Impfung gegen Stress?

Impfung gegen Stress?

Bakterium soll Stresssymptome lindern

Bist du auch so gestresst? In der heutigen Effizienzgesellschaft wird es immer schwieriger, nicht mit dieser Frage konfrontiert zu werden. Stress ist uns in den letzten Jahren ein ziemlich treuer Begleiter geworden.

Weil man bei der Arbeit nicht fertig geworden ist, müssen die Aufgaben eben mit nach Hause genommen werden. Dort wartet aber der Partner, mit dem man zum Abendessen verabredet war und die Freunde beschweren sich auch schon, weil man keine Zeit mehr hat. Ach und was ist mit dem Haushalt, den muss man ja auch noch bewältigen...
Klingt nach einer Menge Stress. Schlimm, dass das mittlerweile Normalität für den Otto-Normal-Arbeitstätigen geworden ist. Dass Stress aber wirklich gesundheitsschädlich ist, wird gerne mal außer Acht gelassen. Man muss ja alles schaffen und am besten noch am besten und schnellsten und schönsten und alles ist generell so toll.

Zu viel Stress macht krank

Was ist denn aber genau Stress? Es bezeichnet eine sowohl physische als auch psychische Reaktion auf die Bewältigung besonderer Anforderungen und die dadurch entstehenden geistige und körperliche Belastung, die als Druck- oder Anspannungsgefühl empfunden wird. Einem sollte bewusst sein, dass Stress eine absolut natürliche Reaktion unseres Körpers ist. In normalem Maße bewirkt es sogar eine höhere Leistungsfähigkeit. Ernsthaft. Jetzt das große ABER: Gewinnt der Stress Oberhand, so kann das fatale körperliche und psychische Folgen nach sich ziehen.

Typische Folgen sind zunehmendes Übergewicht, negative Beeinflussung des Immunsystems bis hin zu gravierenden psychischen Störungen wie Angsterkrankungen, Depression oder posttraumatische Belastungsstörungen und am Ende sogar Burn Out.

Irgendwas muss also geändert werden, damit es uns auf Dauer nicht allen so ergeht.

Wieso wirkt Stress so auf uns?

Stress wirkt aktiv in unserem Gehirn. Das kommt unter anderem davon, weil es sich direkt auf den Neurotransmitter Dopamin, der als Glückshormon gilt, auswirkt und Entzündungsreaktionen im Gehirn verstärkt. Diese sind Schuld für psychische Erkrankungen wie Depression und Angstzustände. Unsere Überlastung macht sich also tatsächlich in unserem Gehirn bemerkbar und wir? Wir machen einfach immer weiter.

Was aber, wenn es gegen die langsam aber sicher einschleichende Begleitkrankheit unserer Generation eine Impfung gäbe?


Impfstoff gegen Stress

Was, wenn es jetzt ein Stoff gäbe, der sich positiv auf diese Areale auswirken würde, die vor dauerhafter Belastung durch Stress schützen könnten? Genau das dachte sich nämlich auch ein Team bestehend aus Wissenschaftlern der University of Colorado in Boulder. Sie bauten ihre Versuche auf bisherigen Ergebnissen an Mäusen auf, welche besagen, dass die Nagetiere, denen das Bakterium der Art Mycobacterium vaccae verabreicht wurde, weniger gestresst sind, wenn sie auf ein aggressives Männchen treffen, als zuvor. Okay, so weit so gut.

Matthew Frank und sein Team gingen jetzt weiter: Sie spritzen das Bakterium Ratten, und zwar dreimal im Abstand von jeweils einer Woche und untersuchten daraufhin das tierische Gehirn. Sie bemerkten, dass sich im Hirnareal, welches für Emotionen und innere Unruhe wichtig ist, acht Tage nach der letzten Injektion die Konzentration des anti-entzündlichen Proteins Interleukin-4 erhöht war. Die chemischen Details lassen wir jetzt mal raus, wenn es dich im Detail interessieren solltest du dir am Besten die Studie nochmal genau durchlesen.

Ergebnis: Als die Ratten daraufhin in einem Stress auslösenden Umfeld ausgesetzt wurden, reagierten sie tatsächlich weniger gestresst.

Und bei Menschen?

"Wir haben gezeigt, dass das Mycobacterium vaccae bei Nagern die Hirnumgebung verändert – und diese hin zu einem anti-entzündlichen, Stress resistenteren Zustand verschiebt. Gelänge dies auch beim Menschen, hätte das weitreichende Bedeutung für die Behandlung vieler neuroinflammatorischer Erkrankungen" - so Frank.

Die Wissenschaftler ehoffen sich durch weitere Versuche an den Kleintieren noch mehr Informationen zu sammeln und so eventuell auch einen Erfolg bei Menschen zu haben. Vor allem wollen sie dadurch Risikopersonen wie Soldaten und Notfallmedizinern helfen. Diese könnten durch den Impfstoff immunisiert werden und hoffentlich weniger anfällig auf posttraumatische Belastungsstörungen werden.

Aber…

Wir fragen uns jetzt, ob das alles so richtig ist? Sollte man nicht zu erst versuchen die Ursache zu behandeln, wieso wir alle so gestresst sind und an vielerlei psychischen Erkrankungen leiden? Bei Soldaten und Notfallmedizinern ist das eine überspitzte Aussage, aber bei einer Person, die einen Normalo-Job hat, sollte es doch aufgrund des Drucks niemals zum Burn Out führen dürfen?
Müsste man dieses Problem in der Gesellschaft nicht auffangen? Dass gefühlt alle chronisch überlastet sind und ihre restliche Zeit so gut wie nur im Stress verbringen? Bevor man jetzt an einem Impfstoff gegen Stress arbeitet, sollte man vielleicht lieber an einer generellen Frage arbeiten: Wieso sind wir alle so gestresst? Und muss das überhaupt so sein?



Was meinst du? Wenn es diesen Impfstoff tatsächlich auch für den Menschen gäbe, würdest du dich impfen lassen? Schick uns deine Meinung dazu via Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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