G wie Geld

G wie Geld

egos4future - Von A bis Z

Von  Miriam Fischer
Jeder Buchstabe ein Thema: Wir fassen die Basics zu Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zusammen. Diese Woche: G wie Geld.


Was passiert eigentlich mit unserem Geld auf der Bank?

Grundsätzlich muss erstmal Eins klar sein: Banken arbeiten mit unserem Geld wenn wir es anlegen oder auch nur auf dem Konto liegen lassen. Die Banken investieren dann in Aktien und Anleihen von Unternehmen und Staaten und vergeben außerdem Kredite an Privatpersonen und Firmen. Das Problem dabei ist: So kann das eigene Geld auch bei klima- und umweltschädigenden Unternehmen und Projekten landen - ohne, dass wir es aktiv mitbekommen. Große Banken unterstützen mit ihren Investments zum Beispiel häufig:
  • Waffen und Rüstung
  • Kinderarbeit
  • Arbeitsrechtsverletzungen
  • Menschenrechtsverletzungen
  • Atomkraft
  • Fossile Brennstoffe
  • Industrielle Tierhaltung
  • Glücksspiel
Die Rede ist hier auch von Sin-Investments, also "Sündenanlagen".

Das folgende Video des WWF bezieht sich zwar auf Österreich, ist aber auf Deutschland übertragbar und fasst die Problematik zusammen: 



Sind grüne Banken also die Lösung?

Ethische beziehungsweise nachhaltige Banken machen einiges anders: Sie spekulieren beispielsweise nicht mit Nahrungsmitteln und unterstützen außerdem keine fragwürdigen Branchen. Stattdessen investieren sie in ethisch und ökologisch sinnvolle Bereiche und achten außerdem sehr darauf, transparent zu arbeiten.

Konkret schließen Banken mit Nachhaltigkeitsstandards also kontroverse Branchen und Unternehmen aus und fördern durch gezielte Investitionen ökologische und soziale Projekte, zum Beispiel in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Pflege, erneuerbare Energien oder ökologisches Bauen. 

Nahezu alle Banken werben zwar inzwischen mit nachhaltigen und sozialen Gelanlageprodukten - in der Realität gibt es aber große Unterschiede

Dafür orientieren sich die Banken an den ESG-Kriterien, einem recht undefinierten Nachhaltigkeitslabel. Die Buchstaben stehen für Environment, Social und Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). In der Praxis schneiden die meisten Banken allerdings sehr unterschiedlich ab, denn bei "nachhaltigen", "umweltfreundlichen" oder "ethischen" Geldanlagen handelt es sich nicht um geschützte Begriffe. Wie gut (oder schlecht) deine Bank tatsächlich abschneidet, kannst du aber hier auf der Fair Finance Guide Website nachschauen. Drei Banken, die dabei besonders gut abschneiden, sind die GLS Gemeinschaftsbank, die Ethik Bank und die Triodos Bank.

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Auch die Verbraucherzentrale hat sich mit ethisch korrekten Banken auseinandergesetzt, weitere Informationen findest du hier. Zudem findest du auf der Website Facing Finance Informationen über einen verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgang mit Geld. Abgesehen von einem Wechsel zu einer Ethikbank kannst du auch gezielt bei Bankberater*innen deiner jetzigen Bank nachfragen, was mit deinem Geld passiert - wenn Verbraucher*innen immer wieder Transparenz fordern und klar machen, dass sie keine Sin-Investments wollen, kann sich in der Finanzbranche nach und nach etwas in die richtige Richtung verändern.



Kritik an grünen Investments

Aktuell sind vor allem ETFs, also börsengehandelte Indexfonds, sehr beliebt. Vor allem bei diesen Aktien-Bundles sind allerdings aufgrund der Menge an Unternehmen auch viele sogenannte Sin-Investments dabei. Deswegen bieten grüne Banken bereits nachhaltige und soziale ETFs an. 

Hier findest du Informationen darüber, wie fair welcher Fond tatsächlich ist.


Kritiker*innen geben allerdings zu bedenken, dass mit Investments in nachhaltigen Aktienfonds oft eine geringere Streuung und damit ein höheres Risiko einhergeht. Denn wenn ethische Fonds bewusst auf Aktien aus bestimmten Sektoren verzichten, ist die Diversifikation, also die sogenannt Streuung, automatisch geringer.

Andere Stimmen hingegen sagen deutlich, dass die laufenden Kosten bei grünen Banken zwar teilweise etwas höher sein können, allerdings sollen nachhaltige Geldanlagen nicht riskanter oder weniger gewinnbringend sein.

Abgesehen vom Risikofaktor existiert allerdings auch die Theorie, dass ethische Investor*innen dafür sorgen, dass die Renditen von Sin-Investments steigen. In der Neuen Zürcher Zeitung heißt es dazu 2019:

"Das Argument geht so: Die steigende Bedeutung von ethischen Anlagen vergrößert die Risiken der sogenannten Sin-Investments [...]. Und weil ein steigendes Risiko mit höheren Renditen entschädigt werden muss, sorgt gerade das Aufkommen ethischer Anlagen dafür, dass Sin-Investments lukrativer werden." - NZZ 2019



Die Meinungen zu grünen Investments gehen also teilweise auseinander 

Das ist aufgrund der Komplexität des Themas verständlich und um sich eine abschließende Meinung bilden zu können, müssen sich Verbraucher*innen umfassend informieren. 

Grundsätzlich können aber zwei Dinge festgehalten werden

Erstens: Das Geld von kleinen Anleger*innen bei grünen Banken wird nicht genügen, um die Klimaziele zu erreichen. Stattdessen müssen Geschäfte, die ethisch und ökologisch nicht vertretbar sind, endlich durch Gesetze und CO2-Steuern teurer werden. Außerdem müssen nachhaltige Investitionen staatlich subventioniert werden. 

Und Zweitens: Nichtsdestotrotz muss sich jede*r selbst fragen, ob er*sie es vertreten kann und möchte, dass mit dem eigenen Geld unter Umständen auch Kinderarbeit oder Nuklearwaffen finanziert werden. Denn kaum jemand würde das Ersparte bewusst in solchen Sin-Investments anlegen. Dementsprechend sollten wir es auch nicht hinnehmen, wenn unsere Banken genau das mit unserem Geld machen.

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