The Innocents

The Innocents

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Von  Fabian Broicher
Nach seinem Überraschungserfolg 'Blind' verzaubert der norwegische Regisseur Eskil Vogt mit 'The Innocents' unseren Kinoregisseur Fabian Broicher ein weiteres Mal.

Wer ist Eskil Vogt?

Zu den wirklich bekannten Namen im Filmbusiness gehört Eskil Vogt noch nicht, schließlich umfasst seine Filmografie lediglich eine Handvoll Arbeiten, von denen er lediglich einmal als Regisseur in Erscheinung trat. Doch mit diesem Film, Blind von 2014, der von einer erblindenden Frau handelte und auf dem Sundance Festival sowie der Berlinale Preise gewann, avancierte Vogt zu einem Geheimtipp unter cinephilen Menschen. Nach dem beklemmenden Drama erscheint nun Vogts zweiter Film The Innocents, in dem er sich ein weiteres Mal wirklich ungemütlichen Themen widmet. Unter anderem geht es um (häusliche) Gewalt und Autismus, gepaart mit einer Prise Übersinnlichem wie Telepathie – ein wenig, als hätte Lars von Trier eine Folge von Akte X in Szene gesetzt. 

Worum es im The Innocents geht

Die kleine Ida zieht mit ihrer Familie in einen ungemütlichen Apartmentkomplex. Verständlicherweise ist das Mädchen unzufrieden, denn in der Nachbarschaft findet sie kaum neue Freund*innen. Und nach der Schule Fußball mit den anderen Kindern zu spielen, kommt für sie ohnehin nicht infrage, denn oft muss sie sich um ihre ältere Schwester Anna kümmern, die an einer schweren Form von Autismus leidet. Trotzdem trifft sie schließlich auf den Einzelgänger Ben und scheinbar sofort raufen sich die beiden Kinder zusammen. Um sie zu beeindrucken, zeigt Ben ihr, dass er wirklich Telekinese beherrscht und nur kraft seines Geistes Steine durch die Luft fliegen zu lassen vermag. 
Zu den beiden stößt schließlich Aisha. Auch sie wohnt in einer der Wohnungen, und sie scheint, ebenso wie Ben, eine übernatürliche Gabe zu besitzen, die es ihr erlaubt, mit der autistischen Anna telepathisch zu kommunizieren.

Selbstverständlich sind die Kinder total begeistert von ihren Fähigkeiten und versuchen schnell, ihre Grenzen auszutesten.
Bleibt es zunächst dabei, Gedanken von einem Ende des Treppenhauses ins andere zu schicken, handelt Ben zunehmend gewalttätig. Er quält Tiere, bricht einem gemeinen Mitschüler ein Bein und distanziert sich immer mehr von den Mädchen. Als seine Taten überhand nehmen, entschließen Ida, Anna und Aisha sich dazu, ihn aufzuhalten, wodurch ein gefährliches Kräftemessen beginnt.
  • Fabian über: The Innocents
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So ist der Film

Eskil Vogt ist mit The Innocents ein ungeheuer eindringlicher Film geglückt, der es seinen Zuschauer*innen zwar nicht immer einfach macht, jedoch umso länger im Gedächtnis bleibt, ganz ohne spektakuläre Special Effects und eine im Eiltempo erzählte Story. Behutsam nähert Vogt sich den Kindern an, um die es in seinem Film geht, ohne ihre Handlungen zu bewerten oder zu verurteilen. Wenn Ida ihrer Schwester aus Frust und Wut Glasscherben in die Schuhe schüttet, gelingt dem Regisseur und seiner Nachwuchsdarstellerin die große Kunst, dass man ihr das absolut nachempfinden kann, um nur eines der Beispiele aus dem Film zu nennen.
Dabei leisten die Kinderdarsteller*innen fraglos einen ungeheuer großen Beitrag zu dem Film, allen voran Alva Brynsmo Ramstad als autistische Anna. Sie machen, gemeinsam mit Vogts geschmackvoller Regie, The Innocents zu weit mehr als einem gewöhnlichen Horrorfilm. Ganz im Gegenteil, ist an dem Film nichts gewöhnlich – und das ist auch gut so! Das ist ein Film, der wichtige Themen behandelt und sich nicht davor scheut, Fragen auch einmal unbeantwortet zu lassen. Eindringlich, verstörend, aber gleichzeitig herzerwärmend und wunderschön.

Dafür gibt's ganze 9 von 10 Apartmentkomplexen.

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