Was sind eigentlich VSCO-Girls und E-Boys?

Was sind eigentlich VSCO-Girls und E-Boys?

Der Social Media Hype erklärt

Aus Punk wurde Instagram-Hype, oder was? Als wir zum ersten Mal von VSCO-Girls und E-Boys gehört haben, fühlten wir uns doch ein wenig alt. Wir verraten dir, was dahinter steckt.

Es ist, wie es ist: Wir werden alle älter und unsere rebellischsten Zeiten sind - vermutlich - vorbei. Ob Emos, Metalheads oder Punks – wir waren doch alle irgendwann mal Anhänger einer Jugendbewegung. Mit ihrem Verhalten oder der politischen Einstellung haben sie unsere Teenagerjahre geprägt - auch, und besonders, modisch und musikalisch. Aber das ist schon eine ganze Weile her. 

Gibt's sowas im Jahr 2019 überhaupt noch? Rebellieren scheint Mainstream geworden: Klimaschutz ist cool, Greta Thunberg eine Ikone der Umweltbewegung und Fridays For Future-Demos finden auf der ganzen Welt statt.


Aber halt, auf den sozialen Netzwerken macht sich noch ein anderer Hype breit: E-Boys und VSCO-Girls! What? Wir haben uns, zugegeben, ziemlich alt gefühlt, als wir davon gehört haben - und uns gefragt: Was steckt dahinter und kann man E-Boys und VSCO-Girls überhaupt mit einer Szene wie den Punks oder den Emos vergleichen?

VSCO: Von der Bildbearbeitungs-App zum Insta-Look

Was sind VSCO-Girls überhaupt? VSCO ist eigentlich eine App zur Bildbearbeitung mit Filtern und allem, was man für das perfekt aussehende Foto auf Instagram braucht. Der Look der VSCO-Girls hat außer bearbeiteten Bildern in ihrem Feed aber erst mal nichts mit der App zu tun.

VSCO-Girls haben ein genaues Repertoire an Teilen, die fest zu ihrem Look gehören: Scrunchies, Muschelketten und Oversize Shirts.


Markenprodukte dürfen da nicht fehlen. Darum sind Airpods, Vans, Crocs, Nike Air Force-Sneaker oder Birkenstocks sowie eine wiederverwendbare hydro flask-Wasserflasche - am besten mit vielen Stickern drauf - und der typische City-Rucksack von einer gewissen schwedischen Outdoor-Marke super wichtig. In Sachen Beauty ist das klassische VSCO-Girl mit einem Gesichtsspray und einem durchsichtigen Lipgloss ausgestattet.



Das Geld für all den Kram ist leer? Dann ab zum Strand und neuen Insta-Content produzieren.


Das richtige Setting für den perfekten Look der Fotos: natürlich am Strand. Den VSCO-Girls ist die Umwelt nicht ganz egal - Wenn man nach einer Botschaft hinter der Oberflächlichkeit sucht, findet man dann nämlich doch das Thema Nachhaltigkeit. Auch wenn alles für den Style neu angeschafft wird, die wiederbefüllbare Wasserflasche und die Birkenstock-Schlappen sind immerhin relativ nachhaltige Produkte und werden draußen unter freiem Himmel - also ganz naturverbunden - für Instagram in Szene gesetzt.

Ist etwas besonders schockierend, peinlich oder überraschend äußert sich das VSCO-Girl durch "sksksksksk" oder "and I oop". Warum? Kein Plan, Internetslang eben. Alles zusammengefasst, sieht das typische VSCO-Girl so aus:


I don’t think Patrick is living under a rock from r/VSCOgirls



E-Boys – auf TikTok daheim

Im Gegensatz zu den naturverbundenen, übertrieben glücklich aussehenden VSCO-Girls sind die E-Boys eher verhalten. Die Bezeichnung E-Boy ist die Abkürzung von "Electronic Boy", weil sie sich durch die elektronischen Medien entwickelt haben. Soweit so gut. Aber was macht die E-Boys zu dem, was sie posten?

Mit günstigen Halsketten auf die Lippe beißen muss sein


E-Boys wollen düster und nachdenklich wirken und betonen das auch durch ihren Style. Sie tragen Langarmshirts und darüber ein T-Shirt, beides wird in die hochgekrempelte Hose reingesteckt. In Sachen Schmuck dürfen ein hängendes Kreuz als Ohrring und mehrere, silberne Ketten um den Hals und an der Hose nicht fehlen. Der wichtigste Move des E-Boys: zwischen Songzeilen, die auf TikTok als Playback wiedergegeben werden auf die Lippe beißen und das Haar aus dem Gesicht schütteln.

Dabei gibt sich der E-Boy melancholisch, edgy und unwiderstehlich. Eine (politische) Haltung dahinter ist zwar nicht erkennbar, aber ein E-Boy zu sein, ist vergleichsweise einfach - das erklärt vielleicht den Hype.


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Everyone hates on my fits :’(

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 Mehr ein Hype als eine Szene

Alles in allem finden wir nur wenige Parallelen mit den Jugendbewegungen aus der Zeit, als wir - nun ja - jung waren. Die hatten für uns nämlich mit einem bestimmten Musikgenre, einem bestimmten Style und vielleicht sogar mit einer bestimmten (politischen) Message zu tun. Das erkennen wir bei den VSCO-Girls und E-Boys eher weniger - es geht primär um das Erscheinungsbild und das hebt sich nicht so richtig vom Mainstream-Modetrend ab.

Allerdings vielleicht auch kein Wunder, wenn sich auf Social Media doch alles um Anpassung an den Mainstream anstatt um Individualität dreht. Die Abgrenzung vom Mainstream war bei den Jugendbewegungen unserer Teenie-Zeit schließlich echt wichtig. Oder? Wer weiß, vielleicht war der ein oder die andere von uns dann doch nicht so super individuelle*r Punk, Emo oder Goth, wie wir eben gedacht haben.

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