Ungewöhnliche Wohnorte

Ungewöhnliche Wohnorte

Wohnen mal anders

Bist du vom Großstadtleben genervt und möchtest endlich raus aus der Stadt? Vielleicht aufs Land, wo du die Natur in vollen Zügen genießen kannst, ohne den Lärm, den Verkehr oder die vielen Menschen? Oder suchst du einfach nach einer neuen und außergewöhnlichen Bleibe? Wir haben ungewöhnliche Wohnorte näher unter die Lupe genommen und sind erstaunt, wie Menschen auf der Welt leben - auf Hausbooten, in Ritterfestungen oder in Seemanns-Leuchttürmen.

Leben auf dem Wasser

Sportboote, Floating Homes oder doch das gute alte Hausboot? Ein Leben auf dem Wasser wird immer mehr eine Alternative zum festen Wohnsitz auf dem Land. In den vergangenen Jahren erlebten Hausboote einen regelrechten Boom. Viele Menschen möchten sich ihren Traum verwirklichen und greifen zu den schwimmenden Gefährten. Aber wie so vieles im Leben, sind auch Hausboote nicht gerade die unkomplizierteste Variante. Bei einem Kauf musst du folgendes beachten:

Ein Hausboot ist genauso teuer wie ein Einfamilienhaus

In der Regel sind die Boote sehr teuer. Ein kleines Boot mit wenig Quadratmetern gibt es schon ab 60.000 Euro.

Laufende Unterhaltkosten

Zu den Anschaffungskosten kommen zusätzliche Unterhaltkosten dazu. Denn ein Hausboot ist mehr oder weniger auch ein Haus, das nach einer Zeit kaputt gehen kann. Daher musst du Reparaturkosten, Wartungskosten, Versicherungskosten und Liegeplatzgebühren mit einberechnen. Betrachten wir die letzten zwei Kostenpunkte, fällt eine Summe zwischen 1.500 bis 6.000 Euro im Jahr an. Nur eine regelmäßige Pflege ermöglicht das Überleben der Hausboote über viele Jahrzehnte hinweg.

Lange Bearbeitungszeiten

Viel Geduld muss ein Hausbootbesitzer ebenfalls mitbringen, da ein Genehmigungsverfahren bis zu fünf Jahre dauern kann. Die Bearbeitungszeit bei neuen Liegeplätzen kann sich insgesamt zwei Jahre lang ziehen. Zusätzlich fallen hier nochmal Kosten in Höhe von 50.000 Euro an. Unser Tipp: Die einfache und günstigere Variante ist ein bereits ausgewiesener Liegeplatz.

Der Behördendschungel

Bevor du dich wie ein echter Abenteurer fühlen kannst, musst du dir erst mal den Weg durch die Behörden freikämpfen. Das Verfahren der Behörden ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. In den Städten Hamburg, Duisburg, Leipzig, Köln oder Berlin ist das Leben auf einem Hausboot schon möglich. In München sieht es da wieder anders aus. Hier wist du keinen geeigneten Liegeplatz finden.

Riesengroße  Auswahl

Auch Hausboote haben sich mit der Zeit verändert. Heutzutage gibt es eine große Auswahl an unterschiedlichsten Möglichkeiten, sich den Traum auf dem Wasser zu verwirklichen.

  • Floating Homes sind eine davon. Sie besitzen im Gegensatz zu den anderen Booten weder einen Motor noch einen Unterbau und können deshalb vom Wasser getragen werden
  • In die wohl einfachste Kategorie fallen Boote, die weniger als 25 Meter lang sind und einen Motor mit maximal 15 PS besitzen. Kaum zu glauben, aber hier handelt es sich um Sportboote, für die nicht mal ein Bootsführerschein benötig wird. Mit diesem Boot kannst du in jeden beliebigen Hafen fahren und dich niederlassen
  • Bist du in die schwedische Kultur verliebt? Dann hol dir ein Schwedenhäuschen mit 18,6 Quadratmeter Wohnfläche inklusive Pantry-Küche, Bad und einem herrlichen Sonnendeck
  • Die etwas luxuriöse Variante bietet dir eine moderne Wasservilla. Für dieses Zuhause musst du insgesamt 698.000 Euro hinblättern. Dafür bekommst du aber eine Wohnfläche von 160 Quadratmetern

Leben auf einer Ritterburg

Bitte was? Das haben wir uns auch erst gedacht, als wir hörten, dass eine Familie in Rheinland-Pfalz auf einer Burg lebt. Familie Hecher lebt im Mittelalter – zumindestens fühlt es sich so an. Um auf die Burg zu gelangen, müssen 190 Höhenmeter überwunden werden, denn es gibt – wie auch schon im 13. Jahrhundert - keine Fahrstraße für Autos. Dafür können Lebensmittel, Baumaterialien oder Sanierungskonzepte durch eine kleine Zahnradbahn hoch in die Burg transportiert werden.

Die majestätische Burg und ihr atemberaubender Blick über das Rheintal vermitteln der Familie ein Gänsehautgefühl, das einmalig ist. Das empfinden auch die Menschen, die sich im Sommer die Ritterburg als Ausflugziel setzen.

Das Blockhaus in Linsengericht

Genauso blöd war unser Blick auch, als wir das hörten. Allerdings ist Linsengericht ein Ort, am Rande des Spessarts. Dort steht ein massives Blockhaus, an dem Spaziergänger nicht nur einmal Halt machen. Bei diesem Anblick fühlt man sich buchstäblich nach Kanada versetzt. Doch bei einigen sorgt diese Art zu wohnen für Verwirrung, denn viele bezeichnen das Blockhaus auch als Grillhütte, wobei sie davon weitgehend entfernt ist.
Den Traum des naturnahen Wohnens hat sich Familie Schattat mit diesem Haus erfüllt. Zusammengesetzt aus rohen Holzstämmen, die weder behandelt noch bestrichen wurden, gilt diese Holzart als besonders haltbar. Seit insgesamt 14 Jahren lebt die Familie im Blockhaus. Das Haus erinnert an einen Märchenfilm, in dem 100 Kubikmeter Holz verbaut sind. Es sind keine geraden Wände vorhanden, aber durch die Holzdecke der Kinderzimmer führt ein Kletterschacht nach oben ins Dachgeschoss.

Der Maulwurfshügel

Eine ungewöhnliche Form hat auch das Haus von Familie Heinz in Solms bei Wetzlar: Es gleicht einem riesengroßen Maulwurfshügel. Die Energiekosten des Hauses sind besonders niedrig, da die Erde ein wahnsinniger Wärmespeicher ist. Diese einzigartige Bauweise entspricht einer Bogenform aus Betonschalen, die an der Nord- und Südseite aus Holzwänden besteht. Unter dem Dach befinden sich 190 Quadratmeter, die sich auf insgesamt zwei Etagen verteilen. Der Herzenswunsch der Familie bestand darin, im Einklang mit der Natur zu stehen. Diesen Wunsch haben sie sich definitiv mit dem Maulwurfshügel erfüllt.

Seefahrergefühl auf einem Leuchtturm

Auf der Insel Marken nahe Amsterdam in den Niederlanden steht ein atemberaubender Leuchtturm, der von der Familie Spijker bewohnt wird. Auf zwei Etagen erfüllt sich die Familie ihren Wohntraum. Papa Spijker war früher Segler und liebte das Wasser und die Schiffe. Jetzt lebt er im Wasser mit den Schiffen herum.
Auf 90 Quadratmetern, in denen jede Ecke die große Leidenschaft der beiden ausfüllt, leben sie in purer Freiheit. Sie sammeln alles was mit Wasser, Schiffen oder Leuchttürmen zu tun hat. Eine schmale 15 Meter hohe Wendeltreppe führt sie in den Turm.

Doch das Wohnidyll hat auch seine unbequemen Seiten. Hin und wieder müssen kleine Reparaturen erledigt werden. Auch der Strom kommt aus einem Generator, der 200 Meter vom Haus entfernt steht. Das Wasser aus dem Hahn muss das Paar einmal im Monat mit Tanks aus dem Dorf holen. Bis zum nächsten Supermarkt auf der Insel Marken sind es rund zwei Kilometer.
Insgesamt zahlt das Paar aber nur 500 Euro Miete – und bekommt dafür ein Leben in Abgeschiedenheit. Einsam sind die beiden nicht, denn sie haben viele Freunde, Gäste und auch Besucher, die den Leuchtturm regelmäßig besuchen kommen.

Ein Baumhaus für Erwachsene

In Berlin wurden zwei moderne Baumhäuser errichtet, die vier Meter über dem Boden zwischen den Baumkronen alter Kiefer schweben. Die Faszination Baumhaus kommt aus der Kindheit. Vermutlich träumte jeder von uns mal eins zu bauen und in ihm zu leben. Nun wird es zur Realität: Das altersangemessene Wohnen, das eine perfekte Verbindung vom Spielerischen, dem Naturnahen und dem Experimentellen darstellt.

Die Bäume könnten die Last der Häuser allerdings nicht alleine stemmen – deshalb wurden zwei tragende Säulen aus Beton errichtet. Sie sind mit Holz verkleidet und sollen an Baumstämme erinnern. Zusätzlich verbergen sie Gas-, Wasser- und Stromleitungen. Mehr als ein Jahr dauerte die Planung der jeweils 150.000 Euro teuren Häuser, dabei war der Bau schon nach anderthalb Monaten fertig.

Jedes Baumhaus bietet eine Wohnfläche von 28 Quadratmeter. Bei der Innenausstattung wurde hauptsächlich mit natürlichen Materialien gearbeitet: Das ganze Haus besteht aus Massivholz, das nicht behandelt wurde. Dadurch entsteht ein tolles Raumklima, in dem man das Holz förmlich riechen kann. Auf der anderen Seite wollte man die Weite und Luftigkeit des Raumes haben, um auch die Natur aufzunehmen. Denn am schönsten schläft es sich, wenn das Fenster offen ist und man morgens von den Vögeln, der Sonne und dem Laub geweckt wird. Solche Luxusbaumhäuser sind sehr gefragt. Der Bremer Architekt Andreas Wenning realisiert Baumhäuser auf der ganzen Welt, zum Beispiel auch in Florida, Brasilien und Frankreich.

Baumhäuser werden zum Trend, weil die Nähe zur Natur immer mehr gesucht wird: Menschen suchen mehr nach Abenteuern, die auch mit Ruhe zu tun haben und nicht nur auf Action basieren.

Der Kindheitstraum, der hier war wird, vermittelt ein völlig anderes Wohnen. Das Gefühl weit weg zu sein und nicht in der Hauptstadt Deutschlands aufzuwachen wird hier zur Realität.

Das Selbstversorgerhaus

Mit dem Prototyp eines modernen Selbstversorger-Hauses will die Yale University zum Nachdenken am weltweiten Wohnungsbau anregen. Seit dieser Woche steht vor dem Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York das „Ecological Living Module“, kurz ELM, das auf zwei Etagen Platz für eine vierköpfige Familie bereitstellt. Auf insgesamt 22 Quadratmeter Wohnraum, Lebensmittel-Anbau für 260 Tage des Jahres sowie Strom und Wasser aus eigener Produktion. Das Haus wurde aus Holz und anderen erneuerbaren Rohstoffen errichtet. Die Herstellung dauerte vier Wochen, aber innerhalb von zwei Tagen kann der trapezförmige Container zusammengebaut werden. Das Selbstversorgerhaus bereitet Trinkwasser aus Regenwasser und Luftfeuchtigkeit auf, gewinnt Strom durch eine Solaranlage und baut an drei Außenwänden Obst und Gemüse an.

Tiny Houses

Der Begriff "Tiny House" stammt ursprünglich aus den USA und bezeichnet die kleinste Form von Wohngebäuden - sogenannte Kleinsthäuser. Darunter fallen Häuser, die eine Grundfläche von maximal 37 Quadratmeter bieten. Im deutschen Sprachgebrauch werden sie als Mikrohaus, Minihaus oder Kleinhaus bezeichnet. Um die Zielgruppe zu erreichen, werden die Häuser auch "Singlehäuser" genannt und verfügen über alles Wesentliche, was man zum Wohnen braucht: ein Wohnbereich mit Kochnische, ein Sanitärbereich mit Dusche und Toilette sowie ein Schlafloft. Dabei geht es hauptsächlich um eine Reduzierung auf das Wesentliche zugunsten finanzieller Freiheit und persönlicher Unabhängigkeit sowie einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Ökologie zu leisten.

look no further, I've found home. // #tinyhouse North Carolina Photo by @no4cottonburrow

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Leider begegnet man bei uns bisher nur wenigen Tiny Houses, da die deutsche Straßenverkehrsordnung nur Anhänger bis vier Meter Höhe und 2,55 Meter Breite ohne Sonderzulassung gestattet und sich eine Länge über sieben Meter nicht wirklich durch Deutschland und die Nachbarstaaten bewegen lässt. Trotzdem gibt es auch hier so langsam eine Bewegung, zum Beispiel den Tinyhouse University e.V. in Berlin und Begeisterte, die die Tiny Houses auch hierzulande bekannter machen wollen wie zum Beispiel Fiona und Boris und ihrer "Mission Winzig": sie möchten ein Haus mit weniger als 20 Quadratmeter bauen, das weniger als 15.000 € kosten soll.

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