentlich hatten Leon und Robin vor, den Account anonym zu betreiben

Zunehmend geriet der Fokus allerdings weg von den gefälschten Uhren, hin zu der Frage, wer die Munichwristbusters eigentlich sind. Und als dann Personen versucht haben, die beiden zu erpressen, haben sie sich kurzerhand dazu entschlossen, doch einfach offen mit ihrer Identität umzugehen:
"So haben wir den Leuten dann das einzige Druckmittel gegen uns genommen und uns dann einfach so gesehen gezeigt und dadurch so ein bisschen die Luft rausgenommen." - Leon Schelske

Menschen, die mit ihren gefälschten Luxusuhren von den Munichwristbusters enttarnt werden, reagieren unterschiedlich: Ein kleiner Teil nimmt es mit Humor und gesteht den Fake ein, die meisten haben aber einfach schnell eine passende Ausrede parat:
"Manch anderer hat dann versucht, sich rauszureden oder zu sagen, die echte Uhr liegt noch irgendwo anders zuhause rum und sie tragen die gefakte ja nur irgendwie zum weggehen oder das ist gar nicht ihre Uhr oder sonst irgendwas. Aber bis jetzt konnte noch nicht einer uns dann wirklich die Echte zeigen." - Leon Schelske

Wieder andere wehren sich verbal und ganz selten kamen auch schon Menschen bei Leon daheim vorbei - alles in allem waren das aber Kleinigkeiten. Meistens spielen sich die Leute kurz groß auf, nach ein paar Tagen ist das Thema dann aber auch wieder gegessen, sagt er.

Aber warum Fälschungen tragen, wenn man sich das Original leisten könnte?

Sogar der Fußballspieler Neymar, dessen Vermögen auf 160 Millionen Euro geschätzt wird, wurde bereits mit gefälschten Luxusuhren gesehen. Für Leon ist das nicht verständlich - am Geld kann es schließlich nicht liegen, warum so viele Stars und Sternchen Fake am Handgelenk tragen. Oft sind die Uhren, die diese Weltstars als Fälschungen tragen, aber zum Beispiel extrem limitiert, was eine Fälschung allerdings nur noch offensichtlicher macht:
"Wenn es die Uhr zum Beispiel zehnmal auf der Welt gibt und die Leute verkaufen die nicht, dann kann man diese Uhr auch für kein Geld erwerben, weil dann gibt es die zehnmal und das wars's. [...] Es ist natürlich umso peinlicher, weil man weiß meistens, wer die wirklichen zehn besitzt." - Leon Schelske

Viele sagen auch, sie tragen eine gefälschte Uhr, damit die Echte nicht kaputt geht, beim Feiern beispielsweise. Für Leon wäre es allerdings verständlicher, in solchen Situationen dann eben einfach keine Uhr zu tragen, statt sich ein Fake-Exemplar ums Handgelenk zu legen. Schließlich sind Luxusuhren ja nichts, was man unbedingt haben muss, betont er.
"Man braucht so eine Uhr nicht. Wenn man eine haben will, kann man sehr gerne darauf sparen, wie ich es zum Beispiel gemacht habe, weil ich die für mich persönlich haben wollte, aber ich finde [...] es geht halt nur noch um dieses Sehen und Gesehenwerden und das finde ich färbt auf die jungen Leute - was wir auch ziemlich merken - so ein bisschen negativ ab." - Leon Schelske

Die Munichwristbusters betreiben ihren Account also nicht nur zum Spaß, sondern wollen vor allem auch jungen Menschen die Augen öffnen, wie viel Fake in der Welt von Influencer*innen, Rapper*innen und Co. zu finden ist. Ganz nach dem Motto, es ist nicht alles Gold, was glänzt. Abgesehen davon sind sowohl die Arbeitsbedingungen, als auch die Materialien bei Fälschungen meist sehr schlecht. Mehr dazu, warum gefälschte Luxusuhren so problematisch sind, erfährst du hier auf der Website der Munichwristbusters.


So gut diese Intention auch sein mag, sammeln sich unter den Posts der Munichwristbusters wenig überraschend doch auch immer wieder Hate-Kommentare an.

Was Leon und seine Kollegen tun, ist für ihn aber in aller erster Linie journalistische Arbeit, bei der der Fokus auf der Uhr liegt und nicht auf den Menschen, die diese Uhr tragen. Es geht ihnen darum, rein sachlich und auf Fakten basierend aufzuzeigen, woran man erkennt, dass es sich um Fälschungen handelt. Natürlich gehen die Menschen in den Kommentaren dann in Diskurs - und natürlich ist das nicht immer sachlich und objektiv. Mehr als bestimmte Kommentare zu löschen und auf einen korrekten Umgangston in den Kommentaren zu verweisen, können die Munichwristbusters aber eben nicht tun, sagt Leon. 


Und woran erkennt man jetzt Fake-Uhren?

Leon erzählt, dass vor allem die Höhe der Uhren ein eindeutiges Merkmal sein kann. Denn es ist eine Kunst, Uhren mit hochwertigem Uhrwerk recht flach zu halten - Fälschungen seien oft doppelt so hoch wie das Original, erklärt er. Auch Farbkombinationen, die so überhaupt nicht existieren, sind ein Indiz. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie beispielsweise Frankreich ist der Besitz solcher Fälschungen in Deutschland übrigens nicht strafbar, der gewerbliche Vertrieb allerdings schon.

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