WhatsApp muss sich für andere Messenger öffnen

WhatsApp muss sich für andere Messenger öffnen

Damit soll ein fairer Wettbewerb garantiert werden

Die meisten nutzen WhatsApp nur noch aus einem Grund: weil ein Wechsel zu anderen Diensten eine radikale Reduzierung der Kontaktliste bedeuten würde. Das ändert sich in Zukunft.


Wahlfreiheit für Nutzer*innen

Kein WhatsApp zu haben war bisher für die meisten keine Lösung - denn was bringt es, einen alternativen Messenger-Dienst zu nutzen, bei dem sonst kaum jemand ist. Dann kannst du zwar vielleicht noch diesem einen Bekannten schreiben, von dem du seit zehn Jahren nichts mehr gehört hast - das war's dann aber eben auch schon. Dass WhatsApp also den Markt so beherrscht und allein in Deutschland 50 Millionen Nutzer*innen hat, liegt nicht daran, dass WhatsApp so überzeugend ist oder es an Alternativen fehlen würde, sondern einfach daran, dass sich die Kontaktliste bei einem Wechsel zu Signal, Threema oder Telegram auf ein Minimum reduzieren würde. Das wird sich in Zukunft allerdings ändern:

Die EU verpflichtet Messenger-Dienste zu Interoperabilität

Das bedeutet, große Messenger-Dienste wie WhatsApp, Facebook oder iMessage müssen sich künftig für Alternativen öffnen und Nachrichten von Signal, Telegram und Co. empfangen. WhatsApp-Nutzer*innen beispielsweise bekommen zukünftig also eine Anfrage, ob sie eine Nachricht von einem alternativen Messenger annehmen wollen. Im Umkehrschluss können von alternativen Messenger-Diensten dann auch Nachrichten an Personen geschickt werden, die diesen Dienst nicht nutzen. 

Mit diesem Gesetz, dem Digital Markets Act (DMA), bekommen Verbraucher*innen also erstmals eine tatsächliche Wahlfreiheit, womit ein fairer Wettbewerb und Marktvielfalt ermöglicht werden soll.

"Zum ersten Mal haben die Nutzer eine echte Wahl, welchen Messenger sie nutzen wollen. Alternative Messenger bekommen die Chance, mit dem Platzhirschen WhatsApp in den Wettbewerb zu treten." - EU-Abgeordnete Patrik Breyer (Piratenpartei)

Für WhatsApp könnte das natürlich negative Folgen haben. Immerhin muss der Instant-Messaging-Dienst dann nämlich wirklich mit Funktionen überzeugen und kann sich nicht mehr so ohne Weiteres Datenschutzskandale leisten oder Geschäftsbedingungen ohne Konsequenzen ändern, wenn er seine Nutzer*innen halten will. Außerdem verbietet es der DMA großen Tech-Konzernen, Daten aus verschiedenen Quellen ohne ausdrückliche Einverständniserklärung der Nutzer*innen zusammenzuführen. 

Bis es so weit ist, dauert es allerdings noch eine Weile

Für WhatsApp und Co. gilt eine Übergangsfrist von zwei Jahren, für Gruppenchats sogar vier. Das war übrigens nicht das einzige, was die EU am 5. Juli beschlossen hat: Mit dem Digital Services Act (DSA) sollen außerdem Verbraucher*innen geschützt und Inhalte wie Terrorpropaganda oder Hassreden in Zukunft schneller gelöscht werden.

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