Auf den Brettern, die die Welt bedeuten

Auf den Brettern, die die Welt bedeuten

Schauspieler Thomas Prazak im Interview mit egoFM Max

Thomas Prazak steht schon seit über 20 Jahren auf Theaterbühnen. Welche Erfahrungen er in dieser Zeit gemacht hat und was sich seitdem verändert hat, erzählt er im Interview.


Auf den Brettern, die die Welt bedeuten

Thomas Prazak hat in der Grundschule angefangen, Theater zu spielen und dann einfach nie damit aufgehört. Heute ist er Teil des Schauspielensembles am Staatstheater Augsburg und hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Einen bewussten Moment, in dem er sich entschieden hat, hauptberuflich Theater zu spielen, gab es nicht - es war eben einfach immer so, sagt er. Und bis heute hat das Theater eine ganz besondere Faszination für ihn.

"Ich finde, das ist einfach ein ganz toller Ort vor allem. Sowohl als Macher, als auch als Zusehender. [...] Es hat ja viel mit der Welt zu tun, aber ist trotzdem wie eine Parallelwelt." - Thomas Prazak
  • Thomas Prazak im Interview
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Thomas Prazak stand aber auch schon vor der Kamera.

Klar, beides ist Schauspiel, aber vor allem im Prozess unterscheiden sich Film und Theater schon sehr, erzählt er. Am Theater braucht es mehr Proben und Szenen werden mehr in chronologischer Reihenfolge geübt. Außerdem sind beim Film Schnitt und Bearbeitung ein extrem wichtiger Faktor, welcher am Theater in der Form nicht da ist. Stattdessen gibt es dort in der Regel Live-Publikum.

"Du schwitzt und das sieht man, oder du hast einen roten Kopf und das sieht man, oder du versprichst dich und man hört's. Aber ich finde schon, dass der Live-Moment am Theater etwas Großartiges ist, weil ein Abend von einem Publikum mitgestaltet wird, das spürt man richtig." - Thomas Prazak

Dass etwas richtig daneben gegangen ist, hat der Schauspieler noch nicht erlebt. Aber kleinere Hänger oder Patzer gab es natürlich schon, in vielen Momenten merkt das Publikum so etwas aber gar nicht. Und wenn doch mal etwas Offensichtlicheres passiert, wie zum Beispiel, dass jemandem die Hose reißt oder jemand hinfällt, freut sich das Publikum eher - wie bei einer Art Easteregg in Filmen.
 

Eine Vermischung von Theater und Film gab es für Thomas Prazak sogar auch schon.

Er spielte 2020 während des ersten Lockdowns die Hauptrolle im Stück Der Mitarbeiter - Tagebuch eines Wahnsinnigen, wobei es sich um eine VR-Schauspielinszenierung handelt. Dieses Stück, das noch dazu in einem Onetake aufgenommen wurde, war definitiv ein besonderes Erlebnis für den Schauspieler. Mehr Infos dazu findest du hier. Es geht darin um einen Mann, der sich zurückzieht, sehr einsam ist und nach und nach den Bezug zur Realität verliert.
  

Aber kann man solche Rollen am Ende des Tages auch einfach wieder ablegen?

Es gibt definitiv Projekte, während denen Thomas Prazak Tag und Nacht recherchiert, liest und probt - und dann vielleicht auch mal seine Freund*innen und seine Familie eine Zeit lang kaum sieht. Aber das Problem, dass er eine Rolle im Privaten nicht ablegen kann, hat er nicht. Und dass es inhaltlich immer wieder gewisse Überschneidungen mit der Realität gibt, ist ganz normal, denn:

Theater steht immer in Wechselwirkung mit der Welt

Es werden aktuelle gesellschaftliche Debatten aufgegriffen und das Theater passt sich auch an nachhaltige Entwicklungen an. Als Thomas angefangen hat, waren Theaterstücke beispielsweise im Schnitt drei Stunden lang, heute sind es eher 100 Minuten, erzählt er.

"Theater ist ja immer ein beweglicher, ein fluider Prozess und hat viel mit der Welt zu tun. Und deswegen hat sich auf jeden Fall viel verändert und die Pandemie war da natürlich noch wie so ein Turbo-Beschleuniger." - Thomas Prazak


Theater passt sich aber nicht nur an, sondern kann wiederum auch selbst Teil einer Veränderung sein.

Natürlich kann eine Theateraufführung allein nicht die Welt verändern, aber mit jeder Aufführung können Impulse gegeben und ein Raum für Austausch geschaffen werden - und damit eben auch ein Beitrag zur Veränderung geleistet werden.

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