The Next Generation Of Horror

The Next Generation Of Horror

Farah Bouamar im Interview mit egoFM Max

Das Horror-Genre wird schnell als Trash abgestempelt, dabei handelt es sich oft um sehr gesellschaftskritische Filme, die die Zuschauer*innen mit ihren eigenen Abgründen konfrontieren.


Horror - ein unterschätztes Genre

Lost Film ist eine gemeinnützige Produktionsfirma, die gesellschaftskritische Horror-Kurzfilme dreht. Was genau das bedeutet und was am Horror-Genre so faszinierend ist, erzählt Farah Bouamar im Interview. Sie hat das Filmkollektiv gemeinsam mit Nabila Bushra  gegründet.

"Unsere Ressourcen sind die Geschichten unserer eigenen Lebensrealitäten, die wir als Bereicherung aufgreifen und mit unserem theoretischen und politischen Wissen ausweiten und einordnen", heißt es auf der Website von den beiden Gründerinnen Farah Bouamar und Nabila Bushra
  • Farah Bouamar von Lost Film
    Das komplette Gespräch zum Anhören


Horror ist eines der ältesten und populärsten Genres der Filmgeschichte, erzählt Farah Bouamar.

"Der Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger, den wir wirklich sehr schätzen, hat es mal ganz gut auf den Punkt gebracht: Horrorfilme, sagt er, reflektieren und spiegeln nicht nur unsere unterdrückten Ängste, sondern sie konfrontieren uns auch mit unseren eigenen Abgründen. Und das finden wir super spannend." - Farah Bouamar

Farah und Nabila haben letztes Jahr ihren ersten gesellschaftskritischen Horror-Kurzfilm gedreht, I Can Heal You. Dieser Film war so erfolgreich, dass nach und nach die Idee entstand, eine gemeinnützige Produktionsfirma zu gründen. Diese soll den Schwerpunkt darauf legen, kritische Horrorfilme zu produzieren und außerdem Angebote für junge Talente schaffen, die in der Filmbranche zu kurz kommen, erklärt Farah im Interview.

"Das Horrorgenre bietet das Potential, wie wir finden, einfach auch Themen nochmal straighter anzusprechen, kreativer anzusprechen. Und die Figuren, das Böse, das Monströse, das Devastative [das Zerstörerische], was man dann in den Horrorfilmen hat, ist ja nichts anderes, als eine Metapher für die Missstände, die wir gesellschaftlich haben, oder die angesprochen werden." - Farah Bouamar

Je nachdem aus welcher Perspektive diese Missstände behandelt werden, wird das Böse auch anders interpretiert.

In dem okkulten Horror-Kurzfilm I Can Heal You geht es beispielsweise um Jakob, der verzweifelt alles versucht, seine krebskranke Frau Amal am Leben zu halten. Es ist ein Film über die schmalen Grenzen zwischen Glaube und Aberglaube, Medizin und Mythenkult und Liebe und Wahnsinn, erzählt Farah. 

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Farah erzählt, dass Horrorfilme durch die gesellschaftskritische Ebenen oft eine besondere Tiefe bekommen, die zum Nachdenken anregt.

Bei Lost Film geht es ihnen darum, dass die Zuschauer*innen nach einem Film noch einen Schritt weitergehen und sich mit dem Gesehenen auseinandersetzen. Aus diesem Grund schaffen sie nach ihren Screenings auch bewusst Raum für Gespräche.

"Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, sich darüber auszutauschen, Dinge in Frage zu stellen und den Schock einzuordnen und nochmal in einen produktiven Diskurs über diesen fiktionalen Film zu kommen." - Farah Bouamar


Lost Film arbeitet gendersensibel, rassismuskritisch und nachhaltig

Das bedeutet für Farah, sich täglich mit Fragen wie: "Wer hat Zugänge und wem werden sie aus welchen Gründen verwehrt?" oder "Wer erzählt welche Geschichte wie und wer entscheidet darüber?" zu konfrontieren und dementsprechend zu handeln.

"Für uns war von Anfang an entscheidend nicht nur was vor der Kamera passiert, sondern auch hinter der Kamera. Und diese Nebenschauplätze die vergessen wir sehr, sehr oft, dabei sind sie entscheidend und wesentlich. [...] Also Diversität und Inklusion ist etwas, das wir immer auf allen Ebenen und in allen Prozessen auf dem Radar haben." - Farah Bouamar



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