Einmal Millionär - und zurück

Einmal Millionär - und zurück

Hans-Joachim Bubert über Lottogewinn

Die einen haben es, die anderen nicht: Geld. Und dann gibt's wiederum welche, die haben erst keins - dann ganz viel und dann ist das auch schwuppdiwupp wieder weg. egoFM Elise hat mit Lottogewinner und Ex-Millionär Hans-Joachim Bubert über seine Geschichte gesprochen.

Acht Millionen DM reicher

Es ist der 5. Juli 1994, Hans-Joachim Bubert legt sich gerade nach dem Nachtangeln schlafen und ahnt noch nicht, dass sich am nächsten Tag sein Leben ziemlich radikal ändern wird. Als er am Sonntag, den 6. Juli aufwacht und sich auf den Heimweg macht, hört er gerade wie Lottozahlen vom Vorabend durchgegeben werden - allerdings nur Spiel 77. In diesem Moment denkt sich Achim, dass ihm ein kleiner Gewinn, eine kleine finanzielle Spritze gerade wirklich nicht schlecht wäre. Er ist selbstständig, seine Kund*innen sind mit Zahlungen im Rückstand. Ein kleiner Geldsegen würde seiner Situation also mehr als guttun. Als er zu Hause ankommt und das erste mal feststellt, dass er tatsächlich etwas gewonnen hat, ahnt er aber noch nicht, dass er den Jackpot geknackt hat...

Wie es danach weiterging, was er mit den Millionen angestellt hat und ob Achim heute noch Lotto spielt, das hat er uns im Interview erzählt.

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    Hans Joachim Bubert über seinen Lottogewinn

Ein Lottoschein, der alles verändert

Achim war nach der Nachricht natürlich erst einmal komplett aus dem Häuschen und vergoss auch ordentlich Freudentränen. Genau in diesem Augenblick klingelte es zufällig an der Tür. Als der Besuch seine Frau Petra fragte, warum Achim denn weinen würde, erzählte sie, dass sie im Lotto gewonnen hätten.
"'Wir haben im Lotto gewonnen, alle Zahlen richtig!' So. Das war der größte Fehler." - Hans-Joachim Bubert

Die ersten Investitionen

Bevor uns Achim aber von seinen Fehlern nach dem Lotto gewinn erzählt, wollen wir aber natürlich erst einmal wissen, was er sich zunächst von dem Geld gekauft hat. Da Achim seine Firma weiter führen wollte, hat er als Erstes in seine Karriere investiert und sich für sein Bauunternehmen einige Maschinen gekauft. Außerdem kaufte er sich und seiner Frau ein Auto so wie zwei Firmenwagen. Das waren insgesamt dann circa 220.00 DM. Und auch wenn Achim mit dem Gedanken gespielt hat, sich den Traum vom eigenen Porsche zu erfüllen, hat er ihn sich nicht gekauft - die Versicherung war ihm dann doch zu hoch. Von dem klischeehaften Millionär*innen-Leben hatten er und Petra eh nie geträumt, sagt Achim.
"Wir haben immer damals gesagt: Wenn wir im Lotto gewinnen, dann sollen unsere Geschwister und Eltern etwas abbekommen. [...] Und im Endeffekt kannst du ja sagen, man hat jedem ein Familienhaus geschenkt und die Eltern hatten damals jeder - also die Elternteile Petras und meine jeweils - 500.000 bekommen." - Hans-Joachim Bubert

Ziemlich große Geschenke

Am Anfang haben die beiden also knapp zwei Millionen DM verschwenkt. Familie und Verwandte am Glück teilhaben lassen und für alle das Leben ein kleines bisschen angenehmer gestalten - dass würden wahrscheinlich auch viele anderen Menschen so machen. Auch Achim würde das heute mehr oder weniger genauso wieder machen, sagt er. Auch in Immobilien hat er investiert und versucht, sein Geld an der Börse anzulegen - nicht den kompletten Gewinn, "nur" 150.000 DM. Diese vergleichsweise kleinen Investitionen und Träume, die die beiden sich (und ihren Familien) erfüllten, waren letztlich auch nicht das, was zum Verlust des Millionengewinns geführt hat - denn verprasst hat Achim sein Geld eigentlich nicht, sagt er. Nur verliehen - und zwar an die falschen Menschen.

Hier und da hat er Bekannten größere Geldbeträge - 20 oder 30 Tausend DM zum Beispiel - geliehen. Wiedergesehen hat er das Geld aber selten - im Gegenteil: Als die beiden 2011 Opfer einer Betrugsmasche wurden und das verliehene Geld zurückforderten, konnten die Bekannten nicht zahlen, erzählt Achim.
"Da merkt man dann erst mal, wie das mit der Freundschaft dann so ist. Du bist immer nur gut genug, wenn du Geld gibst. Und wenn du mal nix gibst, dann bist du am A...." - Hans-Joachim Bubert

Als sich das mit dem plötzlichen Geldsegen dann mehr und mehr herumsprach, kamen auch immer mehr "Freund*innen" an, um sich daran zu bereichern.

Die Betrugsmasche und der größte Fehler

Mittlerweile kann Achim auch über solche Geschichten zum Glück lachen. Was für ihn aber der größte Fehler war, war sich mit seiner Geschichte an die Boulevardpresse zu wenden. Er wollte eigentlich nur, dass das ganze Gerede über ihn und seinen Gewinn und die Folge der Betrugsmasche aufhören - die Zeitungen stellten es allerdings so dar, als hätte er in Saus und Braus gelebt, seinen kompletten Gewinn verprasst und als wäre er nun pleite. Das Achim noch nie in seinem Leben pleite oder verschuldet war, wurde allerdings unter den Tisch gekehrt.
"Man kann eine Story ja geil rüberbringen und zum Schluss glauben alle das. Das ist so." - Hans-Joachim Bubert

Der eigentliche Grund, weshalb sich das Gerücht allerdings so schnell erst einmal verbreitete, war eine Betrugsmasche, auf die Achim hineinfiel, sagt er. In Zuge dessen gab es einen mehrjährigen Rechtsstreit, bei dem auch zeitweise die Konten von ihm und Petra eingefroren wurden. Zu dieser Zeit lebten sie von den Einnahmen aus dem Angel-Shop, also nicht unbedingt wie Millionär*innen.

Im ersten Moment könnte dieses Gerücht vielleicht auch etwas Gutes sein, denkst du jetzt vielleicht. Wenn kein*er vom Vermögen weiß, kommt auch niemand und fragt nach Geld oder versucht dich, über das Ohr zuhauen. Allerdings seien die Vorwürfe und Beschimpfungen, die er sich als Reaktion auf die angebliche Pleite anhören musste, sehr nervenaufreibend. Deswegen ist es ihm sehr wichtig, klar zu stellen, dass er keine Unterstützung vom Staat braucht und nie pleite war. Heute verdient er unter anderem zum Beispiel auch Geld mit Songs, die er in seinem Tonstudio schreibt.

Also lieber nie wieder Lotto?

Tatsächlich spielt Achim immer noch Lotto, hatte zwischendurch auch noch mal einen kleinen Gewinn und würde auch gern noch einmal eine höhere Summe abstauben. Auch den Lottogewinn damals in den 90er-Jahren würde er nicht missen wollen - trotz allem, was danach geschehen ist. Einige Sachen hätte er jedoch anders gemacht. Statt seiner Familie zwei Millionen zu schenken, sagt er heute, wäre es klüger gewesen, das Geld anzulegen und dafür die Rendite aus den Zinsen nach und nach über mehrere Jahre der Familie zugutekommen lassen.

Ihre Geschichte haben Achim und Petra übrigens auch in einem Buch veröffentlicht, Mit dem Geld kamen die Tränen.

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