Älter werden, aber fit bleiben

Älter werden, aber fit bleiben

Prof. Dr. Björn Schumacher im Interview mit egoFM Dominik

Ewig jung bleiben - davon träumen nur allzu viele. Dabei muss das große Ziel erst mal sein, gesund zu altern. Wie das funktionieren kann, erklärt Prof. Dr. Björn Schumacher.


Das Altern gehört zum Leben dazu

Prof. Dr. Björn Schumacher ist Leiter des Instituts für Genomstabilität in Alter und Krankheit an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln und hat 2015 das Buch Das Geheimnis des menschlichen Alterns veröffentlicht. Im Interview hat er mit egoFM Dominik darüber gesprochen, welche Faktoren wichtig sind, um im Alter gesund zu bleiben. 
  • Björn Schumacher über menschliches Altern
    Das komplette Interview zum Anhören


Im Schnitt liegt die Lebenserwartung bei ungefähr 80 Jahren.

Bei Frauen liegt sie etwas höher, bei Männern etwas niedriger, erklärt Prof. Dr. Björn Schumacher. Bis vor 150 Jahren war die Lebenserwartung gerade mal halb so hoch, wir haben in den letzten Jahrzehnten also schon einen riesigen Sprung getan. Aber warum altern wir überhaupt? 

In der Evolutionsgeschichte des Menschen kam es vor allem auf eins an: Gene weiterzugeben. Deswegen reparieren sich unsere Zellen auch nur so lange immer wieder, wie es einst gedauert hat, bis die eigenen Gene sicher in der nächsten Generation waren. Das sind drei bis vier Jahrzehnte - für die Zeit danach sind wir eigentlich nicht gemacht, so der Altersforscher. 
"Deswegen werden die Schäden, die ständig entstehen, nicht mehr so akkurat repariert und es kommt dazu, dass sich im Alter einfach weitere Schäden anhäufen, dass die Gewebe nicht mehr repariert werden, dass es zur Funktionsabnahme kommt. Und genau deshalb werden wir auch krank, wenn wir altern, weil unsere Funktionen eben nicht mehr so erhalten bleiben, wie wir es eigentlich nötig hätten." Prof. Dr. Björn Schumacher

Denn das eigentliche Problem ist ja nicht das Altern an sich, sondern die damit einhergehen Krankheitsrisiken.

Diese Krankheitsrisiken können allerdings beeinflusst werden.

Man hat beispielsweise schon vor hundert Jahren festgestellt, dass bereits eine leichte Kalorienrestriktion, also eine Kalorienzufuhr, die unter dem eigentlichen Energiebedarf des Körpers liegt, zu einer Lebensverlängerung führen kann. Auch Intervallfasten kann einen positiven Einfluss darauf haben, länger gesund zu bleiben. Idealerweise wird eine gesunde Ernährung mit Sport kombiniert - am besten vier Mal die Woche. Das muss nicht besonders lange oder besonders intensiv sein, das Wichtige ist die Regelmäßigkeit, merkt Prof. Dr. Björn Schumacher an. Deswegen kann Musik hören und Tanzen auch einen so positiven Effekt auf die Gesundheit haben - Hauptsache Bewegung, die ist enorm wichtig:
"Ein riesiges Problem ist die physische Inaktivität im Alter. Es nützt nichts, alleine irgendwelche Gedächtnistrainings, Sudokus und so weiter zu machen, sondern man braucht die Bewegung." - Prof. Dr. Björn Schumacher

All diese Maßnahmen müssen allerdings langfristig umgesetzt werden und nicht erst im Alter.

"Wir altern ja unser ganzes Leben lang, das zieht sich ja durch. Von Geburt bis ins hohe Alter zieht sich der Alterungsprozess wie ein Faden durch unser Leben. Und das heißt, wir müssen langfristig denken: Was tun wir für unsere eigene Gesundheit? Und da können schon viele Menschen sehr viel mehr machen, als sie derzeit tun." - Prof. Dr. Björn Schumacher

Das Problem dabei ist häufig: Der Mensch ist nicht dafür gemacht, langfristig zu planen, weswegen genau das vielen so schwerfällt. Dabei muss uns allen bewusst sein: Mit einem gesunden Lebensstil lässt sich das Krankheitsrisiko im Alter definitiv senken. 

Ein Gläschen Rotwein am Abend ist da - entgegen dem Mythos - nicht die Lösung.

Vor einigen Jahren hat man herausgefunden, dass Resveratrol lebensverlängernd wirken könnte. Und Resveratrol kommt unter anderem in Trauben vor - die Schlussfolgerung also: Rotwein hilft dabei, älter zu werden... Um Resveratrol aber in signifikanten Mengen aufzunehmen, müsste man solche Unmengen an Rotwein trinken, dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an den Folgen des Alkoholkonsums sterben würde, erklärt Prof. Dr. Björn Schumacher. Auch die Meldungen, dass geringe Mengen an Alkohol gesundheitsfördernd seien, haben sich nicht bewahrheitet.
"Also geringe Mengen an Alkohol haben keinen sehr negativen Effekt, aber dass man damit das Leben verlängert, das ist ein Mythos." - Prof. Dr. Björn Schumacher


Es gibt aber natürlich viele spannende Forschungen zum Thema Altern.

Dabei geht es zum Beispiel darum, den Alterungsprozess von menschlichen Zellen umzukehren oder zu reprogrammieren. 
"Die Zukunft wird natürlich sein, dass man hier mit medikamentösen, vorbeugenden Therapien heran geht, indem man wirklich auf die Effektoren, die Signalwege im Körper, in den Zellen, pharmakologisch zielt, um dann wirklich gesundes Altern zu verlängern, um wirklich Krankheitsrisiken zu senken." - Prof. Dr. Björn Schumacher


Gesund zu altern ist dabei nicht nur individuell, sondern vor allem auch gesellschaftlich sehr wichtig.

Denn bald ist über ein Drittel unserer Gesellschaft über 65 Jahre und wir müssen deswegen dringend etwas ändern, damit nicht weiterhin über die Hälfte dieser Menschen krank ist.  
"Das Wichtige erst mal ist, dass wir die Lebensspanne, die wir haben, dass wir die in Gesundheit verbringen. Und nicht, wie es jetzt der Fall ist, dass so unglaublich viele Menschen in unserer Gesellschaft im Alter eben krank sind. Das müssen wir zunächst einmal lösen, dieses Problem. [...] Das ist ja erst mal die Vision, dass wir gesundes Altern möglich machen." - Prof. Dr. Björn Schumacher

Und wenn Altern nicht mehr ganz grundsätzlich mit Krankheiten, fehlender Anteilnahme an der Gesellschaft und daraus folgender Vereinsamung verbunden wird, bekommt das Altsein auch wieder ein positiveres Image und die Angst davor wird weniger.


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