OnlyFans: Pornografische Inhalte nun doch wieder erlaubt

OnlyFans: Pornografische Inhalte nun doch wieder erlaubt

Nachdem die Plattform explizit sexuelle Inhalte verbieten wollte, rudert sie nun zurück

Für was ist OnlyFans bekannt? Genau - eher pikante Inhalte. Von diesem Image will die Plattform weg und kündigte ein Verbot von pornografischem Content an. Jetzt zieht OnlyFans diese Ankündigung aber wieder zurück...


OnlyFans wird pornofrei... doch nicht.

Die Plattformbetreiber*innen gaben vor knapp einer Woche unvermittelt ein Pressestatement heraus, welches besagt, dass ab dem 1. Oktober jegliche Formen von explizit sexuellem Content von der Plattform verbannt wird. Klar, auf OnlyFans gab es schon immer ein großes Feld an Creator*innen die nicht auf explizit pornografischen Content ausgerichtet waren, jedoch stellen diese im Vergleich einen eher kleineren Teil dar. Stars wie Bella Thorne, Belle Delphine oder der Rapper Tyga gehören auf der Plattform zwar zu den Topverdiener*innen, jedoch waren sie meistens auch außerhalb der Plattform erfolgreich, sind also nicht auf OnlyFans als direkte Einnahmequelle angewiesen. Anders sieht es da für zahlreiche Sexworker*innen aus, die im Zweifel nur auf der Plattform aktiv sind und ihren Content nicht so einfach in andere öffentlichkeitswirksame Einnahmequellen umwandeln können.


But why?

Grund für den plötzlichen Umschwung soll ein geplanter Verkauf der Eigentümer*innen sein, welche ihre Plattform wohl besser verkaufen können, wenn sie nicht pornografisch angesiedelt ist. Dabei muss jedoch auch gesagt werden, dass gerade der sexuelle Content und deren Creator*innen der Plattform erst zu dem Erfolg verholfen haben. Und genau diesen Creator*innen wäre plötzlich eine wichtige Einkommensgrundlage genommen wurden. Natürlich gibt es zahlreiche Alternative - doch sich dort erst einmal eine Community aufzubauen, dauert. Der Aufruhr nach der geplanten Ankündigung war erwartungsgemäß riesig. Und auch OnlyFans haben mittlerweile selbst eingesehen, dass sie mit dem verbot an dem Ast sägen auf dem sie sitzen.

Via Twitter wurde das Verbot von pornografischen Inhalten ab dem 1. Oktober nun zurückgenommen:


Die Gründe für den Sinneswandel liegen auf der Hand - zahlreiche OnlyFans-Influencer*innen hatten bereits angekündigt, die Plattform zu verlassen. Das wäre für die Betreiber*innen und vor allem für die neuen Eigentümer*innen ein Millionenverlust gewesen.
 

Ende gut, alles gut?

Auch wenn durch OnlyFans vielen Creator*innen nun vorerst eine wichtige Plattform erhalten bleibt - die Stigmatisierung um Sexarbeit ist weiterhin sehr hoch. Im Interview hat egoFM Elise mit OnlyFans-Creatorin und Erotikmodel Ines über ihre eigenen Erfahrungen auf der Plattform gesprochen und was sie von der Stigmatisierung hält.

OnlyFans hat weltweit um die 50 Millionen Nutzer*innen und 450.000 Creator*innen

Auf der Social Media-Plattform können die Creator*innen Fotos oder Videos hochladen, für die ihre Abonnent*innen bezahlen - wie viel die Nutzer*innen für ein Abo und einzelne Inhalte zahlen müssen, können die Creator*innen selbst festlegen. Offiziell richtet sich die Plattform an Personen aus vielen verschiedenen Bereichen, zum Beispiel an Musiker*innen, Sportler*innen, Fotografen*innen oder Schauspieler*innen. Ein Großteil der Inhalte ist aber erotisch oder pornografisch. 
  • Ines über ihre Arbeit bei OnlyFans
    Das komplette Interview mit egoFM Elise


Ines ist nebenberuflich bei OnlyFans

Sie selbst bietet auf ihrem Profil Nacktfotos, Masturbationsvideos, Stripteases und ähnliches an - je nach dem, worauf sie Lust hat und ob ein*e Abonnent*in spezielle Wünsche hat. Ihr Gesicht zeigt sie dabei nicht.

"Es würde mir eigentlich nichts ausmachen, mein Gesicht zu zeigen, aber dadurch, dass dieses Thema "Sexwork" noch nicht so gesellschaftlich akzeptiert ist, mache ich es nicht - leider. [...] Auch aus Angst, dass in Zukunft irgendetwas damit passieren könnte." - Ines

Was auf OnlyFans erfolgreich ist, kann nicht so pauschal gesagt werden. Ines erzählt, dass die Plattform sehr privat ist und es immer davon abhängt, wozu sich die Abonnent*innen hingezogen fühlen und womit sich sie Creator*innen wohl fühlen.

Ines hat schon immer gerne ihren Körper gezeigt, auch auf Instagram


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Den Schritt, auf OnlyFans Inhalte zu veröffentlichen, hat sie sich trotzdem sehr lange überlegt

OnlyFans betreibt Ines nämlich nur nebenberuflich (sie studiert Medizin) und hat sich deswegen natürlich Gedanken darüber gemacht, ob ihre OnlyFans-Inhalte negative Auswirkungen auf zukünftige Arbeitsverhältnisse haben können. 

Letzten Endes war die Neugierde aber größer als die Zweifel 

Ihre meisten Abonnent*innen kommen von Instagram, dort wissen ihre Follower*innen, dass sie auch auf Instagram ist. Auf Nachfrage teilt sie dort auch ihren OnlyFans-Account. Dementsprechend weiß natürlich auch ihr Freundeskreis über OnlyFans bescheid.

Außerdem ist es Ines extrem wichtig, das Sexualität enttabuisiert wird und sie hofft, mit ihrer Arbeit auf OnlyFans dazu beizutragen.

"Nur weil ich Medizin studiere [...] und einen OnlyFans Account habe, bedeutet das nicht, dass plötzlich mein Respekt sinkt oder ich meine Arbeit schlechter mache. Ich glaube die Leute müssen einfach verstehen, dass wir Menschen so viele Facetten haben und das eine nicht weniger wert ist als das andere" - Ines

Ist OnlyFans gelebter Femisnismus?

Darüber, ob OnlyFans feministisch ist, oder nicht, herrscht Uneinigkeit. Die einen sehen in der Plattform den Inbegriff des modernen Feminismus und der Selbstbestimmtheit der Frau. Andere kritisieren, dass durch das Bezahlen für erotische/pornographische Inhalte nach wie vor falsche Werte vermittelt werden und eine Sexualisierung - vor allem des weiblichen Körpers - stattfindet. 

Ines findet, dass OnlyFans aufgrund der Selbstbestimmtheit feministisch ist.

Sie betont, dass die Creator*innen auf der Plattform selbst entscheiden können, was sie machen, wie viel sie machen und wie viel sie dafür verlangen - und dass das ein großer Unterschied zu anderen Sexwork-Verhältnissen ist. Sie räumt aber ein, dass sie auch nicht auf das Geld angewiesen ist und dementsprechend eine privilegierte Position einnehmen kann. Trotzdem sagt sie:

"Der Grundgedanke ist extremst feministisch, weil es Selbstbestimmung über den Körper und die eigene Sexualität gibt." - Ines

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