Den Glücksbringern auf der Spur

Den Glücksbringern auf der Spur

Von Hufeisen, Kleeblättern und Schweinen

Von  Kristina Paulini
Ob zu Silvester, bei wichtigen Prüfungen oder einfach so - Glücksbringer begegnen uns im Alltag recht häufig. Und auch wenn Menschen oft ganz persönliche, eigene Glücksbringer mit eigenen Geschichten haben, kennt diese Klassiker sicher jede*r. Aber weißt du auch, warum sie uns angeblich Glück bringen sollen?

Fünf Glücksbringer und ihre Bedeutung

1. Der Genmutationen-Hype

Dem Glück so nahe und doch so fern. Wenn du als Kind auf einer Spielwiese auch immer auf der Suche nach einem vierblättrigen Kleeblatt warst, verstehst du, was wir meinen. "Das gibt's doch nicht, irgendwo muss doch eins sein, ah warte! – ne doch nicht". Es war zum Mäusemelken. Aber es wär halt auch nichts Besonderes, wenn es an jeder Ecke wachsen würde. Zustande kommen solche vierblättrigen Kleeblätter durch Genmutationen, die verschiedene Ursachen wie zu starke Sonneneinstrahlung oder Düngemittel haben können.  

Nach Wiesenklee mit vier Blättern haben sich übrigens schon die Menschen vor 2.000 Jahren gebückt. Für die alten Kelt*innen war der vierblättrige Klee ein Schutzzeichen und stand für die Elemente und die Himmelsrichtungen. Und auch im Christentum hat das Kleeblatt mit der Genmutation seinen Auftritt: Der Legende nach soll Eva sich aus dem Paradies ein Blatt mitgenommen haben - ein vierblättriges Kleeblatt, das sie an den traumhaften Garten Eden erinnern sollte. Absoluter Rekordhalter ist übrigens ein Kleeblatt mit 18 Blättern – mit so viel Glück könnten wir wahrscheinlich sowieso gar nicht umgehen. Aber so ein Spaziergang auf der Wiese um die Ecke könnte ja auch mal wieder nicht schaden.

2. Rosa Trostpreise

"Mensch, da haste mal richtig Schwein gehabt" - diesen Spruch kennen wir alle. Aber warum denn eigentlich Schwein? Klar, Schweine sind toll und ihr Ringelschwänzchen verdammt süß, aber mit diesem Argument hätten wir uns wahrscheinlich eher für "Da hast du aber ganz schön Flughörnchen gehabt" entschieden. Doch dass Schweine Glücksbringer sind, wurde schon vor langer langer langer Zeit beschlossen. Schon bei den German*innen war ein Eber im Grunde das heilige Haustier des germanischen Fruchtbarkeitsgottes und trug den putzigen Namen "Gullinbursti", was so viel wie "der mit den goldenen Borsten" bedeutet. Auch bei den Römer*innen galt das Schwein als heiliges Symbol der Fruchtbarkeit und Stärke. Denn wer ein Schwein besaß, war reich. Das Futter kostete nicht viel, es produzierte viele Nachkommen und wurde es geschlachtet, konnte ein einziges Schwein eine Familie einen ganzen Winter lang ernähren. Das erklärt dann wohl auch, warum aus dem Flughörnchen-Spruch nichts wurde. Übrigens: Im Mittelalter bekam der Verlierer eines Turniers als Trostpreis ein Schwein überreicht. Das bedeutete zwar eigentlich Hohn und Spott, war aber gleichzeitig auch ein unerwartet hoher Gewinn. Also wir persönlich hätten auch als ersten Preis ein Schwein akzeptiert!

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3. Romantik pur

Hufeisen nach oben oder nach unten? Das ist eine Frage, die wohl schon so alt ist wie das Hufeisen selbst und bei der sich die Geister scheiden. Ja, vielleicht sind dadurch schon Beziehungen zu Bruch gegangen, denn mit dem Glück ist nicht zu Spaßen! Was aber neben der albernen Tatsache, sich wegen eines Hufeisens zu trennen, ziemlich schade wäre. Ist doch das Hufeisen der Glücksbringer der Verliebten, zumindest behauptet das eine von vielen Theorien, warum diese Glück bringen sollen. In Zeiten vor Handy und Internet kamen Liebesbriefe nämlich nicht per Direct Message, sondern per Postkutsche, die von Pferden gezogen wurde. Bald reichte schon das Klappern der Hufeisen auf den Straßen, dass die Herzen hoffnungsloser Romantiker*innen hören schlugen. Fand man dann zufällig ein verlorenes Hufeisen auf dem Weg, war im Grunde schon total klar, dass man in naher Zukunft seine große Liebe treffen würde. Traditionell wird das Hufeisen über die Eingangstür gehängt. Nur eben wie rum? Mit der Öffnung nach oben auf, damit das Glück nicht herausfällt oder nach unten, da ja das Glück auf einen fallen soll. Bis wir darauf eine Antwort finden, kaufen wir erst mal Briefpapier, der Haufen an zukünftig eintreffenden Liebesbriefen muss ja auch beantwortet werden.
  • Glücksbringer: Genmutationen-Hype
  • Glücksbringer: Rosa Trostpreise
  • Glücksbringer: Romantik pur
  • Glücksbringer: Anfassen inklusive
  • Glücksbringer: ...nur für die Verrückten

4. Anfassen inklusive

Werden eigentlich Kaminkehrer*innen beim Bewerbungsgespräch auch gefragt, ob sie ein Problem damit haben, angefasst zu werden? Fragen, die man sich so stellt, wenn man nicht einschlafen kann.

Aber woher kommt eigentlich der Gedanke, dass Schornsteinfeger*innen Glück bringen sollen? 
Wie bei den meisten Glücksbringersymbolen hat sich erst mit der Zeit ein Aberglaube dazu entwickelt. Denn früher hat es eigentlich sogar ziemlich Sinn gemacht, den Schornsteinfeger als Glücksbringer anzusehen. Warum? Der oder die Kaminkehrer*in kam, um die Schornsteine und Öfen zu säubern. Früher, als noch mehr mit Holz oder Öl geheizt wurde, waren die Kamine häufig so dreckig, dass das sogenannte Pech auch mal angefangen hat zu brennen. Der Job des*der Kaminkehrer*in war, das Pech zu beseitigen und dadurch ein Feuer verhindern. Kein Pech, keine Brandgefahr – was für ein Glück! Klingt eigentlich ziemlich logisch. Weniger logisch wurde es dann natürlich, als sich der Aberglaube entwickelte, dass es schon allein Glück bringen sollte, eine*n Kaminkehrer*in zu berühren oder an seinem silbernen Jackenknopf zu drehen. Aber solang es der Kaminkehrer oder die Kaminkehrerin einverstanden ist, lassen wir das mal durchgehen.

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5. Glück nur für die Verrückten

Zeit für die Glücksbringer der sagen wir … anderen Art: Die Hasenpfote! Ein Glücksbringer, bei dem wir uns fragen, wer um Himmelswillen auf diese Idee gekommen ist. Die Hasenpfote wird schon seit Ewigkeiten als magischer Gegenstand angesehen. Aber Achtung: Nicht jede Hasenpfote bringt automatisch Glück. Denn sie muss besondere Merkmale aufweisen. 

So darf es zum Beispiel nur die linke hintere Pfote eines Hasen sein. Ok, das ist zwar schon komisch, aber es wird noch weirder: Der Hase muss bei Vollmond getötet werden. An einem regnerischen Freitag. Auf einem Friedhof. Und ab hier sind wir nicht mehr sicher, ob einfach nur zu viel Friedhof der Kuscheltiere gelesen wurde. Und falls dich das noch nicht gecatched hat: Der Hase sollte möglichst mit einer Silberkugel erlegt werden und damit die Hasenpfote besonders viel Glück bringt, sollte der Hasenmörder oder die Hasenmörderin schielen oder noch besser ein Werwolf sein. Ok, wir sind raus. Aber tatsächlich soll diese Mischung aus westafrikanischen und europäischem Aberglauben im Süden der USA immer noch praktiziert werden. An Haustüren genagelt, vertreibt diese Hasenpfote dann böse Geister. Warum das Ganze und warum eine Hasenpfote, das weiß man nicht – aber für uns ganz klar: So blutigen Rituale lesen wir lieber weiter nur in Steven King-Romanen.

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