Tajana über Hate Speech

Tajana über Hate Speech

Das komplette Interview aus egoFM Reflex

Tajana Graovac vom No Hate Speech Movement war zu Gast bei egoFM Gloria und hat mit ihr über Hass im Netz gesprochen.


No Hate Speech

Das No Hate Speech Movement wurde 2012 vom Europarat ins Leben gerufen und startete damals als Jugendkampagne mit dem Ziel, junge Menschen zu mobilisieren sich gegen Hass im Netz einzusetzen. Seit 2016 gibt es das No Hate Speech Movement auch in Deutschland, hier ist es als Projekt beim Verein Die neuen deutschen Medienmacher*innen angesiedelt, der sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzt.
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    Das komplette Interview mit Gloria


Hate Speech im Netz wurde lange unterschätzt

Hass im Netz kann für die Betroffenen extreme Folgen haben: Sie leiden häufig unter psychischen Problemen. Der Fall Walter Lübcke hat außerdem deutlich gemacht, welche extremen Taten Hate Speech auslösen kann.


Was Hate Speech überhaupt ist und ab wann Hate Speech strafbar wird, erfährst du hier im egoFM Reflexikon.


Die Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen hat Anfang der Woche mit geleakten Dokumenten für Schlagzeilen gesorgt.

Sie beschuldigt Facebook, sehr genau zu wissen, wie groß das Problem mit Hate Speech auf der eigenen Plattform ist, aber auch, dass das Unternehmen bewusst Profit über die Sicherheit und das Wohlbefinden der Nutzer*innen stellt. Aus den geleakten Dokumenten soll unter anderem hervor gehen, dass der Facebook-Algorithmus vor allem Hass-Content und Inhalte, die uns wütend machen, pusht. 

"Ich möchte niemandem unterstellen, dass das so geplant ist, aber es gibt zahlreiche Studien die einfach auch beweisen: Wut erzeugt mehr und stärkere Reaktionen, als positiver Content." - Tajana vom No Hate Speech Movement 

Das liegt vor allem auch daran, dass der Facebook-Algorithmus auf Reaktionen anspringt. Das heißt, wenn sich unter Hass-Postings vor allem positive Reaktionen und Kommentare sammeln, behandelt der Algorithmus die Inhalte wie positiven Content, sagt Tajana.

Das No Hate Speech Movement hilft Betroffenen, sich und ihr Umfeld zu schützen und auch, sich zu wehren. 

Seit 2018 legt das Movement den Fokus dabei vor allem auf Hilfe für Medienschaffende und Journalist*innen.

"Wir haben festgestellt, dass gerade Journalist*innen sehr akut im Netz bedroht sind und haben dahingehend ein Help Desk entwickelt, wo sie Unterstützung bekommen, was zu tun ist wenn sie zum Beispiel gerade in einem sogenannten Shitstorm stecken, was danach zu tun ist, wie sich selber und auch ihr privates Leben schützen können." - Tajana vom No Hate Speech Movement


Oft ist Hate Speech strafbar, beispielweise wenn es sich um Beleidung, Verleumdung, Bedrohung oder Volksverhetzung handelt.

Über die jeweiligen Plattformen selbst können Kommentare und Beiträge gemeldet werden, außerdem können mithilfe von Screenshots auch Strafanzeigen gestellt werden. Über die App und die Website von Hassmelden können Beiträge oder Kommentare anonym gemeldet werden und auch HateAid unterstützt Betroffene von Hate Speech. Außerdem ist es extrem wichtig, als Mitleser*in zu kontern und sich mit den Opfern zu solidarisieren. 

"Es ist wichtig für die betroffenen zu sehen: Ok, da sind auch Leute, die sind auf meiner Seite, die stehen mir bei." - Tajana vom No Hate Speech Movement



Tajana glaubt nicht, dass wir strengere Gesetze und Regulierungen bräuchten.

Ihrer Meinung nach wäre schon viel getan, wenn die Gesetze, die aktuell existieren, konsequent durchgesetzt würden. Sie kritisiert allerdings, dass es sich die Plattformen aktuell oft zu einfach machen und ihre eigenen Standards nicht durchsetzen.

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