Utopisch denken

Utopisch denken

Real-Utopist Lino Zeddies im Interview

Von  Elise Hoffmann (Interview)
Lino Zeddies ist Real-Utopist, Ökonom und Autor des Buchs 'Utopia 2048'. Mit egoFM Elise hat er über Utopien in einer dystopisch anmutenden Welt gesprochen.


Was ist eine Utopie?

Dazu muss natürlich erst geklärt werden, was eine Utopie überhaupt ist: Lino beschreibt den Begriff als inspirierenden, positiven Nicht-Ort. Dessen Gegenteil ist dann die Dystopie. Utopien brauchen wir laut ihm als Vision für eine bessere Welt, um in Zukunft eine nachhaltigere Gesellschaft aufbauen zu können.
 
"Wenn wir überhaupt keine Vorstellungen haben, wo wir hinwollen, wird es natürlich auch schwierig, da positive Entwicklungen zu erreichen. […] Gegenwärtig ist viel der öffentlichen Diskussion zu sehr fokussiert auf die Probleme, mit denen man sich natürlich auch beschäftigen muss, aber wenn wir uns nur mit den Problemen beschäftigen, ohne positive Visionen, die dem gegenüberstehen, dann bleiben wir verhaftet im Alten und in der Krise." - Lino Zeddies
 

Utopie-Mangel

Theoretisch kann jede*r Utopien entwickeln, erklärt Lino. Allerdings erschwere der Mangel an positiven Erzählungen das utopische Denken. In den Medien, Kinos und Bücherläden finde man kaum Geschichten, die den Traum von idealen Orten greifbar machen – eher das Gegenteil sei der Fall. Wenn man auf der Suche nach negativen Prognosen unserer Zukunft ist, wird man schnell fündig. Dabei können uns utopische Vorstellungen dabei helfen, das dystopische in der Welt zu bekämpfen. Lino ist der Meinung, dass wir dazu eine Balance zwischen Schwierigkeiten und Utopien schaffen müssen. Mit konstruktiven Gegenentwürfen zu Krisen sei es aber deutlich leichter, diese zu überwinden, wenn man ein positives Ziel vor Augen hat.
 
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Linos persönliche Utopie

"Ich sehe in der utopischen Welt erstmal ein bedingungsloses Grundeinkommen […]. In dieser Welt ist die Demokratie aufgeblüht […], Nachbarschaften sind sehr viel partizipativer und gemeinschaftlicher […]. Städte sind ergrünt, es fahren eigentlich keine Autos mehr in den Städten, stattdessen ist unheimlich viel Platz geworden für Begegnungen, Spielplätze, Sportparks, Gärten. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind dafür fantastisch, es ist einfach viel mehr Lebensqualität in der Stadt." - Lino Zeddies


Wie erreicht man die Utopie?

Die Lösungen, um eine Welt wie diese zu erreichen, gibt es laut Lino schon, sie seien nur nicht so bekannt und hochskaliert. Es gehe weniger um Technologiedurchbrüche, sondern mehr darum, die vielen kleinen Lösungsansätze miteinander zu verknüpfen. Dass wir dazu auf manche Dinge verzichten müssen, sieht Lino nicht als Problem. Für ihn ist das kein Verzicht, sondern der Umbau zu einem guten Leben.

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