Richtig Schluss machen

Richtig Schluss machen

Was, wenn's vorbei ist?

So wundervoll und schön eine Beziehung am Anfang ist, so unfassbar weh tut meistens die Trennung. Wir haben einen Trennungsexperten gefragt, wie man richtig Schluss macht.

Dr. Jörg Bernardy ist Philosoph und gibt Kurse, in denen er den Teilnehmern eine Antwort auf die Frage geben will, ob sich eine Beziehung noch lohnt oder ob man sich doch eher trennen sollte. Außerdem ist er Autor der illustrierten Sachbücher Philosophische Gedankensprünge. Denk selbst! und Mann Frau Mensch: Was macht mich aus?. Im Interview hat er uns seine Empfehlungen zum Schluss machen verraten...



Den idealen Zeitpunkt zum Schlussmachen gibt es nicht. Wichtig ist, dass du dich davor mit der Trennung auseinandersetzt. Manche gehen das eher sportlich an, andere ringen lange mit sich. Eine sachlich-nüchterne Pro-Contra Liste mag bei den Romantikern verpönt sein, kann aber helfen, um dich selbst und dein/e Partner*in zu analysieren. Am Ende solltest du auf der Liste erkennen können, wie viel Positives und wie viel Negatives dir die Beziehung (noch) bringt. Und dann?

Wie geht richtig Schluss machen?

Sei nicht zu nett!

Wenn du dann an dem Punkt bist, deiner/m Partner*in zu berichten, dass du dich trennen möchtest, solltest du nicht zu nett sein. Klingt zunächst verwirrend, hat aber einen logischen Hintergrund: So gibst du ihm/ihr die Chance, sich besser von dir lösen zu können. Denn Abschied ist fast immer schmerzhaft. Wehtun wirst du ihm/ihr also so oder so.

Nicht in der Öffentlichkeit

Wie beim ersten Date auch ist der richtige Ort entscheidend. Ein schickes Kaffee ist zum Beenden der Beziehung aber eher unpassend, weil es zu sehr in der Öffentlichkeit ist. Dadurch kann dein/e Partner*in nicht angemessen reagieren. Die Gefahr, dass Gefühle verzerrt oder verfälscht rüberkommen, ist hoch. Auch solltest du eure gemeinsamen Lieblingsorte eher meiden. Besser ist es, das Ganze in einem privaten Raum in Ruhe anzugehen.

"Niemals digital Schlussmachen!" - oder?

Generell ist es besser, wenn du das Ende der Beziehung nicht per WhatsApp bekannt gibst, da es sonst zu Missverständnissen kommen kann. Ein persönliches Treffen ist also meist der bessere Weg. Wenn ihr euch aber bereits digital kennen gelernt habt und auch sonst in der Beziehung viel über Messenger-Dienste kommuniziert wurde, kann auch das Schluss machen digital erfolgen.
 

Deabonnieren oder weiterhin folgen?

In der heutigen Zeit verbindet uns nicht nur WhatsApp, sondern auch Instagram und Co. Um nach einer Trennung aber wirklich abschließen zu können, solltest du dir neue Strukturen im Alltag schaffen und nicht an alte Gefühle und Pfade anknüpfen. Daher ist es hilfreich, wenn du deinem/r ehemaligen Partner*in nicht mehr auf Social-Media Plattformen folgst. Das muss auch nicht dauerhaft sein - zu Beginn deines Single-Lebens ist es aber besser, wenn du dich erstmal nicht mehr den Bildern und Postings deiner/es Ex aussetzt. Außerdem vermeidest du so digitale Kurzschlussreaktionen. Im realen Leben würden wohl die wenigsten an der Haustüre rütteln, betrunken ist eine Nachricht im Messenger aber schnell geschrieben und abgeschickt.

"Wir können ja Freunde bleiben"

Es ist wohl einer der am häufigsten gesagten Sätze, nachdem man sich getrennt hat. In einigen langen Beziehungen entwickelt sich auch eine Freundschaft, so dass das funktionieren kann. Bei der Mehrheit wird daraus aber nichts.
 

Weiterleben als WG

Der Immobilienmarkt in deutschen Großstädten ist so überlastet, dass man entweder gar nichts findet oder wenn, dann ist es nicht bezahlbar. Ein großes Problem also, wenn man bisher zusammengewohnt hat. Eine Möglichkeit - bis einer oder beide etwas Neues gefunden haben - wäre, bis dahin auf der Couch von Freunden zu übernachten – nicht wirklich angenehm. Dauerhaft die Wohnung mit dem/der bisherigen Partner*in zu teilen und weiter als WG zu leben ist zwar machbar, aber für jeden unbedingt empfehlenswert. Wenn beide noch mehrere Wochen oder ein paar Monate die vier Wände teilen, kann das aber auch eine schöne Phase des Abschiednehmens sein. Anschließend kannst du mit neuer Wohnung in ein neues Leben starten.
 

Trennung trotz – oder gerade wegen der Kinder?

Wenn aus eurer Beziehung eigene Kinder hervorgegangen ist, dann ändert das alles. Früher waren Kinder eher ein Grund, sich nicht zu trennen. Heute weiß man aber, dass es für die Kinder oftmals besser ist, in geordneten Verhältnissen aufzuwachsen, als ständig die miese Stimmung mitzubekommen. Das heißt aber nicht, dass ihr euch deswegen automatisch trennen müsst.

Sex mit dem/der Ex

Warum nicht? Für eine gesunde und saubere Trennung muss das allerdings nicht sein. Wenn du merkst, ihr seid mittlerweile nur noch befreundet und der Sex funktioniert gut, dann spricht doch eigentlich nichts dagegen. Für einige vielleicht eine großartige Vorstellung, aber meistens funktioniert das mit dem/der Expartner*in nicht. Besser ist, wenn du dir andere Sexpartner*innen suchst.

Neue Beziehung – gleiche Rituale

Nach einer schmerzhaften Trennung tritt früher oder später meistens jemand Neues in dein Leben. Doch was ist mit Ritualen und Orten, die man aus der früheren Beziehung noch schätzt? Du musst nicht alles Vergangene meiden und alles neu erfinden. Wenn du aber merkst, dass du nur versuchst das Alte zu kopieren und dein/e neue/r Partner*in nur ein Übergangsmodell ist, dann solltest du dir überlegen, ob du wirklich schon bereit bist für eine neue Beziehung.



Wichtig: Projiziere Unglück nicht auf andere

Noch ein kleiner Hinweis, falls du gerade zweifelst, ob die Beziehung die richtige ist und ob du mit deinem/deiner Partner*in glücklich wirst: Die Entscheidung, ob du dich trennen solltest oder nicht ist sehr schwer, weil du immer auch deine eigene Grundstimmung beachten musst.

Komme deshalb immer wieder auf dich selbst zurück und frage dich selbst, ob du dich gerade in diesem Moment unzufrieden oder einsam fühlst – unabhängig von der Beziehung.
 Sonst könnte es dir passieren, das dieses negative Gefühl auch nach der Trennung bleibt.

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