Wie schaffen wir Klimagerechtigkeit?

Wie schaffen wir Klimagerechtigkeit?

Florian Leiner im Interview mit egoFM Lola

Die Bewegung Attac setzt sich für Klimagerechtigkeit ein. Was das bedeutet und was du selbst dafür tun kannst, erzählt Florian Leiner im Interview.


"Mensch und Natur vor Profit!"

Seit über 20 Jahren gibt es die soziale Bewegung Attac. Sie setzt sich für eine ökologische, solidarische und friedliche Weltwirtschaftsordnung ein. "Globalisierung geht anders – Mensch und Natur vor Profit!" lautet der Slogan. Florian Leiner ist Mitglied im Koordinierungskreis Attac und spricht im Interview mit egoFM Lola über Klimagerechtigkeit und was die Politik, aber auch jede*r von uns dafür tun kann und soll.
  • Wie schaffen wir Klimagerechtigkeit?
    Florian Leiner im Interview mit egoFM Lola

Was ist Klimagerechtigkeit?

Ein großer Fokus von Attac ist die Klimagerechtigkeit, das bedeutet sowohl Klimaschutz durch weniger Emissionen, aber auch globale soziale Gerechtigkeit. Dafür startet Attac immer wieder Kampagnen und fordert aktuell zum Beispiel, dass die Energie- und Klimakrise zusammengedacht werden. Verbraucher*innen müssen vor Energiekosten geschützt werden, aber trotzdem sollte die Klimafrage weiter bedacht werden und der Ansporn für weniger Emissionen da sein.

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Dem globalen Süden eine Bühne bieten

Dabei setzt sich die Bewegung auch für den globalen Süden ein. Florian macht aber deutlich, dass es hier nicht um Entwicklungshilfe geht, sondern darum, konkret auf Augenhöhe mit den Menschen zu sprechen und Forderungen zu stellen, dass sie auch den globalen Süden mit einbeziehen
"Ganz konkret: Zum Beispiel die deutsche Exportwirtschaft ist riesengroß. Milch und Fleisch wird ganz viel nach Nordafrika exportiert. Dadurch kann dann die lokale Produktion im globalen Süden, zum Beispiel Nordafrika, nicht selbst laufen und die Wirtschaft bleibt immer abhängig vom globalen Norden und immer riesige Emissionen entstehen." – Florian Leiner

"Die Politik muss sich selbst ernst nehmen."

Damit Klimagerechtigkeit überhaupt eine Chance hat, sagt Florian, müsse sich die Politik erst mal selbst ernst nehmen, anstatt zum Beispiel auf Profit getrieben Lobbyarbeit zu setzen.
"Wer hat denn eigentlich hier gerade Einfluss auf Politiker*innen und was machen Politiker*innen dann mit diesem Einfluss? Ist das gerade realistisch, wissenschaftlich verständlich oder ist das einfach so interessengeleitet durch diese diffusen Ängste, die Wirtschaft geht dann kaputt, wenn wir jetzt was ändern?" – Florian Leiner


Veränderung in der Gesellschaft

Auch was jede*r von uns selbst macht, ist für Klimagerechtigkeit essenziell. Natürlich sei es relevant, was man als Einzelperson tut, sei es, sich dazu zu entscheiden, vegan zu werden oder weniger zu fliegen. Florian macht aber auch deutlich, dass sich für eine wirkliche Veränderung die ganze Gesellschaft ändern muss.
"Mittlerweile haben wir durch die Klimakrise gelernt, nicht nur viele Leute profitieren nicht davon, sondern auch die Natur profitiert nicht davon, sondern im Gegenteil geht sie kaputt. Und deswegen müssen wir als Gesellschaft dann versuchen, zum Beispiel die Infrastruktur anders aufzubauen, eben weniger zu konsumieren insgesamt und […] diese Exportwirtschaft zum Beispiel runterzufahren." – Florian Leiner

Florian würde als Individuum dazu raten, weniger energieintensive Produkte zu konsumieren, gleichzeitig aber auch auf die Straße zu gehen und sich mit Klimagerechtigkeitsorganisationen wie Fridays For Future, Ende Gelände oder Attac zu vernetzen.

Protestaktionen 

Eine Organisation, die aktuell sehr viel Aufmerksamkeit erhält, ist die Letzte Generation. Was hält Florian von ihren Protestaktionen, bei denen Kunstwerke in Museen zum Beispiel mit Suppe überschüttet werden, kann das für Klimagerechtigkeit sorgen?
"Diese Organisation hat vor allem das Ziel, in der Debatte noch mal präsenter stattzufinden und quasi eine skandalöse Aktion zu machen, um dann in der Öffentlichkeit überhaupt noch mal die Klimakrise aufploppen zu lassen. […] Aber die Tatsache ist ja, Leute sprechen darüber. Ganz persönlich würde ich sagen, das ist jetzt nicht meine Aktionsform, […] aber tatsächlich muss ich auch sagen, ich finde es gut, dass sich Leute überhaupt einsetzen." – Florian Leiner


Anmerkung der Redaktion: Das Interview mit Florian Leiner wurde vor der Bekanntgabe des verheerenden und schrecklichen Unfalls einer Radfahrerin mit einem Betonmischer in Berlin aufgezeichnet.

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