Die Stimme in einer Demokratie

Die Stimme in einer Demokratie

Im Gespräch mit Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer

Dieses Jahr ist Bundestagswahl und die gläserne Kuppel des Bundestags will gefüllt werden mit neuen und alten Vertreter*innen.

Wenn man in Deutschland wählen darf, hat man zwei Stimmen: Eine für eine gesamte Partei, mit der zweiten kann man einzelne Politiker*innen, die man besonders wertschätzt oder die man für zumindest einigermaßen kongruent mit der eigenen Position hält pushen.

Unterstützend überzeugen mit nonverbaler Kommunikation

egoFM Elise hat sich für uns mit Marcus Maurer unterhalten. Er ist Professor für Kommunikationswissenschaften an der Uni Mainz. Sein Schwerpunkt ist dabei politische Kommunikation. Er beschäftigt sich also damit, warum wir Politiker*innen wählen oder eben nicht. Dafür hat er unter anderem an nonverbaler Kommunikation geforscht, also zum Beispiel Gestik, Mimik und sogar auch Stimme. Er hat allerdings - zum Glück - herausgefunden das Attraktivität und Inszenierung doch nicht wichtiger sind als das was inhaltlich gesagt wird. Es kann aber unterstützend überzeugen.
  • Professor für KommunikationswissenschaftenDr. Marcus Maurer
    Im Gespräch mit egoFM Elise

"Wenn wir zum Beispiel Fernsehduelle ansehen, dann beeinflusst uns doch am meisten was die Kandidat*innen sagen. So soll das auch sein in der Politik. Nonverbale Kommunikation, also Gestik und Mimik oder vor allem auch das Aussehen von Politiker*innen spielt auch noch eine Rolle, aber ist eher so unterstützend wirksam. Also ich kann das was ich sage dann auch noch mit Gestik und Mimik unterstreichen, aber die Idee, dass es vor allem auf nonverbale Kommunikation ankommt, die ist zum Glück falsch." - Prof. Dr. Marcus Maurer

Was sind Strategien, um kompetenter zu wirken?


Trotzdem gibt es natürlich Strategien, um kompetenter zu wirken. Unter anderem bei der Stimme, man nennt das "vokale Kommunikation." Marcus Maurer verrät uns das Menschen, die etwas schneller als der Durchschnitt sprechen, als besonders kompetent wahrgenommen werden. Auch zu Stimmhöhenunterschieden wird geforscht, bis jetzt ist aber unklar, welche Frequenzen besonders positiv rüberkommen. Eine besonders erfolgreiche inhaltliche Strategie ist eine Vagheit in den Aussagen:

"Das was man strategische Ambiguität nennt. Man drückt sich also sehr vage aus, man sagt zum Beispiel 'ich bin für ein gerechtes Steuersystem', statt 'ich bin für hohe Steuern oder für niedrige Steuern'. Weil das kann man als Wähler oder Wählerin ja schlecht finden. Aber ein gerechtes Steuersystem kann natürlich niemand schlecht finden und deswegen steigern solche Sätze tatsächlich die Zustimmung zu den Politikern und Politikerinnen." - Prof. Dr. Marcus Maurer

Und wie sieht's aus mit Social Media?

Laut Marcus Maurer informieren sich nicht so viele Menschen in Deutschland durch Soziale Medien über Politik. Er schätzt diese Gruppe auf circa 5-10 Prozent ein. Auch Bots gäbe es in Deutschland vergleichsweise wenige. Ein größeres Problem seien so genannte Filterbubbles oder auch Echokammern. 

"Es gibt viele Programme die Bots angeblich identifizieren können, aber die meisten davon überschätzen die Anzahl der Bots ganz massiv, weil sie ganz komische Kriterien anwenden, die nicht sehr valide sind. Die größte Gefahr ist tatsächlich, dass was wir Filterblase nennen oder Echokammer." - Prof. Dr. Marcus Maurer

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