Terran leben

Terran leben

Jana Strecker im Interview bei egoFM Elise

Ohne Flugzeug, aber trotzdem unterwegs. Dass das geht, zeigt der Verein terran e.V.. Von ihrer Mission und was es bedeutet, terran zu leben, erzählt Jana im Interview.

Ohne Flugzeug unterwegs

Mal eben über das Wochenende zum Shopping nach London oder für einen Städtetrip nach Paris fliegen. Klingt attraktiv, immerhin gibt's die Tickets teilweise für unter 100 Euro. Dass das allerdings ganz schön schädlich fürs Klima ist, das weißt du vermutlich bereits. Um zu zeigen, dass es auch anders und klimafreundlicher geht, hat sich 2019 der Verein terran e.V. gegründet. Dort verfolgen Wissenschaftler*innen, Marketingmenschen, Sozialarbeiter*innen oder Dokumentarfilmende die Mission, ehrenamtlich über die Auswirkungen des Fliegens aufzuklären und das Konzept des terranen Lebensstils zu verbreiten. Eine von ihnen ist Jana, Ingenieurin im Bereich erneuerbare Energien.
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Was bedeutet es, terran zu leben?

Der Begriff "terran" stammt vom lateinischen Wort Terra, zu deutsch Erde. Er bedeutet, bodenständig, geerdet und vor allem ohne Flugzeug unterwegs zu sein. Der Verein hätte sich bewusst dafür entschieden, auf Begriffe wie "Flugscham" zu verzichten, denn es gehe vor allem darum, den positiven Lebensstil von Terraner*innen hervorzuheben.

"Terran ist nicht verneinen, sondern es ist einfach ein positives Wort, um auszudrücken, dass man nicht fliegt und dass es genug Alternativen gibt, um nicht fliegen zu müssen. Deshalb sagen wir, terrane Alternativen sind bejahend und machen Spaß und man macht nebenher noch was Gutes dabei." – Jana Strecker


Dass es einen Unterschied macht, ob man fliegt oder nicht, das zeigen Zahlen, die der Verein auf seiner Website veröffentlicht hat.

Immerhin verbraucht ein Flug von Frankfurt nach Los Angeles fünf Tonnen CO2 und das in nur eine Richtung. Mal im Vergleich: lebt man ein Jahr vegan, sparst du 850 Kilogramm CO2.


Wie schädlich CO2 für unser Klima ist, haben wir dir in unserem Nachhaltigkeits-ABC noch einmal zusammengefasst. Den Artikel findest du hier


Bewusste Entscheidungen treffen

Immer wieder gibt es die Möglichkeit, beim Buchen eines Fluges diesen zu kompensieren. Oder man überlegt sich für sich selbst: Na gut, wenn ich im Juni in den Urlaub fliege, dann fahr ich bis dahin nur noch mit dem Fahrrad zur Arbeit. Diese Gedanken für Gegenleistungen seien zwar ein guter Weg. Jana sieht darin aber trotzdem noch ein Problem und zeigt eine Alternative:

"Kompensation ist natürlich immer so ein zweischneidiges Schwert. Man verhindert es ja trotzdem nicht, dass die Emissionen emittiert werden. […] Man sollte auf jeden Fall überlegen: Muss ich das wirklich machen, diesen Flug jetzt anzutreten oder gibt's nicht auch andere Möglichkeiten? […] Gibt’s denn überhaupt eine Zugverbindung dahin? Was würde das denn kosten oder wie lang wär ich unterwegs oder was würd ich erleben wen würd ich da vielleicht sogar treffen?" – Jana Strecker

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Was ist mit den hohen Zugpreisen?

Die Alternative Zug besteht für viele Strecken. Wenn man aber eine Reise plant und die Flugpreise mit Zugpreisen vergleicht, unterscheiden sie sich oft sehr stark. München-Hamburg kostet mit dem Flieger 230 Euro, ein Zugticket 190 Euro - one way! Das Problem, sagt Jana, sei, dass Flugpreise oft nicht abbilden, was es wirklich kostet.

"Zum einen Mal ist Kerosin in gewisser Weise subventioniert, weil es keine Steuern darauf gibt und die Klimafolgen sind da überhaupt nicht miteinberechnet in ein Flugticket. Wenn man mit der deutschen Bahn unterwegs ist, sagt die deutsche Bahn zumindest, dass sie ihren Fernverkehr klimaneutral bewegt, also mit Ökostrom. Und dann hat man einfach auch langfristig viel mehr gespart, als wenn man in den Flieger steigt." – Jana Strecker

Dass aber ganz klar noch Anreize geschaffen werden müssen, sei es die Erhöhung der Flugpreise oder günstigere Tickets der Bahn, betont Jana ebenfalls.

Letztendlich will terran e.V. die Menschen, die fliegen, nicht an den Pranger stellen. Aber: es gehe darum, die eigenen Konsumentscheidungen zu hinterfragen. Denn es gibt Alternativen zum Flugzeug und es gibt Anreize für terranes Leben. Und genau dieses Bewusstsein will der Verein verbreiten.

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