R wie Recycling

R wie Recycling

egos4future - Von A bis Z

Von  Anne Walzog
Jeder Buchstabe ein Thema: Wir fassen die Basics zu Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zusammen. Diese Woche R wie Recycling.

Reduce, Reuse, ... Recycle?

Die drei Rs zum Glücklichsein besang schon Jack Johnson und Umweltfreund*innen haben sie längst verinnerlicht. Doch leider ist es mit dem letzten R, dem Recycling, nicht so leicht, wie wir uns das vorstellen - gerade wenn es um Plastik geht.

Recycling - was bedeutet das eigentlich?

Die Menschheit lebt über ihren Verhältnissen - insbesondere in den Industrieländern. Unsere Nachfrage nach Ressourcen ist enorm und würden alle Menschen so leben wie wir hier in Deutschland, bräuchte die Menschheit eigentlich 2,3 Erden um über die Runden zu kommen. Allerdings können viele Ressourcen, die wir im Alltag verbrauchen, auch wiederverwendet oder aus dem Material etwas Neues hergestellt werden. Altglas und Metall wird neu eingeschmolzen, aus Altpapier werden neue Zeitungen und Magazine hergestellt. Damit das aber auch funktioniert, ist es wichtig, dass die Endkonsument*innen ihren Müll entsprechend trennen und an der richtigen Stelle zum Recycling aufgeben. Altglascontainer, blaue Tonne, Wertstoffhof, Biotonne, ... gelber Sack? Was erst einmal recht einfach, ökologisch und transparent klingt, ist letztlich doch ganz schön kompliziert - gerade was das Recycling von Plastik angeht.

Warum ist es so schwer für Konsument*innen, Kunststoffe zu recyceln?

Auf Verpackungen entdeckt man - meist klein am Boden - das bekannte Recyclingsymbol mit den drei Pfeilen. Super! Einfach in den Plastikmüll entsorgen und gut ist - nächstes Jahr ist diese Heidelbeerschale vielleicht Teil eines Plastikstuhls. Aber ganz so leicht ist es dann doch nicht: Was man zunächst bedenken sollte, ist, dass die Recyclingcodes freiwillig von den Herstellern angebracht werden - das heißt schon mal, dass du gar nicht überall auf das Symbol stoßen wirst. Worauf es bei dem Recyclingsymbol außerdem ankommt, ist die Zahl in der Mitte. Diese weist darauf hin, welche Art von Plastik da vor dir liegt und damit auch, ob die Plaste wiederverwertet werden kann.

Für was die Recyclingsymbole auf Plastikverpackungen stehen, wo du diese zum Beispiel finden kannst und ob die Verpackungen recycelt werden (insofern sie richtig getrennt wurden), haben wir dir hier einmal aufgelistet:

Code Beispiele recyclebar? Anteil in
Deutschland
(2017)
01 PET (Polyethylenterephtalat) PET-Flasche, Folien, 
Lebensmittelverpackungen
ja 6%
02 PE-HD (Polyethylen hoher Dichte) Putzmittelflaschen,
Abfalleimer
ja 13%
03 PVC (Polyvinylchlorid) Fensterrahmen, Rohre, Elektrokabel, Stiefel problematisch 13%
04 PE-LD (Polyethylen niedriger Dichte) Kunststofftuben, Plastiktüten,
Frischhaltefolien
ja 15%
05 PP (Polypropylen) DVD-/Blu-ray-Hüllen, 
Lebensmittelverpackungen
ja 17%
06 PS (Polystyrol (Styropor)) Spielzeug, Blumentöpfe, Koffer nein 5%
07 O Other (andere Kunststoffe) nein 31%

Welche Codes es für andere Materialien (Papier, Metalle, ...) gibt und was sie bedeuten erfährst du hierJetzt, wo du einen Überblick über die gängigen Formen von Kunststoffen hast, stellen wir uns noch einmal die Frage:

Was bedeutet Recycling?

Recycling bedeutet einerseits, dass die Kunststoffmaterialien wieder verwendet werden (zum Beispiel Pfandsystem) oder dass aus sortierten Kunststoffen neues Plastik gewonnen wird (Rezyklat). Auch das Verbrennen von Kunststoff wird manchmal (stark beschönigt) als "Thermisches Recycling" bezeichnet - dabei handelt es sich aber keinesfalls um Recycling. Bei der Verbrennung werden giftige Abgase freigesetzt, die nicht nur der Umwelt, sondern auch den Menschen schaden.

Recycling auf Umwegen

Von den 5,2 Millionen Tonnen Endverbraucher*innenabfällen (Deutschland 2017), landen rund 3,15 Tonnen in der Müllverbrennung, da sie nicht recycelt werden können. Trotzdem lag der Anteil der recycelten Kunststoffe aus Deutschland im Jahr 2016 bei 45 Prozent. Das klingt im Vergleich zu anderen Ländern eigentlich ziemlich gut. Allerdings bezieht sich dieser Wert nicht auf den Anteil an Kunststoffabfällen, die tatsächlich recycelt werden, sondern nur auf die Abfälle, die bei einem Recyclingunternehmen landen. 

Wie viel letztlich wirklich recycelt wird, verdeutlicht diese Grafik des Plastikatlas 2019:


Ein viertes R: Das R in Profit

Die Grafik zeigt, dass ein Teil unseres Plastikabfalls im Ausland landet. Aber warum recyceln wir unseren Müll eigentlich in anderen Ländern? Beim Plastik-Recycling geht es vorrangig um Profit, weniger um den Umweltschutz. Unterschiedliche Plastik-Sorten lassen sich nämlich unterschiedlich gut aufbereiten und neu wiederverwenden. In einigen Fällen ist der Aufwand, also das Sortieren und Aufarbeiten, viel zu hoch - und zu kostspielig, weshalb wir das Problem einfach auf andere Länder abwälzen. Wo unser Plastikmüll dann im Ausland landet, siehst du auf dieser Grafik:

Keine*r will diesen Müll haben

China galt lange Zeit als einer der wichtigsten Plastikmüll-Abnehmer für westliche Staaten. Seit 2018 verlangt China aber bei den zum Recycling angelieferten Plastikmüllballen eine maximale Verunreinigung (nicht recycelbaren Materialien) von 0,5 Prozent. Diese Quote ist für viele Länder kaum einzuhalten, weswegen sich westliche Länder an andere Abnehmer wendeten. Diese waren allein von der fehlenden Infrastruktur schnell überfordert und das führte zu illegalen Recyclinggeschäften (zum Beispiel illegale Recyclingfabriken, die giftige Schadstoffe ungefiltert in die Umwelt leiten). Mit der Zeit verschärften beziehungsweise stoppten auch andere Länder die Einfuhr von Plastikmüll aus dem Ausland, sodass Großbritannien beispielsweise Müll, der eigentlich hätte recycelt werden sollen, verbrennen lies. Das verschmutzt zwar unsere Luft mit giftigen Abgasen, ist aber um ein vielfaches günstiger, als den Müll weiter zu sortieren und aufwendig aufzubereiten. Welche Auswirkungen die Verschmutzung auf uns und unsere Umwelt hat, welche Abkommen es zur Regulierung von Plastikmüll gibt und wie das Leben für Menschen in Ländern aussieht, die von und mit unserem Müll leben müssen, erfährst du detailliert noch einmal hier im Plastikatlas.

Ist Kunststoffe zu recyceln überhaupt sinnvoll?

"Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube: Solange der täglich anfallende Müll nur sauber getrennt wird, muss sich am Konsumverhalten nichts verändern. Die Wahrheit ist: Ein Großteil des Plastikmülls landet in Öfen oder in der Umwelt." - Plastikatlas

Bei unserem Plastikmüllproblem und den komplizierten Recycling-Systemen stellt sich nun natürlich die Frage - lohnt es sich überhaupt, wenn du deinen Joghurtbecher brav in allen Einzelteilen entsorgst? Ja. Denn richtiges Entsorgen kann - auch bei anderen Materialien - die Recyclingquote erhöhen. Denn trennst du (um beim Beispiel Joghurtbecher zu bleiben) den Verpackungsmüll komplett, ist es wahrscheinlicher, dass die Sensoren der Sortiermaschinen die einzelnen Materialien erkennen und gut recycelbares Material neu verarbeitet wird. Dennoch ist Recycling keine Lösung, sondern nur der Versuch, die Krise einzudämmen. Gegen unser Müllproblem hilft letztlich nur eines nachhaltig und effektiv:

Müll reduzieren!


Also erst reduce, dann reuse und wenn es nicht mehr anders geht - recycle! Vielleicht wäre die Zero-Waste-Challenge ja auch mal etwas, dass du anstatt von Neujahrsvorsätzen im Januar ausprobieren kannst. Letztlich liegt die Verantwortung hier jedoch vor allem bei Unternehmen und Konzernen, denn diese können direkt bei der Herstellung entscheiden, wie sie ihre Produkte gestalten und verpacken.




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