I wie Internet

I wie Internet

egos4future - Von A bis Z

Von  Sabrina Luttenberger
Jeder Buchstabe ein Thema: Wir fassen die Basics zu Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zusammen. Diese Woche: I wie Internet.

Jeder Klick, jede Suchanfrage und jeder Stream verbraucht Strom

Mit quasi allem was wir im Internet machen, rufen wir Daten in Serverräumen ab. Schätzungsweise acht Millionen Rechenzentren gibt es weltweit. Die laufen ähnlich wie ein alter Laptop mit zu vielen offenen Tabs sehr schnell heiß und müssen andauernd gekühlt werden. Im Jahr 2020 hatten Serverräume in Deutschland laut dem Nachhaltigkeits-Institut Borderstep einen Energiebedarf von 16 Milliarden Kilowattstunden. Zum Vergleich: Eine vierköpfige Familie verbraucht pro Jahr circa 4.250 Kilowattstunden.

Es gibt bereits Möglichkeiten, die Serverräume nachhaltiger zu betreiben: Mit Ökostrom oder einer energieeffizienteren Kühlungstechnik zum Beispiel. Außerdem könnten Unternehmen die Abwärme, die durch das Heißlaufen der Server entsteht, nutzen. Wirklich umsetzen tun das noch nicht alle, allerdings planen einige Unternehmen, zumindest bis zu einem bestimmten Zeitpunkt klimaneutral zu werden.



Google will bis 2030 alle Rechenzentren und Büros mit erneuerbaren Energien ausstatten. Um auch die User*innen zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen, soll die Suchmaschine außerdem künftig anzeigen, welche Route bei Google Maps am wenigsten Sprit verbraucht oder wie viel CO2 bei bestimmten Flugverbindungen ausgestoßen wird. Jede einzelne Anfrage in einer Suchmaschine verbraucht allerdings Energie. Um das auszugleichen, machen ökologische Suchmaschinen wie Ecosia oder Gexsi ihre Einnahmen transparent. Gexsi investiert in Projekte, die zu den 17 UN Nachhaltigkeitszielen beitragen, Ecosia verspricht, pro 45 deiner Suchanfragen einen Baum zu pflanzen.

Der CO2-Fußabdruck

Apropos CO2: Die durch das Internet verursachten CO2-Emissionen betragen mittlerweile vier Prozent der Gesamtemissionen - der private Flugverkehr macht nur 2,4 Prozent aus. Der CO2-Ausstoß steigt rasant an.

Video-Streaming

Vor allem beim Streamen müssen viele Daten übertragen werden. In der eigenen Ökobilanz gibt Netflix im Jahr 2020 einen CO2-Fußabdruck von 1,1 Millionen Tonnen an. Hier ist aber die Produktion und Verwaltung bereits eingerechnet. Wie viel wir beim Streaming selbst ausstoßen, kommt vor allem darauf an, ob wir auf dem Fernseher, Laptop oder Smartphone streamen, ob wir WLAN oder mobile Daten dafür nutzen oder zum Beispiel Glasfaserinternet haben. Ein großer Bildschirm verbraucht zum Beispiel mehr Strom, als das Handy, ein alter Router verbraucht weniger als ein neues Gerät.


Musik-Streaming

Aber nicht nur Video-Streaming verursacht Treibhausgase. In einer Studie der Universitäten Glasgow und Oslo haben Forscher*innen den Fußabdruck von Musik-Streaming untersucht. Weil mittlerweile weniger CDs produziert werden, reduziert die US-Musikindustrie zwar ihren Plastikmüll, hat laut der Studie aber innerhalb der letzten 20 Jahre ihren CO2 Ausstoß verdoppelt.

Durch Funktionen wie Autoplay, sei es jetzt die nächste Folge von Sex Education oder noch mehr Songs, nachdem du deine Playlist durchgehört hast, steigen die Nutzung und somit die Emissionen noch weiter an.

Und was ist jetzt die Lösung?

Weil also quasi alles, was wir online machen über Serverräume läuft, müssen vor allem die mit mehr grüner Energie für Nachhaltigkeit sorgen. Wir können aber mit einem kleinen Einsatz zur Lösung des Problems beitragen.

Tipps für nachhaltigeres und bewusstes Surfen

  • Autoplay ausschalten, sodass das nächste Video bei Facebook oder YouTube gar nicht erst geladen automatisch abgespielt wird, wenn das davor zu Ende ist
  • Nachhaltige Suchmaschinen nutzen
  • Dokumente oder Bilder in eine Cloud laden und den Link weiterleiten, anstatt sich alles per Mail oder WhatsApp zu schicken und alles, was nicht mehr akut gebaucht wird gar nicht erst online stellen, sondern auf die externe Festplatte packen
  • Serien auf Streaming-Diensten runterladen und offline anschauen - oder zumindest mal rechtzeitig abschalten, bevor man einschläft oder wenn man was anderes nebenbei macht
  • Bildschirme nutzen, die nur so groß sind wie nötig
  • Den Spamordner in den Mails leeren und Newsletter deabonnieren
  • Aus unnötigen WhatsApp-Gruppen austreten und inaktive Accounts löschen


Fazit: Langfristig muss eine politische Lösung her, damit die Digitalisierung wirtschaftlich und nachhaltig zugleich ist. Wir sollten uns das Problem des Stromfessers Internet dennoch bewusst machen.

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