Astronaut und Astrophysiker Ulrich Walter im Interview

Astronaut und Astrophysiker Ulrich Walter im Interview

Wie das All seinen Blick veränderte

Der Traum vieler Kinder ging für Ulrich Walter in Erfüllung und wir haben mit ihm darüber gesprochen.


Wenn Träume buchstäblich fliegen lernen

Es gibt gewisse Berufe, die schon immer eine unerklärliche Faszination auf Kinder ausgeübt haben. Da ist der Feuerwehrmensch: Mutig trotzt er Flammen und Hitze und rettet furchtlos die Babykatze aus dem brennenden Haus. Oder Baggerfahrender: Man ist Herr oder Frau über 25 Tonnen reine Kraft und bewegt täglich Subkontinente mit seiner Schaufel von A nach B.

Aber ganz weit oben rangiert natürlich: Astronaut*innen.


Völlig losgelöst von der Erde schwebt das Raumschiff völlig schwerelos. Doch was Peter Schilling einst nur besang, war für Ulrich Walter Realität. 1993 war der deutsche Physiker knapp zehn Tage lang auf Forschungsmission im Weltall. Glücklicherweise blieb ihm das dramatische Ende von David Bowies "Major Tom" aber erspart. Noch heute erinnert er sich genau an die Gefühle, die er in seiner Raumkapsel hatte.
  • Astronaut Ulrich Walter über das Weltall
    Das Interview zum Nachhören

Eine wunderschöne Kugel

"Das Schönste war der Blick auf die Erde. Das ist wirklich eine wunderschöne Kugel, die da unter einem liegt. Man kann sich daran nicht satt sehen."

Es ist aber nicht nur die schiere Schönheit des Planeten, die Walter beeindruckt hat. Die Aussicht auf die Erde veränderte auch metaphorisch seinen Blickwinkel.

"Die Natur erschlägt den Menschen und nicht andersrum. Die Erde gibt es seit 4.500.000.000 Jahren und ob wir da jetzt seit 200.000 Jahren drauf wohnen oder nicht, das interessiert die Erde einen Scheißdreck."

Eine Erkenntnis, die Demut lehrt und Fragen aufwirft.

Haben unsere irdischen Probleme überhaupt noch irgendeine Bedeutung?


Da müsse man vorsichtig sein, meint Walter. Auch kleine und vermeintlich unwichtige Probleme müssen ernst genommen werden.

"Meine Tochter kommt heim, hat in Mathe eine Fünf und sagt 'Papa, ich hab eine Fünf in Mathe', da kann ich ihr dann nicht sagen: 'Mein liebes Mädchen, wenn du mal die Welt mit anderen Augen gesehen hast, dann wirst du auch über diese Fünf lächeln.'"

Auch, wenn einem der Blick auf die Erde unvergessliche Erinnerungen beschert, zum reinen Vergnügen war bisher noch niemand im Weltraum. Von den Astronaut*innen werden umfassende und ständige Experimente erwartet - dafür werden sie bezahlt.

Trotzdem, der Wohnkomfort könnte laut Ulrich Walter etwas höher sein.

"Das ist wie Camping da oben. Nichts Gescheites zu essen und das ein halbes Jahr lang."

Walter musste das nur zehn Tage aushalten, doch auch das wäre manchen wohl bestimmten schon viel.

Die unglaublichen Erfahrungen und Eindrücke, die er bei seinen Aufenthalt im All gesammelt hat, kompensieren die Unannehmlichkeiten locker. 
Deshalb ist er auch ein großer Befürworter des Weltraumtourismus, allein schon, um eine Art Makrobewusstsein für die Erde und den Orbit zu schaffen.

"Wenn jeder da hoch fliegt und die ganzen sozialen Medien voll davon sind, dann werden wir diesen wichtigen Zweig, der uns berührt, besser verstehen."



Ein Kindheitstraum vieler Menschen ist für Ulrich Walter in Erfüllung gegangen. Zehn Tage verbrachte er im All, einem Ort, den die meisten nur aus Star Wars oder vom romantischen Blick in den Sternenhimmel kennen.

Was die Zukunft so bringt, ob man irgendwann Urlaub im All buchen kann und ob bald die ersten Menschen den Mars betreten, das steht - wo auch sonst - in den Sternen.  

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